Freitag, 13. Juli 2012

Für jedes Leben unverzichtbar: Wasser


Seit die regionalen Medien am Mittwoch von verunreinigten Trinkwasser in einigen Teilen – manche Zeitungen berichteten von weiten Teilen - Thüringens berichteten, überlege ich, welche Bedeutung denn Meldungen zukommt, nach denen Leitungswasser in Deutschland in Bezug auf Qualität mit Mineralwasser vergleichbar ist. Immer, und zu jeder Zeit?

Dabei bin ich natürlich froh, dass ich das in Ruhe tun kann, weil ich ja in einer Gegend Thüringens wohne, in der das Einzugsgebiet und die Sorgfalt der örtlichen Wasserwirtschaft mit sich bringt, dass ich ohne jeden Vorbehalt Wasser aus der Leitung gegen den Durst verwenden kann. Ulrich Schardt, Geschäftsführer des Wasserverbandes Nordhausen (WVN) sei Dank dafür. Wobei ich seine Feststellung in der Internet-Zeitung zu hinterfragen hätte: „Wir sind nicht mit der Fernwasserversorgung verbunden, sind so zusagen autark.“ Soweit mir bekannt, gehört die Neustädter Talsperre der Thüringer Fernwasserversorgung (TFW) und der Nordhäuser Wasserverband ist Käufer des von dort kommenden Wassers!?

Das spielt bei meinen aktuellen Überlegungen allerdings keine Rolle, denn wichtiger ist die Versicherung Schardt's in der Internet-Zeitung, dass Coli-Bakterien ohnehin im Nordhäuser Wasser kaum eine Chance hätten, denn die hochmoderne Ultrafiltrationsanlage im Nordhäuser Wasserwerk – die seit 2008 in Betrieb ist - bildet auch für die Bakterien eine unüberwindliche Hürde. Darüber hinaus gibt der Verband jährlich rund 150.000 Euro für Proben und der Analytik aus.

Wenn ich nun über die Grenzen des Nordhäuser Wasser-Einzugsgebietes hinaus denke, erinnere ich mich, auch kürzlich (28.06.12) in eben dieser Internet-Zeitung unter Hinweis auf die Juli-Ausgabe des „Test“Heftes der Stiftung Warentest gelesen zu haben, dass es bequemer und wesentlich günstiger sei, Trinkwasser aus dem Hahn zu beziehen. Und nun sitze ich vor einem Bericht vom 11.07.12 in der hier erscheinenden Printzeitung unter dem Titel: „Kolibakterien: Trinkwasser-Alarm in weiten Teilen Thüringens“ und lese schon in der Unterschrift zu dem beigefügten Bild, dass das Wasser aus der Leitung derzeit in weiten Teilen Thüringens nicht genießbar ist.

Unabhängig vom weiteren Inhalt dieses Berichtes passen die beiden Artikel meines Erachtens nicht zusammen. Und meine Erinnerung reicht immerhin noch so weit zurück, um mich an eine „Frontal21“-Sendung anlässlich des Weltwassertages im März zu erinnern. Sie trug den Titel „Die Illusion vom reinen Trinkwasser“ und berichtete, dass deutsche Behörden gern betonen, dass Trinkwasser hierzulande absolut sicher sei. Dass aber immer mehr Experten dieser Versicherung widersprechen. Und die begründen das auch sehr ausführlich. Vor allem Martin Exner lässt sie so pauschal nicht gelten: "Vor allem bei Hausbrunnen und kleineren kommunalen Versorgern stimmt das so nicht", mahnt der Mediziner. Exner ist Vorsitzender der Deutschen Trinkwasserkommission, die Behörden in Fragen der Trinkwasserhygiene berät.

Es war übrigens seinerzeit auch Ulrich Schardt, der dem Inhalt jener Sendung zumindest für den Einzugsbereich der WVN vehement widersprach. Mit den gleichen Argumenten wie diesmal. Und sie sind absolut glaubhaft und sogar nachweisbar. Aber sonst?

Meines Erachtens – und abgesehen von dem aktuellen Vorgang in Thüringen - verhält es sich wie in vielen anderen Bereichen von Gesundheit und Ernährung: Irgendwer – und das kann durchaus ein Fachmann sein – kommt zu einer Erkenntnis und macht sie publik. Und dann dauert es nicht lange, tritt dem ein anderer (Fachmann) entgegen, relativiert sie oder offeriert ganz andere Ergebnisse.

Die jüngsten Vorgänge zum Thema Trinkwasser in Thüringen könnten jedenfalls zur Folge haben, dass der Umsatz an Mineral- und sonstigen Wässern in Flaschen steigt. Und irgendwann wird dann auch der Preis des Wassers steigen müssen, der aus der Leitung kommt. Merkwürdig finde ich dabei, dass die Verbraucher vielfach äußerst sensibel auf Probleme bei der Wasserversorgung reagieren. Auch wenn dabei betont wird, dass sie keine wirkliche Gefährdung der Gesundheit mit sich bringen. Ganz im Gegensatz zum Rauchen. Bei der Problematik aber helfen keine noch so dramatischen und berechtigten Warnungen. Wieso nur?

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