In
der Einladung zu diesem Anliegen hieß es: „Zu den zahlreichen
Veranstaltungen, auch in der Stadt Nordhausen, für Dr. Martin
Luther im Jahr der Reformation 2017 gesellt sich an diesem Abend die
Nonne, die Frau des Reformators, die Mutter seiner zahlreichen Kinder
und eine gewichtige Stimme im Chor der Frauen der Reformation,
Katharina von Bora.“ Und es war
Sigrun Reinhardt,
die von Gisela Hartmann, der Vorsitzenden des Fördervereins Park
Hohenrode, für diesen Vortrag am vergangenen Mittwoch gewonnen, zu
Beginn der Veranstaltung begrüßt und gleichzeitig den Zuhörern
vorgestellt wurde.
Man
kennt inzwischen Sigrun Reinhardt - aktives Mitglied des
Fördervereins der Stadtbibliothek Nordhausen - als Vortragende
unterschiedlicher kultureller Themen, die sie kompetent, anschaulich
und leicht verständlich darzulegen vermag. Und das bestätigte sie
diesmal erneut.
„Katarina
von Bora - von der Nonne zur starken Frau an Luthers Seite“ lautete
das Thema, zu dem also Frau Reinhardt referierte. Was sie in ihrem
fast zweistündigen Vortrag ausführte kann hier nur – sinngemäß
angelehnt – wiedergegeben werden.
Und
so erstand vor den Zuhörern das Bild der 1499 geborenen Tochter
verarmter Angehöriger des Landadels, deren Lebensweg zwar unter den
damaligen familiären und gesellschaftlichen Verhältnissen zunächst
nicht ungewöhnlich war, kam sie doch bereits im
Alter von sechs
Jahren (1504) in eine Klosterschule, dem
Augustiner-Chorfrauenstift
Brehna, was zu damaliger Zeit für adlige Mädchen durchaus üblich,
allerdings nur durch beträchtliche Geldleistung möglich war. 1508
wurde sie den Zisterzienserinnen im Kloster Marienthron zu Nimbschen
bei
Grimma übergeben.Reinhardt betonte, dass den angehenden Nonnen dann
aber auch eine ausgezeichnete Bildung zuteil wurde. 1515 legte sie
ihr ewiges Gelübde ab, was zeitlebens Besitzlosigkeit, Keuschheit
und Gehorsam gegenüber ihren Oberen bedeutete. Es gibt keinen Beleg
dafür, dass sie mit ihrem Schicksal bis dahin unzufrieden war, auch
wenn das fast im Gegensatz zu der später doch so energischen und
redegewandten Frau an Luthers Seite steht. Allerdings ist aus dem
Klosterleben Katharinas nur wenig bekannt.
Auch
nicht, wie Schriften Martin Luthers in den Jahren nach 1517 ins
Kloster Marienthron gelangt sein könnten. Dort nämlich tauchten sie
auf und wurden trotz Verbots der Äbtissin von
Katharina und ihren
Mitschwestern gelesen. Mit der Folge, dass Ostern 1523 zwölf Nonnen
– darunter Katharina von Bora – aus dem Kloster flohen. Nach
Hause konnte Katharina allerdings nicht, weil dort auf die Rebellion
und das Brechen des Gelübdes die Todesstrafe stand; sie zog mit neun
ihrer Ordensschwestern nach Wittenberg,
wo Luther sie alle aufnahm und in den Häusern seiner Freunde
versorgte, Katharina etwa im Hause vonLukas
Cranach d.Ä.
Mit
der Aufnahme der geflüchteten Nonnen verband sich für Martin Luther
allerdings auch die Aufgabe, für sie zu sorgen und ihnen Ehemänner
zu vermitteln. Mit gutem Erfolg, wie Sigrun Reinhardt zu berichten
wusste. Nur mit Katharina von Bora wollte es nicht gleich klappen,
sie blieb übrig. Immerhin aber soll sie in den Kreisen um Luther
sogar wegen ihrer Klugheit geschätzt worden sein. Bis sie
schließlich am
13. Juni 1525 die
Frau Martin Luthers wurde. In
dem Jahr also, in dem der Bauernkrieg tobte. Luthers engster
Vertrauter Philipp Melanchthon war
entsetzt: wegen der als unschicklich empfundenen Zeit - immerhin
wurden die Bauern zu Tausenden getötet, aber auch wegen der Wahl
Luthers - Katharina war ihm zu stolz
und zu eigensinnig. Die
katholischen Gegner Luthers verfassten zotige Flugblätter über den
Mönch und die entlaufene
Nonne.
