Damit komme ich allerdings reichlich
spät, falls das überhaupt jemand erwartete. Google zählt zwar für
mich die Nutzer, die mich jeden Tag anklicken, nur habe ich keine
Ahnung, was deren Grund ist.
Dafür weiß ich um den Grund der
Verspätung meiner Osterwünsche: Ursache ist oder war im Grunde ein
Artikel in der „taz“, auf den ich gestern stieß. Unter dem
Aspekt „Glaube in der Öffentlichkeit“ lautete dessen Titel: „Ist
es heute peinlich, Christ zu sein?“ Und schon dieser Titel
irritierte mich. In der Einleitung heißt es (Auszug): Seit 1990
treten rund 250 000 Gläubige im Jahr aus den christlichen Kirchen
aus. Bekennt sich überhaupt noch jemand zu seinem Glauben?“ (Ende
des Auszugs)
Und auch das ist mir suspekt, zumal ja
über die Gründe, die jemanden aus der Kirche austreten lässt, seit
Jahren diskutiert wird. Und je nach Interessenlage sind die Argumente
jeweils recht unterschiedlich. Ein „Gläubiger“ tritt wohl in den
wenigsten Fällen aus seiner christlichen Kirche aus, weil er seinen
Glauben wirklich verloren hat – ich weiß nicht, ob das früher in
der DDR wirklich der Grund war – die Gründe jedenfalls sind
vielfältig. Und wenn da gefragt wird, ob sich überhaupt noch jemand
zu seinen Glauben bekennt, dann kann ich mich mit „jemand“
angesprochen fühlen, oder auch nicht. Und ebenso kann ich daraus ein
Thema machen (wie das in der „taz“ der Fall ist) oder auch nicht.
Im erstgenanntem Fall also fällt es mir schwer, in gemeintem
Zusammenhang mit dem Begriff „peinlich“etwas anzufangen. Damit
wird der Glaube meines Erachtens auf die gleiche Stufe gestellt wie
etwa das Bekenntnis zu einer außerehelichen Beziehung oder einer
geschlechtlichen Veranlagung, die vom Heterogenen abweicht. Mir
jedenfalls ist es nicht peinlich, mich zu meinem christlichen Glauben
zu bekennen.
Und dann also wird die Frage des
öffentlichen Bekenntnisses zum Glauben von der „taz“ zum
allgemeinen Thema gemacht. Die Autorin (Maria Rossbauer) bekennt –
offenbar zum leichteren Einstieg ins Thema - sich bewusst von ihrem
Glauben verabschiedet zu haben. Das öffentliche Bekenntnis einer
Verabschiedung vom Glauben ist demzufolge nicht peinlich. Sie fügt
allerdings hinzu, dass der religiöse „Phantomschmerz“ bleibt.
Ein ausführlicher Bericht dazu wird in der Ausgabe vom 19./20./21.
April 2014 angekündigt.
Während ich nun heute morgen durch die
Natur wanderte – die Antiquareiche ist mir da gern beliebte
Zwischen- (Denk-)station – drängten sich mir unwillkürlich wieder
Überlegungen zu dieser Glaubensfrage auf. Und führten eigentlich zu
der Absicht, mir diese Wochenendausgabe der „taz“ zu besorgen.
Als ich nachhause kam, begann in der ARD gerade die Übertragung des
Ostergottesdienstes am Petersplatz in Rom, auf dem sich etwa 150 000
Menschen versammelt hatten, um die Papstmesse zu erleben. Ist das
aber nicht genug Bekenntnis zum christlichen Glauben? Denn die sich
dort versammelt hatten, stehen ja wohl auch stellvertretend für mich
und viele, viele andere, die nicht nach Rom fahren konnten? Ich bin
glücklich in meinem Glauben, den ich im Vertrauen auf meinen
Herrgott bei meinen Wanderungen in der Natur erlebe, bei Aufführungen
der Nordhäuser Kantorei – wie kürzlich die Matthäuspassion –
oder auch beim Gottesdienst im Dom. Und ich kann mich sogar über
kleine Hinweise auf Ostern freuen, denen ich unterwegs begegne. Im
übrigen habe ich ja in meinem Eintrag zur Matthäuspassion wissen
lassen, dass sich meine Zuversicht in dem vom Kantoreichor gesungenem
Lied findet: „Wenn ich einmal soll scheiden . . .“ Aber erst
einmal ist Ostern und dafür also wünsche ich meinen Nutzern noch
alles, alles Gute.
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