Es entsprach dem gemeinsamen Wunsch des zukünftigen Oberbürgermeisters der Stadt Nordhausen, Dr. Klaus Zeh, und des bisherigen Stadtoberhauptes Barbara Rinke, seinen Amtsantritt und ihren Abschied nach 18 Dienstjahren mit den Menschen dieser Stadt feierlich zu begehen. So war es in einer Presseverlautbarung der Stadtverwaltung zu lesen. Und so geschah es am am Sonntag im Audimax der Fachhochschule.
Mit einem Programm mit musikalischen Darbietungen mit teils überraschenden Solovorträgen, Würdigungen, Anerkennungen und zukünftiger froher Erwartungen. Ein Abend, der nach dem Motto verlief: „Friede, Freude, Buffet“ (statt Eierkuchen) Es wird eine solch parteiübergreifende, friedvolle Veranstaltung sicher nicht so bald wieder geben.
Und damit könnte es sein Bewenden haben. Trotz oder auch wegen der vielen gewürdigten Verdienste der bisherigen Oberbürgermeisterin bleibt zu wünschen, dass das Erbe, das der nunmehrige Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh (CDU) antritt, nicht durch allzu hohe Schulden belastet ist, die ihm einschneidende Maßnahmen in der Haushaltführung abverlangen. Die Zukunft wird’s zeigen.
Für mich war diese Veranstaltung am Sonntag mit wesentlich anderen Einsichten verbunden. Ich bemängele, dass man bei der Wahl des Audimax und der Organisation (Verzicht auf Bestuhlung) zu wenig an die älteren Menschen dieser Stadt gedacht hatte, mit denen man doch diesen OB-Übergang gemeinsam feiern wollte. Ihnen war zugemutet worden, stehend ein weit über zwei Stunden währendes Programm über sich ergehen zu lassen. Aus Kostengründen hatte der Stadtrat auf den großen Saal des Theaters verzichtet, der genügend Sitzgelegenheiten für ältere und behinderte Teilnehmer geboten hätte. Keine Rücksicht also auf die sich immer deutlicher abzeichnende demografische Entwicklung und damit mangelndes Verständnis für die alternde Gesellschaft auch in Nordhausen?
Nun überlege ich allerdings, ob ich mit diesem Vorbehalt des unbeschwerten Verlaufes dieser Veranstaltung für viele ältere Teilnehmer den Organisatoren Unrecht tue? Nachdem mir doch gerade gestern der Leiter der Nordhäuser Seniorenvertretung, Volkmar Pischel, von dem schönen 3. Senioren-Sommerfest am Freitag auf dem Petersberg erzählte. Die Stadt hatte dieses Fest ausgerichtet und Pischel konnte als Ehrengäste die Spitzen der Stadt- und Kreisverwaltung begrüßen. Und ihnen für dieses Sommerfest danken. Gleichzeitig berichtete er aber auch, dass er die Veranstaltung am Sonntag im Audimax mit einigen anderen Senioren vorzeitig und resignierend verließ, weil sie nicht das Durchstehvermögen hatten, um bis zum Abschluss durchzuhalten.
Und diese beiden Vorgänge scheinen mir einerseits die Einstellung der Stadtverwaltung (samt Stadtrat) wiederzugeben: sie hat Einrichtungen für Senioren geschaffen, die sie unterhält, sie organisiert für die Senioren Feste und tut noch einiges mehr, um ihnen eine Teilhabe im Rahmen der Generationengesellschaft zu ermöglichen. Und andererseits freuen sich Seniorenverbände und -vertretungen natürlich darüber, danken dafür und geben sich offenbar damit zufrieden.
Dass das aber keine Teilhabe (mehr) am allgemeinen gesellschaftlichen und/oder auch kommunalpolitischen Leben und entsprechender Veranstaltungen darstellt, scheint man nicht zu begreifen. Es scheint aber auch keinen nennenswerten Anspruch der Senioren und ihrer Vertreter zu gehen – sie verließen ja auch klaglos die Veranstaltung am Sonntag – und demzufolge auch keine Veranlassung der Stadt bzw. des Stadtrates, einen solchen Anspruch zu erkennen. (Das zeigte sich übrigens auch bei der Eröffnungsveranstaltung der Flohburg, wie sich aus meinem Eintrag „Die Zeichen steh'n auf Resignation“ ergibt.)
Nun kann man zur Veranstaltung am Sonntag im Audimax noch argumentieren, dass ja seitlich des Saales mehrere Stühle bereitstanden. Nur reichten die bei weitem nicht, um den älteren Teilnehmern Platz zu bieten. Es bleibt aber auch anzumerken, dass jene, die Platz auf einen der Stühle fanden, nichts anderes mehr zu sehen bekamen als die verlängerten Rücken (Ärsche) der vor ihnen stehenden, teils dicht gedrängten Teilnehmer. Die Sicht auf das Bühnengeschehen war ihnen jedenfalls total genommen, das Programm ging über sie hinweg. Wo liegt dann also überhaupt der Sinn einer Teilnahme? Und warum macht man bei der Einladung nicht wenigstens darauf aufmerksam, dass es sich um eine Steh-Veranstaltung handeln würde?
Ich will diese Darstellung nicht als Klage gewertet wissen und auch keinen Anspruch auf Rücksichtnahme bei derartigen Veranstaltungen verbinden. Obwohl es auch anders geht, wie beim jüngsten Neujahrsempfang der Stadt mit der Fachhochschule an gleicher Stelle Arnd Schelenhaus, Pressesprecher der Hochschule, bewies (ich danke ihm noch heute dafür). Ich will damit lediglich veranschaulichen, dass das Verständnis von Verwaltung und deren Gremien und letztlich auch der noch etwas jüngeren Gesellschaft mit der Schaffung von Ein- und Vorrichtungen technischer Art, Alten-Begegnungszentren und Seniorenfesten endet. Ein weitergehendes Teilhabeangebot am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben ist nicht mehr vorgesehen. Merkwürdig dabei ist nur, dass ein solches Angebot immerhin dann merkbar ist, wenn Wahlen vor der Tür stehen und man die älteren Menschen zur Beteiligung daran braucht. Etwas einseitig, aber wohl schicksalhaft. Wer darüber klagt geht wohl gegen Windmühlen an. Besser man resigniert und besinnt sich auf sein Altenteil.
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