. . . und mit meinen neuerlichen
Bemühen, alles, was mich interessiert - und zum Nachdenken anregt –
folgerichtig in meine Gehirnwindungen einfädeln zu können, muss ich
einmal mehr einsehen, dass mich die Berichte über Vorgänge und
Ereignisse in der Welt so in Anspruch nehmen, dass ich kaum zum
Nachdenken komme. Und wenn es sich dann noch ein so entsetzliches
Attentat stattfindet wie gerade in Nizza geschehene, kann das erst
mal schon die Fassung kosten.
Dabei war ich gerade dabei, mich
intensiver mit der Berichterstattung zur Regierungsbildung in
Großbritannien zu befassen, die ich für außerordentlich
interessant und aufschlussreich halte. Ich hab' zwar mit der EU, dem
Brexit Großbritanniens und deren Folgen rein gar nichts zu tun und
würde mich bestenfalls am Rande dafür interessieren, wenn der
Spagat, den die Medien in ihrer Berichterstattung dabei vollziehen,
nicht so aufschlussreich wäre.
Dazu konnte man zum Beispiel am 30.06. im „Manager Magazin lesen (Auszug): „ Schon der Wahlkampf der Brexit-Befürworter basierte auf falschen Behauptungen und leeren Versprechen. Der erste Beitrag von Boris Johnson nach dem Votum zeigt: Auch nach der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, schwindelt Johnson sich eine Welt zusammen, wie sie ihm gefällt.“ (Ende des Auszugs).
Wenn ich mir nun vergegenwärtige, was
alles ich in den Medien nach diesem Referendum in Großbritannien am
23.06. 2016 in den Medien zu lesen bekam, müsste ich annehmen, dass
in Europa und der EU nichts mehr so ist, wie es vorher war. Was aber
genau sich in Politik, Wirtschaft, Banken und Gesellschaft geändert
hat – oder ändern wird – habe ich bis heute nicht erfahren.
Obwohl die Medien nach wie vor voll von Berichten, Kommentaren,
Talkshows und sonstigen Publikationen zur Problematik sind.
Verlässliche Fakten aber sind nicht darunter. Und obwohl ich viel
Zeit seit diesem Referendum damit zubrachte, alles zur Kenntnis zu
nehmen, was darüber in den Medien angeboten wurde, ist mein Wissen
dadurch nicht größer geworden. Weil sich unter dem, was darüber
angeboten wurde und wird, vornehmlich Vermutungen befinden.
Und warum? Am 02.07. erschien in ZEIT
online ein aufschlussreicher Artikel unter dem Titel „ Das
Zeitalter der Fakten ist vorbei“. Und zur Einleitung heißt es
(Auszug): „ Brexit-Kampagne, Trump, AfD: Die Politiker der Stunde
scheren sich nicht mehr darum, ob stimmt, was sie sagen – und sind
trotzdem erfolgreich. Wie kann das sein?“(Ende des Auszugs). Der
weitere Text gibt Antwort, und die lautet kurz: Populismus ist an die
Stelle von Fakten getreten. Und die Medien mischen fleißig mit.
Richtig ist wohl, dass die EU-Spitzen
bisher noch keine Antwort auf den Brexit gefunden haben. Wochen nach
dem Brexit, einen EU-Gipfel und zwei Debatten im Europäischen
Parlament ist noch immer unklar, wie der Austritt der Briten aus der
Union organisiert werden soll. Und welche Konsequenzen die übrigen
27 Mitglieder aus diesem Schritt ziehen wollen. In Großbritannien
ging es nicht nur aus Brüsseler Sicht chaotisch bis anarchisch zu.
Bis nun jetzt Theresa May neue Strukturen legt.
Am 04.07. konnte man in
„Spiegel-online“unter dem Titel: „Aufhören, wenn es am
schlimmsten ist“ lesen (Auszug): „Sie
waren die beiden Gesichter der Brexit-Befürworter - jetzt hat sich
nach Boris Johnson auch Rechtspopulist Nigel Farage zurückgezogen.
Um den EU-Schlamassel der Briten müssen sich nun andere
kümmern.“(Ende des Auszugs). Nicht nur im Spiegel, sondern auch in
zahlreichen anderen Medien wurden die Rückzüge der beiden
Wortführer des Brexit heftig kritisiert. Umso bezeichnender ist nun
die erneute Kritik an Boris Johnson, diesmal aus dem gegenteiligem
Grund: weil er bereit ist , Verantwortung zu übernehmen. Was soll
man denn nun glauben?
Ohne
hier weitere Überlegungen zu entwickeln, erinnere ich mich an einen
Mann namens Joschka Fischer, einst deutscher Außenminister: Sein
Werdegang in dieses Amt war damals alles andere als lupenrein. Was er
aber dann aus seiner Berufung machte, war aller Achtung wert. Ich
denke, man sollte Johnson nicht voreilig kritisieren, sondern
abwarten, ob und wie er sich als Außenminister bewähren wird. Bei
Joschka Fischer wunderte ich mich eigentlich mehr über seine
Turnschuhe, bei Johnson, dass er seine Hände dauernd in den
Hosentaschen hat. Warum aber eigentlich nicht?
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