Gewässerunterhaltungsverband „Harzvorland“ hat seit 2004 Strategie: Wasser in der Fläche frühzeitig zurückhalten
Nordhausen (psv)
Mit Blick auf die aktuellen Überflutungen in der Bundesrepublik weist
Kerstin Windisch, Geschäftsstellenleiterin des
Gewässerunterhaltungsverbands „Harzvorland“, darauf hin, dass sich der
Verband seit Jahren Überflutungsvorsorge für Städte und Gemeinden im
Landkreis Nordhausen betreibt. „Dies“, so Frau Windisch, „bedeutet
allerdings keinen Vollschutz. Der Verband ist lediglich eine Art Pionier
im Überflutungsschutz. “ Jeder müsse künftig mehr Eigenschutz
betreiben, auch der Privatmann (keine wichtigen Dokumente
oder teure Anlagen bzw. Maschinen im Keller) Wichtig sei vor allem, in
der Fläche zu handeln. „So hat sich auf Fachtagungen zum Thema
Überflutungsschutz zum Beispiel gezeigt, dass Bordsteinabsenkungen vor
Grundstückszufahrten dazu führen, dass Grundstücke
und Häuser viele schneller überflutet werden als früher.“
„In
der Vergangenheit blieben in Deutschland solche extremen
Witterungsereignisse im stadthydrologischen Kontext wie auch bei der
Bauleitplanung
und Straßenplanung nahezu unberücksichtigt. Die Überflutungsvorsorge im
Siedlungsbereich rück seit einigen Jahren stark in den Focus, da es
immer mehr Starkniederschläge gibt, mit immer kürzeren Vorwarnzeiten“,
so Frau Windisch.
„Mit
der Etablierung des Gewässerunterhaltungsverbandes `Harzvorland´ haben
die Mitgliedskommunen Stadt Nordhausen, Gemeinden Urbach,
Görsbach, Hohenstein auch in diesem Zusammenhang eine
verantwortungsvolle Entscheidung getroffen.“
Der
Verband habe für das gesamte Verbandsgebiet im Jahr 2004 ein
Hochwasserschutzkonzept erstellt. „Ziel ist es, das Wasser in der Fläche
möglichst oberhalb der Ortslagen zurückzuhalten. Dazu errichtet man
eine so
genannte `Drossel´ im Gewässer. Dies ist eine künstliche
Verengung, die nur eine definierte Menge Wasser schadlos durch die
Ortslage passieren lässt. Die zusätzlichen Wassermengen
werden oberhalb der Drossel in der Fläche zurückgehalten, entweder mit
künstlichen oder natürliche4n Auffangbecken. Ist der Regen zu Ende,
läuft das Wasser wieder aus der Fläche ab“, so Frau Windisch.
Solche
Systeme habe man von 2005 bis 2008 am Gumpebach umgesetzt, in der Nähe
des Wohngebietes „Rüdigsdorfer Weg“, Hier können 6.300
Kubikmeter Wasser kontrolliert werden.
Von
2005 bis 2009 habe man dieses System im Nordhausen-Ost für den
Rossmannsbach gebaut. Hier können 40.000 Kubikmeter Wasser kontrolliert
werden.
2006
habe man für den Krummbach bei Bielen ein solches System gebaut, um
Windehausen vor Überflutungen zu schützen. Seit 2011 können
auch der Wenningen- und Leimbach im gleichnamigen Ortsteil kontrolliert
werden. Gleiches gilt seit 2011 für Görbsach und seit 2014 für den
Herreder Bach und seit 2015 für Steigerthal.
In Planung sind weitere Maßnahmen für den Ronne- und Leimbach. Hier sind Fördermittel beantragt.
Aufgabe
der Kommunen sei es für die Zukunft, Szenarien zu entwickeln für den
Schutz wichtiger Infrastrukturanlagen wie zum Beispiel
von Transformatoren u.ä.
Zum
Bild: Im Dezember 2006 entsteht in der Gumpe ein
Hochwasserschutzbecken. Mit seinem Bau
hatten die Überschwemmungen am Unterlauf des Gumpebaches in der
Parkallee, in der dortigen Gartenanlage und im Stadtpark ein Ende.
Kerstin Windisch: „Das Becken hält das Oberflächenwasser auf, das sich
bisher von Nordhausen-Nord unkontrolliert in den
Gumpebach ergossen hat. Im weiteren Verlauf des Baches ist es dann in
der Parkallee auf die zwei - unter der B4 verlegten - zum Stadtparkbach
zugeströmt. Diese konnten die Wassermengen nicht bewältigen, so dass
sich das Wasser dort staute und ringsum alles
überschwemmte. Das Becken ist also quasi ein Puffer, aus dem das Wasser
dosiert in den Bach abgegeben werden kann.“
Foto: Patrick Grabe, Pressestelle Stadt Nordhausen
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