Nachdem ein Amokläufer im Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun
Menschen erschoß und dann sich selbst, wurde natürlich zuerst
untersucht und festgestellt, wer dieser Attentäter war, danach aber
auch gleich, woher er die Waffe hatte, mit der er die Bluttat beging.
Es war natürlich die Polizei, die sehr schnell die Antwort auf diese
Fragen fand, und sie der Öffentlichkeit – sprich: den Medien -
mitteilte. Und die nahmen diese Antworten sogleich zum Anlass, zu
recherchieren. Nachdem sie sich bis dahin eher in wilden
Spekulationen, Mutmaßungen und Gerüchten ergingen.Dabei gewinne ich
den Eindruck, dass der Herkunft der Waffe mehr und größere
Bedeutung beigemessen wurde und wird, als dem Amokläufer selbst mit
seinen Motiven.
Denn seitdem beherrscht das Thema Darknet als „die dunkle Seite
des Internet“ die Medien. Ich weiß nicht, wie bekannt dieses
Darknet bis zu diesem Amokläufer außerhalb der Fachwelt war, jetzt
jedenfalls weiß es quasi jedes Kind. Dafür haben die Medien sehr
nachdrücklich gesorgt. Und nicht nur das: wurde durch die Polizei
bekannt, dass die Waffe des Täters dort besorgt wurde, weiß nun
jeder Mediennutzer und Zeitungsleser, wie man zu diesem Darknet
gelangt. Im Tagesspiegel etwa las ich (Auszug): „Es gibt keinen
Türsteher in den dunklen Räumen, aber eine technische Schranke:
Ohne einen Tor-Browser („The Onion Router“) kommt man nicht
hinein in die virtuellen Regionen, die unbedarften
Suchmaschinennutzern verborgen bleiben. Das Problem hat man jedoch
schnell gelöst: Jeder Laie kann sich den sogenannten
„Zwiebelbrowser“ herunterladen und sofort loslegen...“(Ende des
Auszugs). Und natürlich erfährt der Nutzer auch noch vorher, was
alles man sich dort außer Waffen noch besorgen kann, wie der
Geschäftsverkehr abgewickelt wird und wie die Kommunikation
verläuft.
Gewinnt man also durch die allgemeine
Berichterstattung den Eindruck, dass man über das Darknet vor allem
Drogen, Waffen udgl. anonym erwerben kann, erfährt man bei „Heise“
immerhin unter Berufung auf den „Chaos Computer Club“ (Auszug):
„Nach
dem Amoklauf in München hat der Chaos Computer Club(CCC) davor
gewarnt, die anonymen Bereiche des Internets zu verteufeln. „Das
Bedrohungsszenario, das von deutschen Behörden gezeichnet wird, ist
nicht sehr realistisch“, sagte Linus Neumann vom CCC der Deutschen
Presse-Agentur.“
Ursprünglich sei das Darknet zum Schutz von
Dissidenten entwickelt worden, die darauf angewiesen sind, anonym zu
veröffentlichen und sich informieren zu können. Das gelte heute
insbesondere für Menschen in der Türkei, Iran oder Syrien, sagte
Neumann: "Hier ist eine Abwägung von Schaden und Nutzen
wichtig."
(Ende des Auszugs). Dass das Darknet also auch eine durchaus positive
Funktion hat, davon wird in der allgemeinen
(Internet-)Berichterstattung kaum Erwähnung getan. Das
Bundekriminalamt erwähnt im „Bundeslagebild
Cybercrime 2015“ das Darknet
und erläutert es auch (siehe dort). Und deshalb wohl auch die
Absicht der Politik, gegen das Darknet vorzugehen. Die Medien spielen
dabei mit ihrer Berichterstattung – Ausnahmen ausgenommen – keine
gute Rolle, wie ich meine.
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