Erasmus von Rotterdam dagegen lobte: Luther
fängt jetzt an, milder zu werden, und wütet nicht mehr so mit
Der
Ehe entsprangen sechs Kinder: Johannes,
Elisabeth, die im frühen Kindesalter starb, Magdalena (starb mit 12
Jahren), Martin, Paul und Margarethe.
Dazu
kamen elf weitere, die sie aus der verarmten oder verwitweten
Verwandtschaft aufnahmen.
Während
ihrer Klosterzeit in Nimbschen hatte Katharina unter anderen
Kenntnisse und Fähigkeiten in der Heilkunde erworben, die sie nun im
Schwarzen Kloster zu Wittenberg, ihren Heim, zu einem viel besuchten
Ort werden ließ. Neben hochrangigen Patienten kamen oft hoffnungslos
Kranke aus der Stadt, denen sie vielfach mit kundiger Hand helfen
konnte. Auch für ihren Mann, der an Nieren- und Blasensteinen, Gicht
und schweren Kreislaufstörungen litt, waren Käthes Heilkünste
unentbehrlich. Sie kümmerte sich nicht nur um die Gesundheit des
Reformators. Sie hielt ihm auch „den Rücken frei“ von all den
Dingen, die in einem so großen Haushalt anfielen. Auf Katharinas
Schultern lastete die gesamte Hauswirtschaft, und Luther verließ
sich auf ihr Können, ihre Umsicht und ihren Fleiß. Sie
beaufsichtigte den Umbau des Klosters, ließ Ställe errichten und
legte Gärten an, war Gärtnerin, Imkerin, Bäuerin und
Wirtschafterin, sogar Bierbrauerin. Der Bedarf an Nahrung war groß,
kamen zu den eigenen und angenommenen Kindern noch zahlreiche
Kostgänger und Gäste, so dass die Tischgesellschaft täglich etwa
50 Personen umfasste. In Wittenberg hieß es, im Hause der Lutherin
wohne eine „gar wunderlich gemischte Schar aus Studenten,
verlaufene Nonnen, Witwen, alten Leuten und Kindern.“ Luther sah
das Treiben gelassen, meinte er doch, das bewahre ihn, der oft
schwere Depressionen hatte, vor schwarzen Gedanken.
Möglicherweise
hätte es Katharina auch ohne Luther geschafft, ihr Anwesen zu
erhalten und die Familie zu versorgen, wäre nicht der
Schmalkaldische Krieg ausgebrochen, der im Herbst 1546 die
kaiserlich-katholischen Truppen auch nach Sachsen führte. Die
Familie des Reformators floh nach Magdeburg, während in Wittenberg
ihre Wiesen und Gärten brannten. Im Frühjahr 1547 kehrte sie
zurück. Im Mai, ehe noch Kaiser Karl V. in Wittenberg
einmarschierte, floh sie in ein evangelisches Kloster nach
Braunschweig. Bei ihrer Rückkehr im Sommer 1547 waren ihre
Besitzungen zerstört. Nur mühsam gelang es Katharina, sich wieder
einzurichten. Die stolze Lutherin war nun als „Martin Luthers
nachgelassene Wittfrau“ zu einer Bittstellerin
Das
also war Katharina von Bora: Sigrun Reinhardts Vortrag auf der
Grundlage zahlreicher Literaturauszüge ließ erkennen, dass sie sich
eingehend mit dem Leben Katharinas an der Seite des Reformators
befasst hat. Dass ich hier nur angelehnt an ihren Vortrag berichten
kann, dürfte meines Erachtens doch die Authentizität ihrer
Ausführungen nicht beeinträchtigen. Ihr Vortrag – mit viel
Dankesbeifall bedacht - könnte gleichzeitig auch ein
vorweggenommener Beitrag zur Festwoche zu Ehren Martin Luthers sein,
die vom 11. - 18. Juni in Nordhausen stattfindet (siehe meinen
Eintrag von heute). Der Dank dafür gilt gleichzeitig Gisela
Hartmann, die damit im Park Hohenrode einen wichtigen Beitrag zum
Lutherjahr 2017 leistete. Und sich ihrerseits ganz herzlich bei
Sigrun Reinhardt bedankte.
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