Sonntag, 6. April 2014

Alles ungefragter Kandidatenwatch?

Wie wertet man wohl Äußerungen oder auch Berichte eines Menschen, der sich im Berufs-, politischen-, oder auch gesellschaftlichen Leben engagiert und sich dabei öffentlich äußert? Ist dann seine jeweilige Motivation und Absicht maßgebend oder aber der Eindruck, den er damit in der Öffentlichkeit, beim Leser oder Hörer damit weckt? Und kann er bewirken, dass seine Äußerungen gerade so, wie er das möchte, verstanden werden?
Ich wollte bei dieser Überlegung eigentlich auf der lokalen Ebene bleiben, nur fällt mir da gerade als Beispiel aus der hohen Politik Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ein, der sich jüngst zur Annexion der Krim durch Russland äußerte und dabei gewisse Parallelen zu der Annexion des Sudentenlandes 1938 durch Adolf Hitler sah (siehe dazu auch meinen Eintrag vom 4. März „Nichts gelernt aus der Geschichte?). Schäuble sah sich veranlasst, sich gegen den Vorwurf zu verwahren, Russlands Präsident Wladimir Putin und sein Land mit Adolf Hitler und Nazi-Deutschland verglichen zu haben. Schon bei seinen in die Kritik geratenen Äußerungen vor Schülern habe er ausdrücklich erklärt: "Wir vergleichen das nicht", sagte der CDU-Politiker in der ARD. Dass es in Moskau als Vergleich verstanden wurde, mag seine Gründe haben.
Damit kehre ich auf die lokale (banalere) Ebene zurück. In der „Nordhäuser Allgemeine“ vom 31,03,14 äußerte sich Hans-Georg Backhaus als einfacher NA-Leser (siehe Unterschrift) zum Namen der Kulturbibliothek. In der Online-Zeitung findet sich der gleiche Leserbrief, dort allerdings unterschrieben mit dem Zusatz „Mitglied der SPD“. Und gemessen an den Kommentaren ist die Wirkung entsprechend. War es so gewollt, gelenkt oder unabsichtlich? Und wenn ja, von wem?
Ein weiteres Beispiel ist der Leserbrief des Olaf Schulze „Es kotzt ihn an“ in der NA am 4. März. Zwar ist auch der einfach unterschrieben mit Olaf Schulze, bekommt allerdings durch den Zusatz des Chefredakteurs Thomas Müller, dass Olaf Schulze parteiloser Stadtratkandidat auf der SPD-Liste steht, eine politische Tendenz. Im gleichen Leserbrief in der Online-Zeitung fehlt ein solcher Hinweis, die anonymen Kommentare sind entsprechend „durchsetzt“.

Die beiden Beispiele scheinen mir deshalb von Bedeutung, weil sich beide Leserbriefschreiber recht aktiv zeigen: teils als solche, teils aber auch als Reporter, Berichterstatter bzw. Rezensent. Oder auch als Abfallberater oder Leiter des OKN. Und beide sind Stadtratkandidaten für die SPD. Wer weiß dann schon, als was sie sich jeweils äußern, für wen und wozu? Man kann darüber spekulieren, oder Alles in einen Topf werfen, umrühren und ausgären lassen. Bis zum 25. Mai. Das wiederum müsste nicht sein, wenn man in den Redaktionen mehr Sensibilität und Neutralität besitzen und zeigen würde.   

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