Nordhausen
(psv) Vor 99 Jahren, am 8. April 1915, wurde die Künstlerin,
Kunstsammlerin und Kunstmäzenin und Ehrenbürgerin der Stadt Nordhausen
Ilsetraut Glock, als Ilsetraut Grabe in Nordhausen
geboren.
Nach
ihrem Abitur hatte sie den ersten Kontakt zur Kunst durch die Nordhäuser
Malerin Maria Schmidt-Franken. Von 1935 – 37 studierte sie Malerei und
Grafik bei Prof. Wöhler in Hannover, anschließend
an der Werkkunstschule Hildesheim. Kurz nach der Aufnahme an die
Kunsthochschule Berlin brach der II. Weltkrieg ihre Ausbildung leider
ab. 1941 heiratete sie ihren Mann, mit dem sie 63 Jahre glücklich
zusammenlebte und übersiedelte kurzeitig nach Berlin. Ihre
Tätigkeit als Bühnenbildnerin am Stadttheater Nordhausen von 1947 bis
1948 brachte ihr eine besondere Freundschaft mit dem Künstler Hann
Trier und eine Begegnung mit Rudolf Hagelstange. 1950 zog sie als
freischaffende Künstlerin nach Bonn.
Ilsetraut
Glock lebte und arbeitete über 6 Jahrzehnte in Alfter-Oedekoven bei
Bonn und zählt zu den bedeutendsten Rheinischen Künstlern.
Auszeichnungen und Kunstpreise, wie die August-Macke-Medaille
der Stadt Bonn 1991 oder "Werkwechsel 2" , der Katalogpreis der
Bundes-Gedok 1991 und die Ehrenmitgliedschaft der Gedok Bonn 2000
würdigten ihr künstlerisches Schaffen. Ihre Werke sind u.a. im
Rheinischen Landesmuseum und dem Kunstmuseum Bonn vertreten. Auch
an der Jubiläumsausstellung der Bonner Künstlerinnen-Gemeinschaft
anlässlich des 60 jährigen Jubiläums 2012 war Ilsetraut Glock mit einem
Werk vertreten, eine Tatsache, auf die sie sehr stolz war.
In
Verbindung mit der 1998 gegründeten Ilsetraut Glock-Grabe Stiftung
kamen Werke aus allen Schaffensphasen
der Künstlerin ins Kunsthaus Meyenburg nach Nordhausen. Ihre letzte
Schenkung erfolgte im Juli 2012 mit ihrem malerischen Spätwerk, eine
6-teilige Arbeit mit dem Titel: „Erinnerungen an den Hades“. Mit der
Stiftung verband sie die Intention, die Kunst und
Kultur ihrer Heimatstadt zu fördern.
Sie
war aber nicht nur selbst eine gute Künstlerin, sondern erkannte auch
das Talent anderer Künstler
frühzeitig und vor allem deren ansteigende künstlerische Bedeutung, wie
z.B. von Max Ernst oder Horst Janssen. Ein Grund dafür, dass sie in
vielen Jahrzehnten Sammlungstätigkeit eine faszinierende Kunstsammlung
zusammengetragen hat, die die bekanntesten Künstler
des 19. und 20. Jahrhunderts in Europa beinhaltet. Einen Großteil der
Sammlung, mit über 650 Kunstwerken, hat sie in den letzten 14 Jahren der
Stadt Nordhausen geschenkt, dazu gehören Werke so namhafter Künstler
wie Henri Matisse, Joan Miró, Otto Pankok, Ernst
Barlach, Hundertwasser oder Horst Janssen. Hinzu kommen Werke von HAP
Grieshaber, Hansen-Bahia sowie Werner Tübke bis hin zu Bernhard Schulze,
H. A. Schult und Joseph Beuys. Von William Hogarth und Honoré Daumier
stammen die ältesten Grafiken.
Durch
diese beeindruckende Kunstsammlung wurden und werden die Nordhäuser
Museen in die Lage versetzt,
weit über ihre Grenzen hinaus zu wirken. Als Dank für ihr großes
Engagement für die Kunst in unserer Region wurde Ilsetraut Glock 2002
zur Ehrenbürgerin der Stadt Nordhausen ernannt. 2003 wurde ihr vom
Thüringer Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel der Thüringische
Verdienstorden verliehen. Eine besondere Eigenschaft, die Ilsetraut
Glock auszeichnete, war neben ihrem uneingeschränkten Engagement für
die Kunst, auch ihre Fähigkeit, Menschen aus den unterschiedlichsten
Bereichen – Musik, Literatur, Theater, Journalismus
und Kunst - zusammenzubringen und damit genreübergreifende Ideen zu
entwickeln und auch zu verwirklichen.
Zu
Ehren von Ilsetraut Glock präsentiert das Kunsthaus Meyenburg noch bis
zum 31. Mai in der Sonderausstellung
„Die Kunst ist weiblich.“ 44 Werke der Künstlerin. Die Ausstellung
zeigt neben ihrem bekanntesten grafischen Zyklus „Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit“ erstmals einen großen Teil des malerischen Oeuvres der
Künstlerin. Dazu gehören ihre Werke aus der
„Gletscher-Reihe“ ebenso wie der „Nibelungen-Zyklus“, den Ilsetraut
Glock in 7 großformatigen Blättern im Zeitraum von 1983 bis 1985 in
Mischtechnik mit Linolkreide, Tusche, Acryl und Rötel zum Thema
„Nibelungen“ geschaffen hat.
Am Sonntag, den 13. April,
um 15.00 Uhr, führt Kunsthaus-Leiterin Susanne Hinsching wieder durch
die Sonderausstellung im Kunsthaus Meyenburg.
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