Bevor ich mich dem gestrigen Geschehen
in der Domstraße 12 widme, habe ich allen zu danken, die mir die
Teilnahme an dieser Feierstunde überhaupt ermöglichten. Die
Erreichbarkeit des Herzstücks dieses Hauses, die Bohlenstube, dürfte
für manche betagte Menschen (mit körperlichen Einschränkungen)
schon im Grenzbereich liegen. Ich bedanke mich also bei Inge Klaan,
der Geschäftsführerin der SWG als für dieses Haus ursächlich
zuständig und ich bedanke mich ebenso bei den Mitgliedern der
Gästeführergilde. Von denen mir einzelne die Bewältigung des
steilen Treppenaufgangs ermöglichten, während Heinz Degener für
mich den einzigen in diesem Haus derzeit vorhandenen Sessel
organisierte. Meine Erinnerung ging in diesem Zusammenhang um gut
zwanzig Jahre zurück in jene Zeit, in der die Gästeführergilde
erstmals ihr Domizil in diesem Hause hatte und ich deren
Zusammenkünfte begleiten durfte. Um dabei einzusehen, dass die
Alterung des Menschen doch sehr viel rascher vor sich geht, als die
eines Hauses wie gerade diesem. Mir blieb aber auch genügend Zeit um
in der Betrachtung des sanierten Zustandes dieses Hauses die
harmonische Überleitung der neuen oder erneuerten Bausubstanz mit
der alten in Hausflur und Treppenaufgang zu bewundern. Dass
schließlich das Eröffnungsprocedere an einer Stelle vor der
Domstraße 12 stattfand, die mir von meinem hohem Fensterplatz im
oberen Stockwerk wenigstens den Mitschnitt der gehaltenen Ansprachen
ermöglichte, danke ich Inge Klaan. Ich bin der Auffassung, dass mir
dadurch gelebte gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wurde, die
nicht selbstverständlich und schon
deshalb der Erwähnung wert ist.
Wenn ich mich hier im weiteren Verlaufe
der Mitteilung der SWG zu diesem feierlichen Akt bediene dann
deshalb, weil bereits die TA ausführlich berichtete und ich hoffe,
zukünftig (wieder) das Vereinsleben und die Aktivitäten der
Gästeführergilde begleiten zu können. Deren Hilfsbereitschaft mir
Mut macht. Und soweit diese wieder in diesem Hause – insbesondere
der Bohlenstube – stattfinden bzw. ihren Ausgangspunkt nehmen
werden. Wobei die Geschichte dieses Hauses als herausragender Teil
der Nordhäuser Stadtgeschichte jeweils Thema sein dürfte. Die
Mitteilung der SWG also lautet:
SWG beendet Sanierung
an Nordhausens ältestem Haus: Gästeführergilde erhält neues
Domizil in der Domstraße 12
Nordhausen. Neues Leben in
Nordhausens ältestem Gebäudeensemble: Nach über zwei Jahrzehnten
zieht die Gästeführergilde wieder zurück in die Domstraße 12. Die
Sanierungsarbeiten an dem historischen Gebäude sind beendet. Die
Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWG),
Inge Klaan, überreichte am Dienstag dem Gästeführer-Chef Winfried
Wehrhan die Schlüssel für das Haus mit der markanten Außenfassade
und den Renaissancefenstern. „Heute wird eine Vision
Wirklichkeit“, sagte Klaan. Die Gästeführergilde ziehe nicht nur
wieder dorthin zurück, wo sie vor 21 Jahren ihre Arbeit aufgenommen
hatte. „Sie präsentiert auch ein neues touristisches Highlight in
unserer Stadt“, ergänzte Klaan. Denn mit dem Einzug der
Stadtführer wird die spätmittelalterliche
Bohlenstube aus dem 16.
Jahrhundert erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich: Besucher
können nach Bedarf durch die komplett erhaltene Stube geführt
werden, die vor sechs Jahren bei Voruntersuchungen im ersten
Obergeschoss entdeckt worden war.
Nach Restauratorin Susy Hesse, die in
dem denkmalgeschützten Haus mit ihrer Familie seit vergangenem
Herbst lebt, sind die Gästeführer die zweiten Mieter in dem für
die Nordhäuser Stadtgeschichte so wichtigen Gebäudeensemble.
Jüngste dendrochronologische Untersuchungen hatten ergeben, dass der
mittlere Gebäudeteil aus dem Jahr 1303 stammt, also noch viel älter
ist, als bis dato angenommen. „Es ist damit eines der ältesten
Objekte in Thüringen“, betonte Klaan. Der südliche Gebäudeteil
stammt aus dem Jahr 1327, mit einem geschätzten Baujahr von 1565 ist
das Torhaus der jüngste Teil der Drei-Häuser-Reihe.
Die Sanierung der Domstraße 12 sei für
die SWG eine besondere Herausforderung gewesen. Der Zustand des
Gebäudes war äußerst desolat, es gab unter anderem Schwammbefall.
Seit Sanierungsbeginn im Jahr 2009 sind rund 680 000 Euro in die
Wiederherstellung des historischen Gebäudekomplexes geflossen; rund
60 000 Euro steuerte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie
bei.
„Im Bau folgte eine Überraschung
der anderen, die immer wieder neues Denken erforderte“, berichtete
die SWG-Chefin. Da die Auflagen des Denkmalschutzes keine großen
Veränderungen an der Grundstruktur des Objektes zuließen, musste
die anfängliche Idee verworfen werden, dass hier die
Jugendkunstschule einzieht. Die geplanten Eingriffe in die
historische Substanz wären in diesem Fall zu groß gewesen. Klaan
bezeichnet es im Nachhinein als eine glückliche Fügung, weil die
Orientierung des Sanierungskonzeptes ausschließlich am historischen
Bestand erfolgte: Die Domstraße 12 wurde als das saniert, was es
immer war, ein Wohnhaus. „Wer seinen Kindern zeigen möchte, wie im
14. Jahrhundert die Menschen gelebt haben, kann das hier in all
seinen Facetten vom Keller bis zum Dach sehen“, sagte Klaan
Ein letzter Bauabschnitt ist für das
kommende Jahr geplant. Dann sollen die Außenanlage fertig gestellt
und die Toreinfahrt in Angriff genommen werden. Für diese Arbeiten
will das kommunale Wohnungsunternehmen noch einmal Fördermittel beim
Landesdenkmalamt beantragen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen