Freitag, 30. Juni 2017

Wanderbarer Südharz?

Mit Interesse lese ich die relativ häufigen Ankündigungen zu Wanderungen, vorwiegend im und durch Teile des Harzes. Organisiert vom Verein „Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg“ eV. oder auch von der „Arbeitsgemeinschaft Drei Länder – Ein Weg – Karstwanderweg Südharz“ und offeriert oder mitgeteilt von der „Stabsstelle Wirtschaft und Tourismus“ des Landratsamtes Nordhausen. So genau weiß ich das nicht. Gerade neulich (18.06.) wurde eine solche Wanderung zum „Lichtenstein - Eine Wanderung von der Altsteinzeit ins Mittelalter“ angeboten. Und aktuell (26.06.) ging es um „Alabaster und Erdfälle – Wanderung in der Gipskarstlandschaft“. Ich muss es bei der Kenntnisnahme bewenden lassen, denn teilnehmen kann ich meines fortgeschrittenen Alters und körperlichen Einschränkung nicht (mehr). Und kann eigentlich nur bedauern, dass kaum noch organisierte Wanderungen durch die nähere Umgebung angeboten werden, wie das früher doch öfter der Fall war, als es noch einen Tourismus für den Landkreis gab. Wenn ich bei dieser Gelegenheit bemerke, dass ich „damals war's“ auch gern allein durch die nähere und weitere Gegend wanderte, dann eigentlich nur, um aus eigener Erfahrung und Überzeugung bestätigen zu können, dass ich in einer landschaftlich wunderschönen Gegend lebe.

Und nun lese ich in der TA von gestern, dass man neuerdings wandern kann „auf Luthers Spuren nach Plan“. Nachdem am Dienstag „in Nordhausen-Himmelgarten, im Schwarzen Weg, an der Einmündung des Luther-Wanderwegs“ von der Wirtschaftsförderin des Landkreises eine neue Rad- und Wanderkarte zu diesem Luther-Wanderweg vorgestellt wurde. Der Bericht beginnt mit der Feststellung (Auszug): „50 000 Euro ließen sich Land, Landkreis und Stadt Nordhausen den Lutherweg durch den Südharz kosten, aber niemand vermarktet ihn“ (Ende des Auszugs). Und er schließt mit mit dem Bemerken (weiterer Auszug): „Wie der Lutherweg angenommen wird, vermag Sabine Mehne nicht einzuschätzen – eine Zählung gab es noch nicht“. Ohne dass ein Verein oder ein engagierter Jemand eine Wanderung organisiert, passiert scheinbar auch auf dem Lutherweg nichts.

Unabhängig von meinen eigenen Erfahrungen mit diesem Weg – den es ja seit 2011 gibt – erinnert mich der Vorgang an einen anderen Wanderweg durch den Landkreis Nordhausen: die „Via Romea“. Kaum ein Mensch in Nordhausen dürfte sich noch an diesen Weg erinnern, und doch ist es erst wenige Jahre her (2013), dass die lokalen Medien recht lebhaft von ihm berichteten: als nämlich eine Pilgergruppe des „Fördervereins Romweg – Abt Albert von Stade e.V.“ durch den Landkreis Nordhausen wanderte, vor dem Rathaus vom Altertums- und Geschichtsverein und der Stadtinformation empfangen wurde, bevor die Gruppe dann weiterzog, bis Ebeleben begleitet von Hans-Jürgen Grönke, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins. Damals wurden zuvor die Wegmarkierungen von Rüdigsdorf her, überprüft bzw. neu erstellt, die zwischenzeitlich meist wieder verschwunden sind. Kein Mensch redet meines Wissens mehr davon.


Ich denke oft daran, wenn mein Weg durch die Gumpe führt: dort gibt es weiterführende Wegweiser und Wege, die früher auch mal gepflegt wurden und heute sich selbst überlassen sind. Mit der Folge, dass Wegweiser kaum noch lesbar und die Wege zugewachsen sind. Und deshalb auch befürchte ich, dass dem Lutherweg, der mit der Vorstellung der erwähnten Wanderkarte ins Gespräch gekommen scheint, nach dem Lutherjahr das gleiche Schicksal beschieden sein wird: man vergisst ihn.

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