Donnerstag, 28. Juli 2016

Keine Neugier aufs Darknet?

Nachdem ein Amokläufer im Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschoß und dann sich selbst, wurde natürlich zuerst untersucht und festgestellt, wer dieser Attentäter war, danach aber auch gleich, woher er die Waffe hatte, mit der er die Bluttat beging. Es war natürlich die Polizei, die sehr schnell die Antwort auf diese Fragen fand, und sie der Öffentlichkeit – sprich: den Medien - mitteilte. Und die nahmen diese Antworten sogleich zum Anlass, zu recherchieren. Nachdem sie sich bis dahin eher in wilden Spekulationen, Mutmaßungen und Gerüchten ergingen.Dabei gewinne ich den Eindruck, dass der Herkunft der Waffe mehr und größere Bedeutung beigemessen wurde und wird, als dem Amokläufer selbst mit seinen Motiven.
Denn seitdem beherrscht das Thema Darknet als „die dunkle Seite des Internet“ die Medien. Ich weiß nicht, wie bekannt dieses Darknet bis zu diesem Amokläufer außerhalb der Fachwelt war, jetzt jedenfalls weiß es quasi jedes Kind. Dafür haben die Medien sehr nachdrücklich gesorgt. Und nicht nur das: wurde durch die Polizei bekannt, dass die Waffe des Täters dort besorgt wurde, weiß nun jeder Mediennutzer und Zeitungsleser, wie man zu diesem Darknet gelangt. Im Tagesspiegel etwa las ich (Auszug): „Es gibt keinen Türsteher in den dunklen Räumen, aber eine technische Schranke: Ohne einen Tor-Browser („The Onion Router“) kommt man nicht hinein in die virtuellen Regionen, die unbedarften Suchmaschinennutzern verborgen bleiben. Das Problem hat man jedoch schnell gelöst: Jeder Laie kann sich den sogenannten „Zwiebelbrowser“ herunterladen und sofort loslegen...“(Ende des Auszugs). Und natürlich erfährt der Nutzer auch noch vorher, was alles man sich dort außer Waffen noch besorgen kann, wie der Geschäftsverkehr abgewickelt wird und wie die Kommunikation verläuft.

Gewinnt man also durch die allgemeine Berichterstattung den Eindruck, dass man über das Darknet vor allem Drogen, Waffen udgl. anonym erwerben kann, erfährt man bei „Heise“ immerhin unter Berufung auf den „Chaos Computer Club“ (Auszug): „Nach dem Amoklauf in München hat der  Chaos Computer Club(CCC) davor gewarnt, die anonymen Bereiche des Internets zu verteufeln. „Das Bedrohungsszenario, das von deutschen Behörden gezeichnet wird, ist nicht sehr realistisch“, sagte Linus Neumann vom CCC der Deutschen Presse-Agentur.“ Ursprünglich sei das Darknet zum Schutz von Dissidenten entwickelt worden, die darauf angewiesen sind, anonym zu veröffentlichen und sich informieren zu können. Das gelte heute insbesondere für Menschen in der Türkei, Iran oder Syrien, sagte Neumann: "Hier ist eine Abwägung von Schaden und Nutzen wichtig." (Ende des Auszugs). Dass das Darknet also auch eine durchaus positive Funktion hat, davon wird in der allgemeinen (Internet-)Berichterstattung kaum Erwähnung getan. Das Bundekriminalamt erwähnt im „Bundeslagebild Cybercrime 2015“ das Darknet und erläutert es auch (siehe dort). Und deshalb wohl auch die Absicht der Politik, gegen das Darknet vorzugehen. Die Medien spielen dabei mit ihrer Berichterstattung – Ausnahmen ausgenommen – keine gute Rolle, wie ich meine. 

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