Donnerstag, 26. Juli 2012

Man sollte wohl doch dabeigewesen sein


In einer hier erscheinenden Print-Zeitung las ich am Freitag vergangener Woche von einem Journalisten, der als sportinteressierter Tourist an einigen Wettbewerben der olympischen Spiele in England teilnehmen wird. Zwar interessiert mich das in diesem Fall herzlich wenig, aber es ist mir doch ganz allgemein Anlass, mir (wieder einmal) zu überlegen, welche Bedeutung denn die unmittelbare Teilnahme an einem Ereignis hat – zum Beispiel im Sport oder Festlichkeiten - gegenüber der Teilnahme als Zuseher am Bildschirm?

Man könnte diese Überlegung leicht abtun mit dem Hinweis auf die erlebbare Atmosphäre bei einer unmittelbaren Teilnahme, in Form möglicher Begeisterung (oder Enttäuschung), die sich von den Akteuren (im Sport) auf die Zuschauer überträgt – oder umgekehrt – oder auch mit dem Gedankenaustausch der Zuschauer untereinander.

Das mag zwar seine Berechtigung haben – meine ich – nur hat man den Nachteil vor allen bei (Sport-)Veranstaltungen die in ihrem Verlauf nicht in ihrer Gesamtheit überschaubar sind – längere Rad- Lauf- oder Loipenwettbewerbe, auch Autorennen oder auch Festumzüge – von denen man immer nur einen kurzen Ausschnitt zu sehen bekommt. Seine Bedeutung aber hat das alles weitgehend verloren seit es Großbildleinwände gibt, die ein Gemeinschaftserlebnis davor ermöglichen. Seit dazu auch noch Moderatoren, Kommentatoren und Co-Kommentatoren solcher Veranstaltungen im Fernsehen das Geschehen dominieren, erfährt der Zuseher am Bildschirm inzwischen auch noch die kleinsten und vielfach auch unbedeutendsten Details, die oft genug mehr noch das Umfeld beschreiben als das Geschehen selbst. Dem unmittelbaren Teilnehmer bleibt das alles versagt – oder auch erspart.

Und das lässt mich überlegen, warum der Zuseher am Bildschirm auch noch hören muss, was er doch eh sieht?.Während es der unmittelbare Zuseher weder hört und erfährt, obwohl es für den aufschlussreicher wäre. Er will es vielleicht auch nicht erfahren, sonst würde er ja wohl zuhause bleiben, sich vor den Bildschirm setzen und sich auch noch das Geschwätz der Reporter und Moderatoren anhören.

Im Ergebnis komme ich zu der Auffassung, dass ich am Bildschirm vom Moderatorengeschwätz zusätzlich belabert und „zugemüllt“ werde, statt dass dabei lediglich erläutert wird, was einer möglichen Ergänzung bedarf. Mir ist unerklärlich, warum die Tendenz zum Geschwätz (zur Moderation) ganz allgemein immer mehr zunimmt und alles zerredet wird, während das wesentliche darüber in den Hintergrund gerät. Vielleicht aber will das die Mehrheit sogar!?

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