Sonntag, 13. Oktober 2013

Nordhäuser Gespräche mit Bischof Wanke

So überschrieb die „Nordhäuser Allgemeine“ (NA) einen Bericht, in dem Bischof Joachim Wanke in einem Vortrag das Thema "Heute von Gott sprechen - in säkularer Gesellschaft" behandelte. Gehalten wurde dieser Vortrag am Donnerstag im Audimax der Fachhochschule Nordhausen.

Was die Redakteurin der NA dazu schreibt, lässt wieder einmal die Frage aufkommen, wie ausführlich, sachlich und objektiv ein Sachbericht sein soll oder muss, um einem Leser ein ausreichend informatives Bild von Inhalt und Umfeld des Geschehens zu vermitteln. Soweit es die Ausführlichkeit betrifft, ist die Antwort gerade im Zeitalter des Internet mit seinem unbegrenzten Platzangebot wohl eine Auslegungssache. Insgesamt aber sollte ein Bericht jedenfalls sachlich und tunlichst objektiv sein. Und das vermisse ich ebenso insgesamt an diesem Bericht der NA. Und zur Begründung nutze ich tatsächlich das nach Belieben nutzbare Platzangebot des Internet.

In dem dieser NA-Bericht ja auch erschienen ist. Mit einem kleinen, aber bemerkenswerten Unterschied: in der gedruckten Ausgabe nämlich heißt es, „der emeritierte Kirchenmann aus Erfurt analysierte in seinem Vortrag, warum der Osten bis heute so atheistisch ist. In der Internet-Ausgabe dagegen hießt es, der Bischof „versuchte sich in einer Art Analyse“, warum der Osten bis heute so atheistisch ist. Und das ist schon bemerkenswert, wie ich meine. Richtig ist, dass Bischof Wanke „feststellte“, dass der Osten zu gut 70 Prozent atheistisch ist. Und diese Tatsache erläuterte, ohne sie aber wirklich zu analysieren (das hat der Bischof schon in seiner Amtszeit oft genug getan).

Um mich aber am chronologischen und sachlichen Ablauf zu orientieren: In dem NA-Bericht heißt es, „das Audimax war gut gefüllt, aber nicht mit Studenten. Es waren meist ältere Menschen, die den Vortrag . . . hören wollten.“ Nun richten sich die „Nordhäuser Gespräche“ ja nicht vornehmlich an Studenten, sondern an eine interessierte Nordhäuser Bürgerschaft. Und genau das spiegelte sich in der Teilnehmerschaft – zu der ich übrigens gehörte – wider. Und dieser Vortrag hatte -siehe oben – zum Thema „Heute von Gott sprechen – in säkularer Gesellschaft“. Und dieser, laut Mitschnitt genau 53 Minuten dauernde Vortrag findet sich in dem NA-Bericht mit einen einzigen Satz wiedergegeben: „Denn Kirche stehe auch für Visionen von Mitmenschlichkeit, Wärme oder Zusammenhalt, die von den Menschen gesucht werden.“ Das war's aber auch schon.

Demgegenüber räumte die Redakteurin sehr viel mehr Raum mehreren Lesern „dieser Zeitung“ ein, die im Vorfeld die Frage in den Raum gestellt hatten „warum Bischof Wanke unbedingt im Audimax sprechen müsse. Die Kirche habe doch selbst genügend Gebäude und Räume, in denen so etwas stattfinden könne, lautete die Argumentation. Beantwortet wurde diese Frage an diesem Abend nicht“, heißt es im NA-Bericht.

Abgesehen aber davon, dass eine solche Frage zumindest im offiziellen Teil der Veranstaltung gar nicht gestellt wurde, sind die „Nordhäuser Gespräche“ ja kein kirchliches, sondern ein gemeinsames Projekt der Fachhochschule Nordhausen, des Evangelischen Kirchenkreises, des Theaters Nordhausen und des Buchhauses Rose. Im Wissen darum entbehrt die Argumentation jener Leser der NA jedenfalls der sachlichen Grundlage. Umso mehr, als Menschen, die nie eine Kirche besuchen, die „Nordhäuser Gespräche“ im Audimax, dem Theater oder auch der Galerie der Kreissparkasse sicher eher besuchen.


Insgesamt also meine ich, dass der Bericht der „Nordhäuser Allgemeine“ denkbar wenig mit Ausführlichkeit, Sachlichkeit und Objektivität zu tun hat. Ich habe beim Bischöflichen Ordinariat in Erfurt angefragt, ob ich den Vortrag des Bischofs vollinhaltlich öffentlich machen kann (mein Mitschnitt bedürfte der Vervollständigung) um eine interessierte Öffentlichkeit wissen zu lassen, was wirklich Sache ist. 

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