Nordhausen (HSPN) Alle zwei Jahre gibt es einen Tag, an dem die
Absolventen wieder an ihre Hochschule kommen können. Jetzt machte die
Hochschule Nordhausen umgekehrt einen Besuch bei ihren Absolventen. Anlass war,
dass gleich drei frisch gebackene Sozialmanagement-Absolventen (SoMa`s) gemeinsam
eine Einrichtung leiten – und zwar bei einem Träger, bei dem ein Absolvent aus
den ersten Jahrgängen längst in eine Führungsposition aufgestiegen ist.
Im Oktober vergangenen Jahres, beim Alumni-Tag an
der Hochschule Nordhausen, erzählte Sven Obermann, Leiter des Rettungsdienstes
beim Arbeiter-Samariter-Bund in Nörten-Hardenberg, von seiner neuen Aufgabe,
der Unterbringung einer großen Zahl von Flüchtlingen. Zu dieser Zeit wurden in
Deutschland viele Menschen aufgenommen, die ihre Heimat verlassen mussten.
Syrische Kriegsflüchtlinge vor allem, aber auch Menschen aus anderen Ländern,
in denen Not und Verfolgung an der Tagesordnung sind. Das Land Niedersachsen
bekam wie alle anderen einen Teil der Flüchtlinge zugewiesen und musste
innerhalb kürzester Zeit Notunterkünfte schaffen. Der Arbeiter-Samariter-Bund
(ASB) Nörten-Hardenberg verpflichtete sich erst in Adelebsen, dann in St.
Andreasberg und schließlich in Uslar, die ankommenden Menschen unterzubringen
und mit dem Nötigsten zu versorgen. Um diese neue Aufgabe zu bewältigen, wurden
Ehrenamtliche aus anderen Landesverbänden des ASB zusammengezogen. Parallel
dazu suchte Sven Obermann
Personal, möglichst Fachpersonal, das die
Unterbringung managen konnte. So kam Marcel Arndt gleich nach dem Abschluss des
Sozialmanagementstudiums an seinen ersten Arbeitsvertrag. Nach kurzer
Einführung in das Flüchtlingsmanagement in St. Andreasberg bekam er die Aufgabe,
im alten Uslarer Krankenhaus eine Erstaufnahme einzurichten. Zeitweilig waren
mehr als 300 Personen in dem Objekt untergebracht, weshalb schnell weiteres
Personal notwendig wurde. Nicht nur Küchen- und Sicherheitspersonal, auch
Dolmetscher wurden eingestellt und Teil des neuen Teams. Innerhalb kürzester
Zeit wurde der ASB zur „Jobmaschine“ für die Umgebung. Einige
Langzeitarbeitslose kamen unverhofft wieder in Lohn und Brot. Als weiteres
Fachpersonal wurde kurz darauf Aileen Nickel als Sozialmanagementstudentin
eingestellt – sie übernahm das Belegungsmanagement und ist stellvertretende
Einrichtungsleiterin. Wenig später folgte Sabrina Richter als Leiterin eines
neu konzipierten Sozialdienstes, um die Orientierung der Geflüchteten zu
unterstützen. Außerdem managt sie die vielen Freiwilligen, die in der
Unterkunft arbeiten. Die Freiwilligen haben sich von Anfang an um die vielen
Spenden, vor allem die Bekleidung, gekümmert und eine bestens organisierte
Kleiderkammer aufgebaut. Die drei Absolventen der Nordhäuser Hochschule haben
als Berufsanfänger nicht nur eine enorme Herausforderung bewältigt, sondern
sich auch viele neue Kompetenzen in
kürzester Zeit angeeignet. Wie kann eine menschenwürdige Unterbringung realisiert
werden, welche Rücksicht auf die psychische Lage der Ankommenden ist
erforderlich und wie integriert man eine
solche Einrichtung in einer kleinen Stadt? Inzwischen existiert mit dem
Café Herzlich ein kleines erstes Integrationsprojekt, dem weitere folgen
sollen. Alle wollen nämlich mit anpacken – die Uslarer Bevölkerung, die
Bewohner der Unterkunft selbst und alle Mitarbeiter, allen voran die drei
Sozialmanager, die in ihrer Arbeit mehr sehen als einen schnellen
Berufseinstieg. Es sei immer eine ganz und gar ausfüllende und sinnvolle Tätigkeit.
Umso mehr, weil die Menschen dankbar für die Hilfe seien, von unvorstellbar
schrecklichen Erlebnissen berichten und voller Hoffnung in ihre Zukunft
schauen.
Besprochen wurde, dass im kommenden Semester Prof.
Bargfrede im Rahmen seiner Lehrveranstaltung „Aktuelle Probleme in der Soziale
Arbeit“, mit den Studierenden die Einrichtung besuchen wird. Außerdem sollen
Praktika und Abschlussarbeiten ermöglicht werden. Einer weiteren Kooperation
steht somit nichts im Wege. Es sei ein Privileg, so Prof. Bargfrede,
Absolventen aus dem Studiengang zu erleben, die so eine Pionierarbeit auf die
Beine gestellt habe.
Bild: Marcel Arndt, Prof. Dr. Hartmut Bargfrede, Nicola Bargfrede,
Sabrina Richter und Aileen Nickel vor der Erstaufnahmeeinrichtung des
Arbeiter-Samariter-Bundes in Uslar (v.l.)
Foto: privat
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