Mittwoch, 15. März 2017

In der Augenklinik ist manches anders

Gestern endete wieder einmal eine meiner „Auszeiten“, die ich wie schon einige Male zuvor, im Klinikum in Nordhausen zubrachte. Die dann jeweils der Erhaltung meiner bis dahin verbliebenen Gesundheit oder Beweglichkeit galten. Und damit auch – unbeabsichtigt – der Erfahrung mit dem Klinikum, den dort behandelnden Ärzten und den Schwestern auf den betreffenden Stationen. Und das waren inzwischen eine ganze Anzahl. Deren Modalitäten – also Aufnahme, Unterbringung, ärztliche, fürsorgerische und soziale Betreuung - eigentlich stets gleich waren: im Falle der Notwendigkeit führte der Weg zunächst jeweils in die Anmeldung des Klinikums, von dort auf die betreffende Station wo man von einer Schwester in Empfang genommen und in ein Patientenzimmer geleitet wurde. In den folgenden Tagen gab es Arztvisiten und erfolgten die formellen und medizinischen Vorbereitungen für eine vorgesehene Operation, die sich auf die gesamt-körperlichen Umstände und Befindlichkeiten erstreckten. Medikamente, die man zu Hause zu nehmen hat, dürfen nicht mitgebracht werden, dafür ein Medikamentenplan, nach dem die klinikeigene Apotheke Art und Dosierung der Medikamente für die Aufenthaltszeit zusammenstellt In der Phase dieser Vorbereitungen war es immerhin möglich, ein mehr oder weniger persönliches (Vertrauens-)Verhältnis zum zuständigen Operateur, den behandelnden Ärzten und Schwestern zu begründen. Und dieses Verhältnis über die Operationsphase hinaus aufrecht zu erhalten. Oder auch weiter zu pflegen, soweit die Umstände dafür sprachen. Jedenfalls aber fühlte ich mich während der Aufenthaltszeit im Klinikum immer gut aufgehoben, versorgt und betreut. Was den Genesungs- und Rehabilitationsprozeß meines Erachtens beträchtlich förderte.

Ich habe dieses Procedere, diese Möglichkeiten und Erfahrung so relativ ausführlich dargestellt, weil sich meine aktuellen Erfahrungen mit und im Augenklinikum ganz wesentlich unterschieden von den bisher gemachten. Im Ergebnis habe ich auf keiner kennengelernten Abteilung und Station des Klinikums eine so unpersönliche, rein auf das Wesentliche beschränkte Begegnung und Behandlung mit und durch Ärzte und Schwestern erlebt wie in der Augenklinik: da führt der Weg nach der Anmeldung zwar in die Augenklinik, nicht aber auf Station zur Eingewöhnung, sondern in ein Wartezimmer mit einer wechselnden Zahl anderer Patienten. Nach kürzerer oder längerer Zeit erfolgt der Aufruf in den Behandlungsraum und dort von einem Platz zum anderen. Es ist meines Erachtens kaum möglich, die untersuchende Ärztin bzw. Arzt über das Nötigste hinaus zu kontaktieren. Nach Abschluss der Aufnahmeuntersuchung wurde mir das Ergebnis mitgeteilt mit den Erfordernissen und Vorschlägen, die sich danach als notwendig erwiesen. Es interessieren dabei ausschließlich die Augenprobleme und keinerlei sonstige gesundheitliche Beeinträchtigungen, mit denen ich sonst zu tun habe. Und für einen stationären Aufenthalt und Behandlung von Bedeutung sein könnten. Hier muss man auch Medikamente, die man sonst für zuhause verordnet bekommt, selbst mitbringen, dosieren und einnehmen. Eine Kontrolle findet mE nicht statt. Ich bekam im Patientenzimmer ein Bett zugewiesen, aber niemanden interessierte die richtige Einstellung der hightec gesteuerten Liegepositionen. Es erfolgte auch keine Unterweisung der Handhabung der Steuerelemente, man ist insgesamt sich selbst überlassen. Und wird aufgerufen, wenn Anwendungen anstehen. Man kommt sich ansonsten sehr allein gelassen vor und muss sich mit den Umständen, die man vorfindet (Patientenkontakte, Kommunikation, Zeitgestaltung) arrangieren.
Die Konsequenz? Man zieht sich auf sich selbst zurück und versucht, die Aufenthaltsdauer auf Station und im Klinikum nach Möglichkeit zu verkürzen. Und drängt den Chefarzt anlässlich der Ergebnisuntersuchung einer operativen Behandlung zur Entlassung. Und nimmt dafür auch ein gewisses Risiko in Kauf.

Dieser Eintrag stellt keine Kritik an diesen gemachten Erleben dar. Dafür war auch mein Aufenthalt in der Augenklinik viel zu kurz. Ich erlebte mehr oder weniger einen Massenbetrieb, der wohl auch kaum einen anderen Verlauf des stationären Aufenthaltes und -Behandlung durch Ärzte und Schwestern möglich macht. Immerhin aber stellte ich – sogar beim Chefarzt – Ansätze persönlichen Interesses und Kommunikation fest. Und schon dafür bedanke ich mich.


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