Freitag, 3. Juni 2016

Sturzfluten in Deutschland:

Gewässerunterhaltungsverband „Harzvorland“ hat seit 2004 Strategie: Wasser in der Fläche frühzeitig zurückhalten

Nordhausen (psv) Mit Blick auf die aktuellen Überflutungen in der Bundesrepublik weist Kerstin Windisch, Geschäftsstellenleiterin des Gewässerunterhaltungsverbands „Harzvorland“, darauf hin, dass sich der Verband seit Jahren Überflutungsvorsorge für Städte und Gemeinden im Landkreis Nordhausen betreibt. „Dies“, so Frau Windisch, „bedeutet allerdings keinen Vollschutz. Der Verband ist lediglich eine Art Pionier im Überflutungsschutz. “ Jeder müsse künftig mehr Eigenschutz betreiben, auch der Privatmann (keine wichtigen Dokumente oder teure Anlagen bzw. Maschinen im Keller)  Wichtig sei vor allem, in der Fläche zu handeln. „So hat sich auf Fachtagungen zum Thema Überflutungsschutz zum Beispiel gezeigt, dass Bordsteinabsenkungen vor Grundstückszufahrten dazu führen, dass Grundstücke und Häuser viele schneller überflutet werden als früher.“
„In der Vergangenheit  blieben in Deutschland solche extremen Witterungsereignisse im stadthydrologischen Kontext wie auch bei der Bauleitplanung und Straßenplanung nahezu unberücksichtigt. Die Überflutungsvorsorge im Siedlungsbereich rück seit einigen Jahren stark in den Focus, da es immer mehr  Starkniederschläge gibt, mit immer kürzeren Vorwarnzeiten“, so Frau Windisch.
 
„Mit der Etablierung des Gewässerunterhaltungsverbandes `Harzvorland´ haben die Mitgliedskommunen Stadt Nordhausen, Gemeinden Urbach, Görsbach, Hohenstein auch in diesem Zusammenhang eine verantwortungsvolle Entscheidung getroffen.“
Der Verband habe für das gesamte Verbandsgebiet im Jahr 2004 ein Hochwasserschutzkonzept erstellt. „Ziel ist es, das Wasser in der Fläche möglichst oberhalb der Ortslagen zurückzuhalten. Dazu errichtet man eine so
genannte `Drossel´ im Gewässer. Dies ist eine künstliche Verengung, die nur eine definierte Menge Wasser schadlos durch die Ortslage  passieren lässt. Die zusätzlichen Wassermengen werden oberhalb der Drossel in der Fläche zurückgehalten, entweder mit künstlichen oder natürliche4n Auffangbecken. Ist der Regen zu Ende, läuft das Wasser wieder aus der Fläche ab“, so Frau Windisch.

Solche Systeme habe man von 2005 bis 2008 am Gumpebach umgesetzt, in der Nähe des Wohngebietes „Rüdigsdorfer Weg“, Hier können 6.300 Kubikmeter Wasser kontrolliert werden.

Von 2005 bis 2009 habe man dieses System im Nordhausen-Ost für den Rossmannsbach gebaut. Hier können 40.000 Kubikmeter Wasser kontrolliert werden.

2006 habe man für den Krummbach bei Bielen ein solches System gebaut, um Windehausen vor Überflutungen zu schützen. Seit 2011 können auch der Wenningen- und Leimbach im gleichnamigen Ortsteil kontrolliert werden. Gleiches gilt seit 2011 für Görbsach und  seit 2014 für den Herreder Bach und seit 2015 für Steigerthal.

In Planung sind weitere Maßnahmen für den Ronne- und Leimbach. Hier sind Fördermittel beantragt.

 Aufgabe der Kommunen sei es für die Zukunft, Szenarien zu entwickeln für den Schutz wichtiger Infrastrukturanlagen wie zum Beispiel von Transformatoren u.ä.

Zum Bild: Im Dezember 2006 entsteht in der Gumpe ein Hochwasserschutzbecken. Mit seinem Bau hatten die Überschwemmungen am Unterlauf des Gumpebaches in der Parkallee, in der dortigen Gartenanlage und im Stadtpark ein Ende. Kerstin Windisch: „Das Becken hält das Oberflächenwasser auf, das sich bisher von Nordhausen-Nord unkontrolliert in den Gumpebach ergossen hat. Im weiteren Verlauf des Baches ist es dann in der Parkallee auf die zwei - unter der B4 verlegten - zum Stadtparkbach zugeströmt. Diese konnten die Wassermengen nicht bewältigen, so dass sich das Wasser dort staute und ringsum alles überschwemmte. Das Becken ist also quasi ein Puffer, aus dem das Wasser dosiert in den Bach abgegeben werden kann.“


Foto: Patrick Grabe, Pressestelle Stadt Nordhausen 

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