Wie wertet man wohl Äußerungen oder
auch Berichte eines Menschen, der sich im Berufs-, politischen-, oder
auch gesellschaftlichen Leben engagiert und sich dabei öffentlich
äußert? Ist dann seine jeweilige Motivation und Absicht maßgebend
oder aber der Eindruck, den er damit in der Öffentlichkeit, beim
Leser oder Hörer damit weckt? Und kann er bewirken, dass seine
Äußerungen gerade so, wie er das möchte, verstanden werden?
Ich wollte bei dieser Überlegung
eigentlich auf der lokalen Ebene bleiben, nur fällt mir da gerade
als Beispiel aus der hohen Politik Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble ein, der sich jüngst zur Annexion der Krim durch Russland
äußerte und dabei gewisse Parallelen zu der Annexion des
Sudentenlandes 1938 durch Adolf Hitler sah (siehe dazu auch meinen
Eintrag vom 4. März „Nichts gelernt aus der Geschichte?). Schäuble
sah sich veranlasst, sich gegen den Vorwurf zu verwahren, Russlands
Präsident Wladimir Putin und sein Land mit Adolf Hitler und
Nazi-Deutschland verglichen zu haben. Schon bei seinen in die Kritik
geratenen Äußerungen vor Schülern habe er ausdrücklich erklärt:
"Wir vergleichen das nicht", sagte der CDU-Politiker in der
ARD. Dass es in Moskau als Vergleich verstanden wurde, mag seine
Gründe haben.
Damit
kehre ich auf die lokale (banalere) Ebene zurück. In der „Nordhäuser
Allgemeine“ vom 31,03,14 äußerte sich Hans-Georg Backhaus als
einfacher NA-Leser (siehe Unterschrift) zum Namen der
Kulturbibliothek. In der Online-Zeitung findet sich der gleiche
Leserbrief, dort allerdings unterschrieben mit dem Zusatz „Mitglied
der SPD“. Und gemessen an den Kommentaren ist die Wirkung
entsprechend. War es so gewollt, gelenkt oder unabsichtlich? Und wenn
ja, von wem?
Ein
weiteres Beispiel ist der Leserbrief des Olaf Schulze „Es kotzt ihn
an“ in der NA am 4. März. Zwar ist auch der einfach unterschrieben
mit Olaf Schulze, bekommt allerdings durch den Zusatz des
Chefredakteurs Thomas Müller, dass Olaf Schulze parteiloser
Stadtratkandidat auf der SPD-Liste steht, eine politische Tendenz.
Im gleichen Leserbrief in der Online-Zeitung fehlt ein solcher
Hinweis, die anonymen Kommentare sind entsprechend „durchsetzt“.
Die
beiden Beispiele scheinen mir deshalb von Bedeutung, weil sich beide
Leserbriefschreiber recht aktiv zeigen: teils als solche, teils aber
auch als Reporter, Berichterstatter bzw. Rezensent. Oder auch als
Abfallberater oder Leiter des OKN. Und beide sind Stadtratkandidaten
für die SPD. Wer weiß dann schon, als was sie sich jeweils äußern,
für wen und wozu? Man kann darüber spekulieren, oder Alles in einen
Topf werfen, umrühren und ausgären lassen. Bis zum 25. Mai. Das wiederum müsste nicht sein, wenn man in den Redaktionen mehr Sensibilität und Neutralität besitzen und zeigen würde.
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