Donnerstag, 5. Juli 2012

Stabhochsprung: Thema einer Ausstellung


Etwas ungewöhnlich mutet die Ausstellung, die am Dienstag in der Galerie der Kreissparkasse eröffnet wurde zumindest für den an, der dort sonst Bilder, Gemälde, Skulpturen oder auch Collagen von durchweg künstlerischer Bedeutung erwartet und zu sehen bekommt.

Diesmal nämlich sind es Fotografien, Zeichnungen, Urkunden und Medaillen von einer der anspruchsvollsten Disziplinen der Leichtathletik die Thema dieser Ausstellung sind. Dazu Stabhochsprunggeräte, deren Beschaffenheit sich im Laufe der Zeit ganz wesentlich änderten. Immer aber den Stabhochspringer in die Lage versetzen, sich auf Höhen zu katapultieren, die ohne einen solchen Stab unerreichbar sind. Bei den Höhen allerdings, die damit erreicht wurden und werden, spielt das Material dieser Stäbe und die Geschicklichkeit des Umgangs damit eine ganz wesentliche Rolle.

Diesmal besuchte ich aus Termingründen nicht die Vernissage, sondern nutzte gestern eine günstige Gelegenheit, die Ausstellung unter dem etwas hochtrabenden Titel „Zwischen Himmel und Erde...“zu besuchen. Und traf dort auf zahlreiche junge Leute, die sich mit dem Thema der Ausstellung vertraut machten. Oder auch hoffend, auf einigen der ausgestellten Bilder Bekannte ihres Alters bei der Ausübung dieser Sportart zu sehen.

Die Ausstellung vermittelt nämlich Einblicke in das Training dieser Disziplin sowohl auf dem Sportplatz, als auch in der Halle, offenbar überwiegend von Mitglieder des LV Altstadt, der sich ja als Sportverein wie kein anderer der Jugendarbeit in Nordhausen widmet. Und dabei gerade auch in der Leichtathletik ganz allgemein auf viele Erfolge verweisen kann. Auch verbindet ja Stabhochsprung wie wohl keine andere Disziplin Körperertüchtigung mit der Förderung psychischer Eigenschaften wie Selbstbewusstsein und -vertrauen, Mut und sogar Gottvertrauen. Um sich mittels Stab in Höhen von mehreren Metern über eine Latte zu schwingen. In einer früheren „Spiegel“-Ausgabe war zu lesen, dass der amerikanische Pfarrer Bob Richards Anfang 1951 nach zweijährigen, oft nur um Millimeterbreite gescheiterten Versuchen erstmals die 4,50-Meter-Marke bezwang, und dafür feierlich "dem Herrn für seine Hilfeleistung heute abend". dankte. Kein Pfarrer soll jemals zu Lebzeiten mit reinem Muskelantrieb dem Himmel so nahe gekommen sein.

So hoch hinaus ging es bei den Stabhochspringern in Nordhausen und auch in Deutschland zu damaliger Zeit noch nicht. Immerhin aber gehörte diese Disziplin in Nordhausen schon im 19. Jahrhundert zum festen Programm der Turner. Zwar war wohl die Zeit, in der man sich mittels Holzstäben nach oben hievte, vorbei, aber auch mit Bambus- Stahl- oder Aluminiumstäben erreichte man „nur“ Höhen von etwa 3,20 bis 3,60 Metern. Heute sind Stäbe durchweg aus Glasfieber, mit denen man Höhen von 6,00 Metern (Lobinger 1997) oder gar 6,14 (Sergej Bubkas Weltrekord von 1994) erreicht. Sei noch angemerkt, dass Frauen erstmals wirklich im Stabhochsprung bei den olympischen Spielen 2000 in Sydney in Erscheinung traten

Der Einladung zu dieser Ausstellung war zu entnehmen, dass 1938 der Nordhäuser Dichter und Schriftsteller Rudolf Hagelstange Mitteldeutscher Meister in dieser Disziplin wurde. Und Erich Skiba  in den 50er Jahren zu den besten deutschen Springern gehörte und  jahrzehntelang den Nordhäuser Nachwuchs trainierte. (Meine eigene Beziehung zu dieser Disziplin begründet und begrenzt sich auf meine Bekanntschaft mit Julius Schneider (SC Pforzheim) – ab 1953 mehrere Jahre deutscher Meister mit Höhen um die 4,20 Metern. Er gehörte damals auch zu den Gästen meiner Hochzeit, gab aber sehr bald den Versuch auf, mich für diese Sportart zu aktivieren. Er starb 2009)

Nun sind es ja in nicht wenigen Sportarten zunächst Einzelkönner, die sich durch die erfolgreiche Ausübung einer Disziplin einen Namen machten und dadurch zu einer Vorbildfunktion gelangen, die Anreize auf andere ausübt, es ihnen gleich zu tun. Beim Stabhochsprung in Nordhausen scheint es wohl Hagelstange gewesen zu sein, der durch seine Erfolge im Stabhochsprung als Impulsgeber wirkte.

Ob dies heute noch nachwirkt, sei dahingestellt, jedenfalls aber ergibt sich aus den ausgestellten Bildern, Urkunden und Preisen, dass der Stabhochsprung in Nordhausen gepflegt wird und von beachtlicher Bedeutung ist. Und dadurch nicht wenige Preisträger hervorbrachte. Dafür gebührt der LV Altstadt mit seinen Trainern alle Anerkennung. Das Interesse, das diese Ausstellung ganz offensichtlich bei jungen Menschen auslöst, könnte dazu führen, dass der Verein einige weitere Mitglieder erhält. Schön wäre es.

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