„Frist ist Frust“ – Zukunftsvertrag für Dauerstellen nutzen!
Die Bildungsgewerkschaft GEW fordert die Landesregierung zu wirksamen Maßnahmen auf.
Der
Landesverband Thüringen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
(GEW) hat Bund und Länder zur Nachbesserung des im Mai ausgehandelten
„Zukunftsvertrags Studium und Lehre stärken“ aufgefordert, der ab 2021
den Hochschulpakt ablösen soll – und schließt sich damit der gleich
lautenden Forderung aller 16 GEW-Landesverbände und der GEW-Bund an.
„Die Entfristung des Zukunftsvertrags ist natürlich gut, denn das gibt
den Hochschulen Planungssicherheit. Wenn die aus dem Programm
finanzierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aber weiterhin
semesterweise angestellt und wieder entlassen werden können, entspricht
das in keiner Weise unseren Vorstellungen von guten Arbeitsbedingungen.
Es ist Ausdruck eines aus dem Ruder gelaufenen Befristungsunwesens“, so
Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen.
Neun
von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden mit
einem Zeitvertrag abgespeist, die Hälfte der Verträge hat eine Laufzeit
von weniger als einem Jahr. Die so wichtige Kontinuität und Qualität
von Lehre und Studium werden unterminiert – Frist ist Frust. Bund und
Länder müssen den Zukunftsvertrag nutzen, um die Beschäftigung an den
Hochschulen zu stabilisieren.
Notwendig ist eine verbindliche
Verpflichtung, dass mit den Bund-Länder-Mitteln in Zukunft
ausschließlich unbefristete Beschäftigungsverhältnisse finanziert
werden. Mit Blick auf die heutige Konferenz der Regierungschefinnen und
-chefs des Bundes und der Länder müssen Bundeskanzlerin Angela Merkel
(CDU) und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder den
Zukunftsvertrag daher überarbeiten.
Immerhin sehe der
vorliegende Entwurf der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz für den
Zukunftsvertrag vor, dass die Länder bei der Verwendung der Mittel
Schwerpunkte beim Ausbau von dauerhaften Beschäftigungsverhältnissen
setzen. Das ist ein Erfolg der Kampagne „Frist ist Frust“ von GEW,
ver.di und dem Mittelbaunetzwerk NGAWiss. Sollten die
Regierungschefinnen und -chefs den Zukunftsvertrag in der vorliegenden
Fassung unterschreiben, sei das Land Thüringen in der Pflicht, die
abstrakten Vorgaben konkret umzusetzen. Die GEW Thüringen fordert daher
den Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft
auf, in den im Zukunftsvertrag vorgesehenen Verpflichtungserklärungen
konkrete Zielzahlen für die Erhöhung des Anteils der Dauerstellen am
Hochschulpersonal zu benennen und Maßnahmen zur Zielerreichung im
Einzelnen zu beschreiben. Dazu Kathrin Vitzthum weiter: „Lockere
Selbstverpflichtungen der Hochschulen zur Verbesserung der
Beschäftigungsbedingungen im Wissenschaftsbereich reichen nicht aus.
Solche sind seit 2018 im Thüringer Hochschulgesetz verankert, entfalten
aber keine signifikante Wirkung. Das muss konkreter werden!“
Die
GEW ist gerne zu Gesprächen über die Ausgestaltung der
Verpflichtungserklärungen bereit und kann viele gute Ideen dazu
einbringen.
Info: Die Gemeinsame
Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern hat sich am 3. Mai auf die
künftige Ausgestaltung des Zukunftsvertrags „Studium und Lehre stärken“
(bisher Hochschulpakt) verständigt. Ziel des Zukunftsvertrags sind der
Erhalt der mit Hilfe des Hochschulpakts ausgebauten Studienkapazitäten
sowie die Sicherung guter Studienbedingungen und einer hohen Qualität
der Lehre. Dafür stellt der Bund jährlich 1,88 Milliarden Euro, ab 2024
jährlich 2,05 Milliarden Euro bereit. Die Länder müssen Mittel in
gleicher Höhe beisteuern. Die abschließende Entscheidung über den
Zukunftsvertrag trifft heute die Konferenz der Regierungschefinnen und
-chefs des Bundes und der Länder.
Im Zuge der Kampagne „Frist
ist Frust“ hat sich die GEW gemeinsam mit ver.di und dem Netzwerk für
Gute Arbeit in der Wissenschaft für die Weiterentwicklung des
Hochschulpakts zu einem „Entfristungspakt 2019“ eingesetzt (www.frististfrust.net). Eine entsprechende Online-Petition haben in kurzer Zeit über 15.000 Menschen unterzeichnet.
Über die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen:
Die Bildungsgewerkschaft GEW THÜRINGEN ist die größte
Interessenvertretung in Thüringen im Bildungsbereich. Sie organisiert
aktive und ehemalige Beschäftigte an den Thüringer
Bildungseinrichtungen. Schwerpunkte der politischen Arbeit sind die
Bildungsgerechtigkeit, die Lern- und Arbeitsbedingungen an Kitas,
Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie die
Angestellten-, Beamten- und Tarifpolitik. Vorsitzende ist Kathrin
Vitzthum.
Erfurt, 06.06.2019
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