Kunst also ist weiblich. Als
unbefangener Leser dieses Titels, der derzeit im Kunsthaus Meyenburg
laufenden Ausstellung wird mir dabei schon leicht und zunächst die
Vorstellung vermittelt, die Kunst sei ganz allgemein weiblich.
Eigentlich hatte ich nun eine Reaktion aus der künstlerisch tätigen
Männerwelt erwartet. Sie kam zumindest bisher nicht. Obwohl die so
betitelte Ausstellung doch sogar in der Mediathek der ARD Beachtung
fand.
Statt dessen wird vom Kunsthaus
Meyenburg Förderverein mitgeteilt, dass die in Berlin ansässige
Künstlerin Claudia Borchers in der Reaktion auf die bisherigen
Würdigungen dieser Ausstellung dem Kunsthaus zwei Grafiken schenkte,
um damit die weiblich geartete Kunst zu bekräftigen (siehe vorhergehenden Eintrag dazu). Das wäre an
sich anerkennend zur Kenntnis zu nehmen, wenn sich die Künstlerin im
Gespräch nicht auch zur Unterschiedlichkeit der Geschlechter
geäußert hätte: „Ich sehe die Frauen heute als viel
selbständiger an als früher, warum soll man sie nicht auch mit
einer gewissen Stärke, ihren Ecken und Kanten zeigen.“ Und Dr.
Pientka, Vorsitzender des Meyenburg Fördervereins stellt fest, dass
dem nichts hinzuzufügen sei und zu dem Thema der Ausstellung „Die
Kunst ist weiblich“ korrespondiert. Der Vollständigkeit halber sei
hinzugefügt, dass sich die Künstlerin zuvor noch zum weiblichen Akt
und zur Unterschiedlichkeit der Körperstrukturen von Mann und Frau
äußerte.
Zu dieser Unterschiedlichkeit der
Körperstrukturen kann und will ich lediglich anmerken, dass meinen
Vorstellungen von geschlechtsbedingten Körperstrukturen wohl noch
immer Reste der Bildhauerei Josef Thoraks anhaften, womit ich es hier allerdings bewenden lasse. Die Äußerung Borchers über die
gegenüber früher viel selbständiger gewordene Frau ist nun
allerdings keine künstlerische, sondern eine gesellschaftlich
gemeinte Einschätzung. Der ich als Vater von drei Töchtern durchaus
mit Genugtuung zustimmen kann. Sie bringt mir allerdings die
Diskussion vom 30. März im ZDF von Peter Hahne mit der Journalistin Elisabeth Raether und dem Männerexperten Dr. Walter Hollstein in Erinnerung. Es ging dort um die Frage, ob Männer inzwischen sogar die Verlierer der Emanzipation sind?
Diskussion vom 30. März im ZDF von Peter Hahne mit der Journalistin Elisabeth Raether und dem Männerexperten Dr. Walter Hollstein in Erinnerung. Es ging dort um die Frage, ob Männer inzwischen sogar die Verlierer der Emanzipation sind?
Dabei hieß es, dass psychische
Krankheiten, höhere Suizidraten und der ständige Druck, den Spagat
zwischen Beruf und Familie möglichst elegant zu lösen,
Stressfaktoren sind, denen die heutigen Männer ausgesetzt sind.
Während es für Frauen und Mädchen zahlreiche Anlauf- und
Beratungsstellen gibt, scheint gesellschaftlicher Konsens darüber zu
herrschen, dass Männer ihre Probleme – so sie überhaupt welche
bei sich sehen - am besten alleine lösen.
Ich fand die Diskussion durchaus
interessant, die u.a. darauf hinauslief, dass Männer heutzutage
neben ihrer angestammten Rolle gleichzeitig noch fürsorgliche
Familienväter, zärtliche Liebhaber und tatkräftige Unterstützer
im Haushalt sein sollen. Und gipfelte in der Überlegung, ob die
holde Damenwelt vielleicht schon zu viel von den Männern erwartet?
Während also darüber diskutiert wird,
wie die Männer in unserer Gesellschaft mit diesen veränderten
Rollenbildern umgeht, scheinen die Frauen schon sehr viel weiter zu
sein. Im Wartebereich meines Arztes fiel mir gerade gestern ein
„Brigitte Woman“-Heft in die Hände, in dem in einem Artikel
festgestellt wird, dass Frauen in ihrem Inneren grundsätzlich doch
stärker als Männer sind. Und in einem weiteren Artikel beschäftigt
sich eine Autorin (Maria Karau) unter „Psychologie und Partnerschaft“ zum Thema
Männer mit der Überlegung, warum nur einen nehmen, wenn man alle
haben kann? Was immerhin von einem sehr ausgeprägten femininen
Selbstwertbewusstsein spricht.
Ohne weiter darauf einzugehen bleibt es
jedenfalls bei der inzwischen feststehenden Tatsache, dass Frauen
inzwischen sehr viel selbständiger sind als früher. Was das aber
familiär und gesellschaftlich für Folgen hat, scheint noch
durchaus offen zu sein. Und in der Kunst?
Da fällt es mir dann nicht schwer, der
Kunsthistorikerin und Leiterin des Kunsthauses Meyenburg zuzustimmen,
die in ihrem Vortrag zur Würdigung der Frauen in der Kunst am 27.
März u.a. die Hoffnung ausdrückte, dass es mit der gegenwärtigen
Ausstellung – noch bis zum 31. Mai - gelingt (gelingen wird) ganz
im Sinne von Ilsetraut Glock – einige Vorurteile gegenüber der
Kunst von Frauen abzubauen und zu zeigen, dass Künstlerinnen in
allen Bereichen, allen künstlerischen Techniken und künstlerischen
Motiven gleichberechtigt tätig sind. Und dass man nicht zwischen der
Kunst von Frauen und Männern unterscheiden sollte, sondern nur
zwischen guter und schlechter Kunst. Bravo kann ich da nur sagen. Und
die Ausstellung bald noch einmal besuchen.
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