Sonntag, 10. Juli 2016

Facebook erhält in diesem Jahr die „Verschlossene Auster“

Es ist das der Negativpreis der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche. Einer Mitteilung der „Deutschen Welle“ entnehme ich, dass die Vereinigung damit den ihrer Ansicht nach intransparenten Umgang des US-Unternehmens Facebook mit Hasskommentaren kritisiert. Ich halte diese Verleihung für die größte Heuchelei dieses Journalistenverbandes, die ich mir vorstellen kann.


Vorausschicken muss ich dazu erneut, dass ich kein Mitglied von Facebook bin und Inhalte, also die Kommunikation innerhalb dieses sozialen Netzwerkes, nur aus Auszügen und Zitaten der Medien kenne. Und die vermitteln im wesentlichen ein Bild von dort kommunizierenden Menschen, das mich zumindest nicht anregt, dort ebenfalls Mitglied zu werden, um mich an der Kommunikation zu beteiligen. Die vielfach aus Shitstorms und Hasskommentaren bestehen soll. Die eben jetzt zu der Verleihung dieser „Verschlossenen Auster“ führten.


Dabei sehe ich die Heuchelei vornehmlich darin, dass in nahezu allen journalistischen Publikationen, also z.B. Zeitungen, deren Leser und Nutzer dazu eingeladen wird, sich bei Facobook zu treffen, um dort mit Autoren und Moderatoren zu kommunizieren. Wohl wissend, auf welchem Niveau sich eine Kommunikation entwickeln kann!? Dass sich eine solche auch auf beachtlichem und hohem Niveau vollziehen kann, wird ja demgegenüber in den Medien kaum erwähnt.


Nun heißt es in der Verleihungsmitteilung der Journalistenvereinigung, dass Facebook zwar nicht verhindern kann, dass Menschen dieses Netzwerk für Hass- und Shitstormbotschaften missbrauchen, wohl aber macht man ihm zum Vorwurf, in welcher Weise sie dagegen vorgeht. Oder auch nicht. „Es sei nicht erkennbar, ob und nach welchen Kriterien Facebook solche Kommentare löscht“, heißt es beim Netzwerk Recherche.



Demgegenüber meine ich, dass die Medien und insbesondere die Presse, die nicht müde wird, zur Kommunikation bei Facebok einzuladen, schon aus Leser- und Nutzerkommentaren sehr genau weiß, welches Risiko damit verbunden ist. Die Mentalität der Menschen mit ihrem Äußerungsbedürfnissen bringt das eben mit sich. Es scheint mir deshalb denkbar unseriös, im Wissen um diese Unterschiedlichkeit jedweden Menschen einzuladen, sich bei Facebook zu treffen und zu kommunizieren. Und die Verantwortung der Aussonderung von Hasskommentaren einfach dem Netzwerk Facebook zuschiebt. Und mit der Verleihung dieses Negativpreises erkennen lässt, dass man mit dem Ausmaß dieser Aussonderung nicht zufrieden ist. Statt sich auf die eigenen Verantwortung zu besinnen und bei ihren Einladungen zu Facebook etwas anspruchsvoller und damit kritischer zu sein. Oder Einladungen überhaupt zu unterlassen, wenn man damit keinerlei Ansprüche an Mentalität und geistiges Niveau der Eingeladenen zu verbinden vermag.

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