Dienstag, 17. Juli 2012

Junge Kirche im Südharz . . .


. . . organisierte heute zum wiederholten Male eine „Aktion auf dem Markt der Möglichkeiten“, zu dessen Titelzeile eigentlich noch der Zusatz „. . .da(s) sind wir“ gehört. Eine Selbstidentifikation, die inhaltsreich ist. Und vom Verlauf dieses Aktionstages bestätigt wurde. Dazu meine Betrachtung als Beobachter.

Man mag mir nachsehen, wenn ich hier keinen reinen Sachbericht zu dieser heutigen „KirchEntdeckerTour“ (Motto der Aktion) formuliere, sondern eine Reportage zu den heutigen Ereignissen in der St..Blasii-Kirche und dem Umfeld dieser Veranstaltung. Ich war ebenso überrascht wie beeindruckt, wer sich da als Mitarbeiter „von amts wegen“, als auch als Ehrenamtler engagierte, um SchülerInnen der 5. und 6. Klasse verschiedener Regelschulen und Gymnasien mit dem Begriff Kirche in all ihrer inhaltlichen Vielfalt bekannt zu machen. Und Neugier zu wecken, um Fragen auszulösen zum Thema Kirche. Man sah Superintendent Michael Bornschein neben Pfarrerin Elisabeth Alpers-von Biela – deren Mann, Pfarrer Wolf Johannes von Biela, Regie führte und das Anfangsgeschehen in der Kirche St. Blasii moderierte – Frank Tuschy, den Gemeindepädagogen des Kirchenkreises und viele, viele andere, die sich bereit erklärt hatten, einen der mehr als zwanzig Arbeitskreise zu leiten, die sich alle jugendgerecht dem Thema Kirche widmeten.





Initiator dieses Projekttages war das Referat für die Arbeit mit Kindern und Familien im evangelischen Kirchenkreis Südharz, für den Marit Krafcick verantwortlich zeichnet. Und wenn es im Programm dazu hieß, dass es Anliegen (oder auch Ziel) der gemeindepädagogischen MitarbeiterInnen des Kirchenkreises ist, SchülerInnen Kirche in ihrer Vielfalt erleben zu lassen, dann zeigte sich nun, dass der tatsächliche thematische Umfang doch beträchtlich über dieses rein kirchenbezogene Anliegen hinausging. Was schon durch die aktive Mitwirkung des Intendanten des Nordhäuser Theaters, Lars Tietje, offenbar wurde. Der sogar als Leiter Worshops Nummer 1 tätig wurde.

Es waren gewiss mehr als zweihundert SchülerInnen, die an diesem Morgen teils zu Fuß, teils mit Bussen oder sonstigen Fahrgelegenheiten zur Blasii-Kirche gekommen waren, um an der Veranstaltung teil zu nehmen. Und von den MitarbeiterInnen des Kirchenkreises empfangen und zunächst mit dem Programm bekannt gemacht wurden. Die SchülerInnen konnten anhand der ausgedruckten und auf einem Angebotsbrett angeordneten Themen einen der zahlreichen Workshops auswählen, an denen sie später teilnehmen wollten. Danach wurden sie ins Innere der Kirche eingewiesen. Und wohl nur zu diesen Aktionstagen verzeichnet St.Blasii einen derart großen Andrang junger Leute im Innenraum der Kirche, eingeschlossen die Empore. Dass dadurch das Gotteshaus nicht nur nach der Zahl der TeilnehmerInnen, sondern auch dem Geräuschpegel nach, einem riesigem Bienenstock gleichkam, kann nicht verwundern. Nicht wenige der TeilnehmerInnen dürften sich dort überhaupt das erste Mal begegnet sein und hatten das offensichtliche Bedürfnis, sich ungeniert miteinander bekannt zu machen und zu unterhalten.

