Wie bleibt der Stahlstandort
Deutschland wettbewerbsfähig? Das Projekt "Carbon2Chem"
soll darauf eine Antwort geben. Acht Industrieunternehmen entwickeln
gemeinsam mit Max-Planck und Fraunhofer-Gesellschaft sowie
Universitäten eine weltweit einsetzbare Lösung, um die Abgase der
Hochöfen in Vorprodukte für Kraftstoffe, Kunststoffe oder Dünger
umzuwandeln. Der dafür benötigte Wasserstoff wird mit
Überschussstrom aus erneuerbaren Energien produziert. Mit dem
"Carbon2Chem"-Ansatz sollen 20 Millionen Tonnen des
jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes der Stahlbranche künftig
wirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Dies entspricht 10 Prozent der
jährlichen CO2-Emissionen der deutschen Industrieprozesse und des
verarbeitenden Gewerbes.
"Mit Carbon2Chem zeigen wir, wie
Klimaschutz und eine wettbewerbsfähige Stahlproduktion dank
Forschung und Innovation in Deutschland erfolgreich verbunden werden
können. Damit sichern wir Arbeitsplätze in der Stahlbranche in
unserem Land. Damit sichern wir den Industriestandort Deutschland.",
betonte Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung.
Unser Wohlstand hängt maßgeblich
von der hiesigen Stahlindustrie und ihren rund 90.000 Beschäftigten
ab. Autos, Häuser und Maschinen entstehen aus den 43 Millionen
Tonnen Stahl, die die Branche jährlich produziert. Noch ist
Deutschland Europas größter Stahlerzeuger. Die internationale
Konkurrenz gefährdet ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Nach dem Pariser Klimaabkommen vom
12. Dezember 2015 soll die globale Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad
Celsius begrenzt werden. Um das gesteckte Ziel zu erreichen, haben
sich die Vertragsparteien der Klimaneutralität verpflichtet. Ab der
zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts darf nicht mehr Treibhausgas
ausgestoßen werden, als durch Senken gebunden werden kann. Demnach
muss die Branche ihren Treibhausgasausstoß ganz erheblich
reduzieren.
"Eine zukunftsfähige
Industrieproduktion und engagierter Klimaschutz gehören zusammen.
Mit Carbon2Chem zeigen wir dies glaubwürdig. So füllen wir das
Abkommen von Paris mit Leben", sagte Bundesforschungsministerin
Wanka bei der Pressekonferenz zum Start des Vorhabens in Duisburg.
Der Stahlstandort Duisburg ist der größte der Branche.
"Carbon2Chem" zielt darauf ab, den CO2-Ausstoß hier und an
anderen Stahlstandorten wirtschaftlich nutzbar zu machen. Würde dies
gelingen, wird erstmals ein klimarelevanter CO2-Einspareffekt
erreicht.
Das Forschungsprojekt "Carbon2Chem"
entwickelt in den kommenden zehn Jahren eine nachhaltige
Wertschöpfungskette, die verschiedene Sektoren miteinander verbindet
- der Klimaschutz treibt die Innovationen branchenübergreifend
voran. Denn von "Carbon2Chem" profitiert nicht nur die
Stahlindustrie. Chemieunternehmen erschließen eine neue, saubere
Rohstoffquelle: "Innovationssprünge entstehen heute an den
Grenzen zwischen den Branchen", betonte Heinrich Hiesinger,
Vorstandsvorsitzender der Thyssen Krupp AG. "Carbon2Chem bringt
Akteure aus allen Bereichen des Innovationsgeschehens zusammen.
Grundlagenforschung, Anwendungsforschung und industrielle Praxis -
und das aus unterschiedlichen Sektoren."
Gleichzeitig soll "Carbon2Chem"
zwei zentrale Fragen der Energiewende beantworten: Wie kann man
elektrische Energie speichern und die Stromnetze stabilisieren?
Die Partner aus Wissenschaft und
Industrie schlagen mit "Carbon2Chem" eine Brücke von der
Grundlagenforschung in den Markt. Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung fördert das Projekt mit mehr als 60 Millionen Euro.
Die beteiligten Partner planen Investitionen von mehr als 100
Millionen Euro bis 2025. Für die kommerzielle Realisierung haben sie
mehr als eine Milliarde Euro vorgesehen.
Weitere Informationen finden
Sie unter:
Mitteilung des BMBF am 27.06.2016
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen