„Dankbar für das christliche Zeugnis“
Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
hat den verstorbenen Bundeskanzler a. D. der Bundesrepublik Deutschland,
Dr. Helmut Kohl, als
Persönlichkeit mit historischem Weitblick gewürdigt. Im Namen der
Deutschen Bischofskonferenz sprach Kardinal Marx der Witwe des
Verstorbenen seine Anteilnahme aus. Mit dem Tod von Helmut Kohl gehe
eine Ära zu Ende, schreibt Kardinal Marx in einer Kondolenz.
„Die
Kirche in Deutschland ist dankbar für das christliche Zeugnis von
Helmut Kohl. Wo die Werte einer freiheitlichen Gesellschaft mit den
Füßen getreten wurden – wo
auch immer auf der Welt –, da setzte er sich für die Beachtung dieser
Werte ein. Europa wollte und konnte er aus seinen christlich geprägten
Überzeugungen heraus gestalten. Dabei war es dem Verstorbenen ein großes
Anliegen, auf der Grundlage der Katholischen
Soziallehre für eine Soziale Marktwirtschaft einzutreten, die den
Menschen in den Vordergrund stellt“, so Kardinal Marx.
Bundeskanzler
Kohl sei ein regelmäßiger Gast auf Katholikentagen gewesen und habe
sich oft Rat bei Theologen geholt. So sei beispielsweise Kardinal Karl
Lehmann ein
wichtiger theologischer Wegbegleiter des Verstorbenen gewesen, schreibt
Kardinal Marx. Die Kirche sei dankbar dafür, „dass Helmut Kohl mit
visionärer Kraft, mit Mut, Beharrlichkeit und großem
Verhandlungsgeschick die Einheit Deutschlands befördert und mit
anderen herbeigeführt hat. Zugleich wurde er zum Kanzler der
‚europäischen Idee‘. Am Wachsen eines geeinten Europas ohne Grenzen
hatte er großen, ja entscheidenden Anteil … Bundeskanzler Helmut Kohl
war ein überzeugter und großer Europäer.“
In
seiner Würdigung erinnert Kardinal Marx auch an die Begegnungen von
Bundeskanzler Kohl mit Papst Johannes Paul II. bei dessen
Deutschlandbesuchen 1987 und 1996.
„Es war eine historische Stunde, als Helmut Kohl mit Papst Johannes
Paul II. 1996 durch das Brandenburger Tor schritt“, so Kardinal Marx.
Unvergessen seien bis heute die wegweisenden Worte des Bundeskanzlers,
die er damals am Brandenburger Tor gesprochen habe:
„Freiheit bedeutet immer auch Verantwortung,
sonst schlägt sie in neue Formen der Abhängigkeit um. Gelebte
Verantwortung braucht die Besinnung auf das eigene Gewissen, auf den
Mitmenschen und vor allem auf Gott. Gerade in diesem Sinne
ist die Stimme der christlichen Kirchen auch in einer zunehmend
säkularisierten Gesellschaft unverzichtbar. Die Frohe Botschaft Christi
ist eine Quelle der Kraft; sie gibt Menschen Orientierung und Halt. Ich
wünsche mir, dass von diesem Papstbesuch in Deutschland
ein Signal ausgeht – ein Signal der Ermutigung für Christen,
Verantwortung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu übernehmen.
Christenpflicht und Bürgerpflicht sind nicht voneinander zu trennen! Das
gilt nicht zuletzt für den Bau des vereinten Europa!“
Kardinal
Marx erinnert in der Kondolenz auch an die herzliche Begegnung mit
Papst Benedikt XVI., als dieser 2011 Deutschland besuchte. „Die
katholische Kirche in Deutschland verneigt sich vor dem Verstorbenen in
Trauer, Anerkennung und Dankbarkeit. Das Handeln Helmut Kohls war vom
christlichen Menschenbild geprägt, das ihn so sehr für seine Arbeit
gestärkt hat.“
Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am 17. Juni 2017
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