Gegen den entstehenden Gesprächswirrwarr bot nun Pfarrer Wolf Johannes von Biela als Moderator seine Stimme auf, um sich mittels Mikrofon und Lautsprecher Gehör zu verschaffen. Und „irgendwie“ gelang ihm das auch, obwohl es zunächst aussichtslos schien, Ruhe im Hause des Herrn einkehren zu lassen.
Und hier muss einfach Pfarrer von Biela aller Respekt ob seines Umgangs mit jungen Menschen ausgedrückt werden, samt seinem Moderatorengeschick, mit dem er diese Aufgabe bewältigte. Und mit Erfolg, wie sich zeigte. Es gehört allerdings sehr viel Geduld und Toleranz dazu, gegen dieses Unterhaltungsbedürfnis hunderter Jugendlicher anzugehen. Das in einer Kirche zumindest ungewohnt wirkte. Und darauf schließen ließ, dass der Besuch eines Gotteshauses für nicht wenige der jungen Menschen ein eher seltener Vorgang ist.

Ruhe – oder das, was unter den gegebenen Umständen erzielbar war - trat erst mit dem Aufruf zu den einzelnen Workshops ein, für die sich die einzelnen Leiter dieser Gesprächs- bzw. Informationskreise vor dem Altarraum vorstellten. Damit lockerte sich das Gedränge im Kirchenschiff allmählich auf, weil sich einige Arbeitskreise buchstäblich auf „KirchEntdeckerTour“ begaben, die eben bis ins Theater oder auch in den Dom zum heiligen Kreuz reichte. Die dabei erörterten Themen zu beschreiben, würde bei den vielen Arbeitskreisen einfach den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Die LeiterInnen der einzelnen Arbeitskreise hatten im Vorfeld des Aktionstages der Organisatorin (Marit Krafcick) Themen benannt, die dem Anliegen der Veranstaltung entsprachen. Und nun von ihnen mit den jeweiligen TeilnehmerInnen behandelt wurden. Dazu hieß es, SchülerInnen sollen mit der Vielfalt der Kirche sowohl als Gebäude, als auch als Gemeinschaft Lust bekommen, diese mit Herz, Hand und Mund zu entdecken – sollen neugierig werden auf Inhalte und erfahren, dass Kirche etwas mit dem Leben zu tun hat. Unter diesen Vorgaben war es nun den LeiterInnen der Arbeitskreise aufgegeben, dieses Anliegen zu veranschaulichen. Das reichte von der Kirchengeschichte über die Motive der Kirchenfenster an der Stirnseite von St. Blasii bis zur Historie der Königin Mathilde im Dom zum heiligen Kreuz. Und ebenso gehörte die Kultur am Beispiel des Theater-Angebotes dazu. Also nicht nur Kirchengeschichte im engeren Sinn, sondern auch gesellschaftliche und kulturelle Aspekte.

Während also im thematischen Umfeld informiert und Gespräche geführt wurden, sang man in einem der Arbeitskreise vor der Blasii-Kirche, weil ja auch das zum Thema gehörte. Gleichzeitig wurden daneben Werkbänke zum Basteln, Tische und Bänke zum Verweilen aufgestellt, während von der Küche der Behinderten-Werkstätten ein Obst-und Gemüsebüffet vorbereitet wurde, um den erträglichen Fortgang des Aktionstages nach Beendigung der Workshops zu ermöglichen.

Diesen Teil des Aktionstages mit der späteren Auswertungs- und Feierrunde erlebte ich allerdings nicht mehr mit, die jungen Leute sollten sich wenigstens beim abschließenden Teil des Aktionstages unbeobachtet von einem Journalisten und seinem Kameraobjektiv wissen Was ich allerdings bis dahin erlebte, nötigt mir alle Hochachtung ab, es war und ist beispielgebend für die Arbeit mit jungen Menschen. Auch wenn manche dieser Heranwachsenden erkennbar alles andere im Kopf gehabt haben dürften als das Bedürfnis, Kirche kennen zu lernen. Es war immerhin ein bemerkenswertes Angebot, für das der Organisatorin Dank gebührt.

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