Sonntag, 27. Oktober 2013

Überlegung zur Wirtschaftsdarstellung in Tatort und GZSZ

In der vergangenen Woche erschien eine Studie der Hamburger Media School mit dem Titel „Wirtschaftsbilder in der Fernsehunterhaltung“. Darin wird die untersuchte Darstellung der Wirtschaft in der ARD-Krimireihe „Tatort“ und der RTL-Daily Soap “Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) publik gemacht.

Mich überrascht diese Studie deshalb, weil ich bisher meinte, dass Rahmen- und Gestaltungsvorgänge gegenüber der eigentlichen Handlung keine wirklich aussagefähigen und bemerkenswerten Umstände sind. Und schon deshalb nicht auch noch wissenschaftlich untersucht werden müssten. Wobei ich einräume, dass ich noch nie eine GZSZ-Sendung gesehen habe. Und die letzte Tatort-Sendung, die ich mir ansah, auch schon Monate zurückliegt.

Nun heißt es zur Publikation dieser Studie, es sei ihr Anliegen, das Augenmerk zum Thema Wirtschaft im Fernsehen vermehrt auf fiktionale Unterhaltungssendungen auszuweiten, nachdem man dieses Thema bisher vornehmlich von Informationssendungen erwartet. Weil Serien und TV-Filme für die Meinungsbildung und Entstehung von Vorurteilen durch Stereotypisierung ebenso wichtig sind wie Nachrichten und Magazine. Und weiter heißt es, die Pilotstudie „Wirtschaftsbilder in der Fernsehunterhaltung“ verfolgt mit der Analyse zweier gleichermaßen populärer, aber formal und inhaltlich unterschiedlicher TV-Formate das Ziel, Hypothesen über Zusammenhänge zwischen Fernsehunterhaltung, Inszenierung von Wirtschaft und Wertevermittlung zu gewinnen.

Eigentlicher Inhalt dieser Studie ist es also, die unterschiedliche, aber doch beachtenswerte Einschätzung wirtschaftlicher Umstände und Vorgänge darzustellen und zu erläutern. Wodurch der TV-Konsument offenbar angeregt werden soll, diesen wirtschaftlichen Vorgängen ähnliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wie der eigentlichen Handlung.

Wenn dem nun so ist, und wirtschaftliche Vorgänge in Krimisendungen sogar von der Wissenschaft als beachtlich angesehen werden, überlege ich schon, welche Bedeutung dann wohl anderen – etwa berufs- und handlungsbezogenen Vorgängen zukommt? Wobei ich hier ganz gezielt das Bild des Journalisten in „Tatort“-Sendungen meine, das dort ganz allgemein alles andere als seriös dargestellt und dadurch geradezu typisiert wird. Beispiele? "Provinzieller Schreiberling" ("Tatort: Im Netz der Lügen", SWR), "Zeitungsschnepfe" ("Tatort: Schlaf, Kindlein, schlaf", WDR) oder "Gierig wie die Schmeißfliegen" ("Tatort: Um jeden Preis", BR). Dass diese Erscheinungsbilder von Journalisten nicht nur in „Tatort“-Sendungen, sondern auch in vielen anderen TV-Krimis vermittelt und nicht selten geradezu suggeriert wird, sei am Rande bemerkt. Das Klischee des skrupellosen Schreiberlings und sensationsgierigen Fotografen ist weit verbreitet, hieß es zum Beispiel auch im Februar in einer TV-Dokumentation. Kein Wunder also, wenn der Ruf des Journalisten in der Öffentlichkeit eher negativ besetzt ist. Umso mehr aber hat es jeder von ihnen der Hand, durch sein eigenes Verhalten zumindest in seinem unmittelbaren Wirkunsbereich einen anderen individuellen Eindruck zu vermitteln. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen