Sonntag, 20. April 2014

Alle guten Osterwünsche

Damit komme ich allerdings reichlich spät, falls das überhaupt jemand erwartete. Google zählt zwar für mich die Nutzer, die mich jeden Tag anklicken, nur habe ich keine Ahnung, was deren Grund ist.

Dafür weiß ich um den Grund der Verspätung meiner Osterwünsche: Ursache ist oder war im Grunde ein Artikel in der „taz“, auf den ich gestern stieß. Unter dem Aspekt „Glaube in der Öffentlichkeit“ lautete dessen Titel: „Ist es heute peinlich, Christ zu sein?“ Und schon dieser Titel irritierte mich. In der Einleitung heißt es (Auszug): Seit 1990 treten rund 250 000 Gläubige im Jahr aus den christlichen Kirchen aus. Bekennt sich überhaupt noch jemand zu seinem Glauben?“ (Ende des Auszugs)
Und auch das ist mir suspekt, zumal ja über die Gründe, die jemanden aus der Kirche austreten lässt, seit Jahren diskutiert wird. Und je nach Interessenlage sind die Argumente jeweils recht unterschiedlich. Ein „Gläubiger“ tritt wohl in den wenigsten Fällen aus seiner christlichen Kirche aus, weil er seinen Glauben wirklich verloren hat – ich weiß nicht, ob das früher in der DDR wirklich der Grund war – die Gründe jedenfalls sind vielfältig. Und wenn da gefragt wird, ob sich überhaupt noch jemand zu seinen Glauben bekennt, dann kann ich mich mit „jemand“ angesprochen fühlen, oder auch nicht. Und ebenso kann ich daraus ein Thema machen (wie das in der „taz“ der Fall ist) oder auch nicht. Im erstgenanntem Fall also fällt es mir schwer, in gemeintem Zusammenhang mit dem Begriff „peinlich“etwas anzufangen. Damit wird der Glaube meines Erachtens auf die gleiche Stufe gestellt wie etwa das Bekenntnis zu einer außerehelichen Beziehung oder einer geschlechtlichen Veranlagung, die vom Heterogenen abweicht. Mir jedenfalls ist es nicht peinlich, mich zu meinem christlichen Glauben zu bekennen.

Und dann also wird die Frage des öffentlichen Bekenntnisses zum Glauben von der „taz“ zum allgemeinen Thema gemacht. Die Autorin (Maria Rossbauer) bekennt – offenbar zum leichteren Einstieg ins Thema - sich bewusst von ihrem Glauben verabschiedet zu haben. Das öffentliche Bekenntnis einer Verabschiedung vom Glauben ist demzufolge nicht peinlich. Sie fügt allerdings hinzu, dass der religiöse „Phantomschmerz“ bleibt. Ein ausführlicher Bericht dazu wird in der Ausgabe vom 19./20./21. April 2014 angekündigt.


Während ich nun heute morgen durch die Natur wanderte – die Antiquareiche ist mir da gern beliebte Zwischen- (Denk-)station – drängten sich mir unwillkürlich wieder Überlegungen zu dieser Glaubensfrage auf. Und führten eigentlich zu der Absicht, mir diese Wochenendausgabe der „taz“ zu besorgen. Als ich nachhause kam, begann in der ARD gerade die Übertragung des Ostergottesdienstes am Petersplatz in Rom, auf dem sich etwa 150 000 Menschen versammelt hatten, um die Papstmesse zu erleben. Ist das aber nicht genug Bekenntnis zum christlichen Glauben? Denn die sich dort versammelt hatten, stehen ja wohl auch stellvertretend für mich und viele, viele andere, die nicht nach Rom fahren konnten? Ich bin glücklich in meinem Glauben, den ich im Vertrauen auf meinen Herrgott bei meinen Wanderungen in der Natur erlebe, bei Aufführungen der Nordhäuser Kantorei – wie kürzlich die Matthäuspassion – oder auch beim Gottesdienst im Dom. Und ich kann mich sogar über kleine Hinweise auf Ostern freuen, denen ich unterwegs begegne. Im übrigen habe ich ja in meinem Eintrag zur Matthäuspassion wissen lassen, dass sich meine Zuversicht in dem vom Kantoreichor gesungenem Lied findet: „Wenn ich einmal soll scheiden . . .“ Aber erst einmal ist Ostern und dafür also wünsche ich meinen Nutzern noch alles, alles Gute.

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