Montag, 11. Juli 2016

Wo nur bleiben die Flüchtlinge?

Da hatte man sich in Deutschland aufgrund der Einladung der Bundeskanzlerin vom September 2015 und dem darauf einsetzenden Flüchtlingsandrang alle Mühe gegeben, entsprechend viele und solide Unterbringungseinrichtungen zu schaffen, um den ankommenden Flüchtlingen  Möglichkeiten erträglichen Lebens zu bieten. Und nun stellt man mit einem gewissen Unterton des Bedauerns fest, dass die nach Deutschland strebenden Flüchtlinge so stark zurückgegangen sind, dass die Bundesländer vielerorts planen, die gerade erst fertig gestellten Notunterkünfte zu schließen. Das soll eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergeben haben.

Richtig ist wohl, dass seit Beginn des Jahres 222 000 Asylsuchende nach Deutschland kamen. Demgegenüber waren es allein im November 2015 noch über 200 000. Dabei ging es Ende Januar noch um die Frage, ob in diesem Jahr wieder über eine Million bei uns Schutz suchen würden. Und versuchte, dieser Annahme mit der Bereitstellung von Unterkünften Rechnung zu tragen. Nun sieht es nach weniger als der Hälfte aus. Was also ist passiert, dass die Einladung der Bundeskanzlerin nur noch ein verhaltenes Echo findet?

Nachdem auch die Medien der Entwicklung hinterher laufen statt Ursachenrecherche zu betreiben, ist man als interessierter Bürger auf Vermutungen angewiesen. Mit denen ich freilich ganz allgemein auf Kriegsfuß stehe. Immerhin drängt sich die Vermutung auf, dass hier geheuchelt (bzw. Politik gemacht) wird: man beteuert Aufnahmebereitschaft und hat mit der Bereitstellung sich mit der Bereitstellung von Unterkünften eine Menge kosten lassen, und doch in den vergangenen Monaten mit der Türkei und anderen Ländern der „Balkanroute“ Vereinbarungen getroffen, die der Schließung dieser Route gleichkommt. Flüchtlinge und/oder deren Schleuser müssen also andere Wege des Tranfers suchen. Und das scheint nun die Mittelmeerroute zu sein. Und über die landen die Flüchtlinge – falls sie unterwegs keine Havarie erleiden – in Italien.

Ich weiß nicht, wie es weitergeht. In der Rheinischen Post lese ich u.a. (Auszug): „Wenn in unserer Nachbarschaft die größte Fluchtkatastrophe seit Menschengedenken läuft, kann Europa nicht so tun, als läge es auf einem anderen Planeten. Migration gehört dazu, seit es Menschen gibt. Diese human und für alle erträglich zu gestalten, ist keine Sache für ein Jahr, sondern für ein Jahrzehnt.“ (Ende des Auszugs). Da bin ich doch mal neugierig, wie es weitergeht.  

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