Samstag, 28. Juli 2012

Ich hätte es wissen müssen . . .


. . . dass ich Gefahr laufen würde, dem Thema (oder der Problematik) Homosexualität zu begegnen, wenn ich mir in Stefan Niggemeiers Blog Informationen zu Bundesumweltminister Peter Altmaier hole. Dabei wurde ich bei meinem Informationsbedürfnis nur deshalb auf Niggemeier aufmerksam, weil der ein Interview von „Bild am Sonntag“ selbst zum Anlass nahm, sich mit dem Nachfolger von Norbert Röttgen im Amt des Bundesumweltministers zu befassen.

Scheinbar genügte es Niggemeier nicht, dass es die Interviewer damit bewenden ließen, dass Altmaier zu seinem Lebensstil äußerte: „Ich bin ein sehr geselliger und kommunikativer Mensch. Doch der liebe Gott hat es so gefügt, dass ich unverheiratet und allein durchs Leben gehe. Deshalb kann in den Archiven auch nichts über eine Beziehung stehen. Ich hadere nicht mit meinem Schicksal. Wenn es anders wäre, wäre ich längst verheiratet oder in einer festen Beziehung.“

Nachdem ich „Bild“ und „Bild am Sonntag“ aus grundsätzlichen Erwägungen nicht lese und „Wikipedia“ für zu nüchtern halte, klickte ich also den Blog Stefan Niggemeiers an, den ein Kritiker als „nimmermüden Wächter über die guten und schlechten journalistischen Sitten von eigenen Gnaden“ bezeichnet. Und erhoffte mir unter diesem Aspekt Aufschlüsse zu Peter Altmaier.

Niggemeier indessen hält sich nicht lange mit sachlichen Vorgängen zur Berufung Altmaiers zum Umweltminister auf, sondern kommt sehr schnell „zur Sache“. Zu „seiner“ Sache scheinbar, denn er begnügt sich im wesentlichen auf die Aussage Altmaiers zu seiner Lebensart, um daran anzuknüpfen: „Das sind bemerkenswert apodiktische Formulierungen: »Der liebe Gott hat es so gefügt« und »mein Schicksal«. Formuliert so jemand, der bloß noch keine Partnerin gefunden hat? Oder spricht hier jemand verschlüsselt über seine Homosexualität?

Und er verweist auf das schwule Online-Portal queer.de, das sich für letzteres entschied, was zu einer „schönen Pointe“ führte: „Nicht der »liebe Gott«, sondern er selbst hat es schließlich (mit) so gefügt, dass er unverheiratet durchs Leben gehen muss — nämlich als er Ende Juni im Bundestag gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare stimmte.

Und damit scheint Niggemeier in seinem Element: „ Denn die »sexuelle Orientierung« von Menschen gilt in den Medien nur dann als »Privatsache«, wenn die betreffenden Menschen schwul oder lesbisch sind. Die Information, dass ein Mann mit einer Frau zusammen oder verheiratet ist, gilt hingegen keineswegs als schützenswerte »Privatsache«.

Dadurch, dass man Homosexualität — anders als Heterosexualität — als etwas besonders Intimes, Privates, Verheimlichenswürdiges darstellt, trägt man zur Diskriminierung von Schwulen und Lesben bei. Dadurch, dass sie eine legitime Diskussion über die mögliche Homosexualität des Umweltministers unterdrückt, trägt die Chefredakteurin der »taz« zur Diskriminierung von Schwulen und Lesben bei.. .“

Ich erspare mir, hier den Zusammenhang aus dem letzten Satz zu erläutern, das alles ist bei Niggemeier nachzulesen, der sich scheinbar zu Aufgabe gemacht hat, Menschen zu benennen oder zu beschreiben, die schwul oder lesbisch sind. Und verweist zur Rechtfertigung auf einen „Kölner Appell“ des „Bundes lesbischer & schwuler Journalisten“ (sowas gibt es) aus dem Jahre 2001, in dem es zu einem „neuen Umgang der Medien mit sexueller Orientierung und Privatleben von Personen des öffentlichen Lebens“ aufrief.

Auch da erspare ich mir, den dazu ergangenen Aufruf zu zitieren, weil mich diese ganze Argumentation und Diskussion anödet. Ich wollte eigentlich nur etwas zur politischen Qualifikation des Peter Altmaier erfahren und sehe mich jetzt am Rande einer Problematik, mit der ich mich in diesem Zusammenhang nicht weiter befasse. Weil es mir gleichgültig ist, warum Altmaier allein lebt. Und da kann es mir auch gleichgültig sein, dass sich immer dann, wenn sich Stefan Niggemeier mit dieser Thematik beschäftigt – und er tut das scheinbar recht gern – hunderte von Kommentatoren melden, die dazu ihre Meinung äußern. Immerhin aber doch auf einem Niveau, das beachtlich ist. (Den Anteil derer, die jeweils ignoriert werden kenne ich nicht.) Ich hab' dann doch bei Wikipedia nachgelesen.

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