Es ist das der Negativpreis der Journalistenvereinigung Netzwerk
Recherche. Einer Mitteilung der „Deutschen Welle“ entnehme ich,
dass die Vereinigung damit den ihrer Ansicht nach intransparenten
Umgang des US-Unternehmens Facebook mit Hasskommentaren kritisiert.
Ich halte diese Verleihung für die größte Heuchelei dieses
Journalistenverbandes, die ich mir vorstellen kann.
Vorausschicken muss ich dazu erneut, dass ich kein Mitglied von Facebook
bin und Inhalte, also die Kommunikation innerhalb dieses sozialen
Netzwerkes, nur aus Auszügen und Zitaten der Medien kenne. Und die
vermitteln im wesentlichen ein Bild von dort kommunizierenden
Menschen, das mich zumindest nicht anregt, dort ebenfalls Mitglied zu
werden, um mich an der Kommunikation zu beteiligen. Die vielfach aus
Shitstorms und Hasskommentaren bestehen soll. Die eben jetzt zu der
Verleihung dieser „Verschlossenen Auster“ führten.
Dabei sehe ich die Heuchelei vornehmlich darin, dass in nahezu
allen journalistischen Publikationen, also z.B. Zeitungen, deren
Leser und Nutzer dazu eingeladen wird, sich bei Facobook zu treffen,
um dort mit Autoren und Moderatoren zu kommunizieren. Wohl wissend,
auf welchem Niveau sich eine Kommunikation entwickeln kann!? Dass
sich eine solche auch auf beachtlichem und hohem Niveau vollziehen
kann, wird ja demgegenüber in den Medien kaum erwähnt.
Nun heißt es in der Verleihungsmitteilung der
Journalistenvereinigung, dass Facebook zwar nicht verhindern kann,
dass Menschen dieses Netzwerk für Hass- und Shitstormbotschaften
missbrauchen, wohl aber macht man ihm zum Vorwurf, in welcher Weise
sie dagegen vorgeht. Oder auch nicht. „Es sei nicht erkennbar, ob
und nach welchen Kriterien Facebook solche Kommentare löscht“,
heißt es beim Netzwerk Recherche.
Demgegenüber meine ich, dass die Medien und insbesondere die
Presse, die nicht müde wird, zur Kommunikation bei Facebok
einzuladen, schon aus Leser- und Nutzerkommentaren sehr genau weiß,
welches Risiko damit verbunden ist. Die Mentalität der Menschen mit
ihrem Äußerungsbedürfnissen bringt das eben mit sich. Es scheint
mir deshalb denkbar unseriös, im Wissen um diese Unterschiedlichkeit
jedweden Menschen einzuladen, sich bei Facebook zu treffen und zu
kommunizieren. Und die Verantwortung der Aussonderung von
Hasskommentaren einfach dem Netzwerk Facebook zuschiebt. Und mit der
Verleihung dieses Negativpreises erkennen lässt, dass man mit dem
Ausmaß dieser Aussonderung nicht zufrieden ist. Statt sich auf die
eigenen Verantwortung zu besinnen und bei ihren Einladungen zu
Facebook etwas anspruchsvoller und damit kritischer zu sein. Oder
Einladungen überhaupt zu unterlassen, wenn man damit keinerlei
Ansprüche an Mentalität und geistiges Niveau der Eingeladenen zu
verbinden vermag.
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