So überschrieb die „Nordhäuser
Allgemeine“ (NA) einen Bericht, in dem Bischof Joachim Wanke in
einem Vortrag das Thema "Heute von Gott sprechen - in säkularer
Gesellschaft" behandelte. Gehalten wurde dieser Vortrag am
Donnerstag im Audimax der Fachhochschule Nordhausen.
Was die Redakteurin der NA dazu
schreibt, lässt wieder einmal die Frage aufkommen, wie ausführlich,
sachlich und objektiv ein Sachbericht sein soll oder muss, um einem
Leser ein ausreichend informatives Bild von Inhalt und Umfeld des
Geschehens zu vermitteln. Soweit es die Ausführlichkeit betrifft,
ist die Antwort gerade im Zeitalter des Internet mit seinem
unbegrenzten Platzangebot wohl eine Auslegungssache. Insgesamt aber
sollte ein Bericht jedenfalls sachlich und tunlichst objektiv sein.
Und das vermisse ich ebenso insgesamt an diesem Bericht der NA. Und
zur Begründung nutze ich tatsächlich das nach Belieben nutzbare
Platzangebot des Internet.
In dem dieser NA-Bericht ja auch
erschienen ist. Mit einem kleinen, aber bemerkenswerten Unterschied:
in der gedruckten Ausgabe nämlich heißt es, „der emeritierte
Kirchenmann aus Erfurt analysierte in seinem Vortrag, warum der Osten
bis heute so atheistisch ist. In der Internet-Ausgabe dagegen hießt
es, der Bischof „versuchte sich in einer Art Analyse“, warum der
Osten bis heute so atheistisch ist. Und das ist schon bemerkenswert,
wie ich meine. Richtig ist, dass Bischof Wanke „feststellte“,
dass der Osten zu gut 70 Prozent atheistisch ist. Und diese Tatsache
erläuterte, ohne sie aber wirklich zu analysieren (das hat der
Bischof schon in seiner Amtszeit oft genug getan).
Um mich aber am chronologischen und
sachlichen Ablauf zu orientieren: In dem NA-Bericht heißt es, „das
Audimax war gut gefüllt, aber nicht mit Studenten. Es waren meist
ältere Menschen, die den Vortrag . . . hören wollten.“ Nun
richten sich die „Nordhäuser Gespräche“ ja nicht vornehmlich an
Studenten, sondern an eine interessierte Nordhäuser Bürgerschaft.
Und genau das spiegelte sich in der Teilnehmerschaft – zu der ich
übrigens gehörte – wider. Und dieser Vortrag hatte -siehe oben –
zum Thema „Heute von Gott sprechen – in säkularer Gesellschaft“.
Und dieser, laut Mitschnitt genau 53 Minuten dauernde Vortrag findet
sich in dem NA-Bericht mit einen einzigen Satz wiedergegeben: „Denn
Kirche stehe auch für Visionen von Mitmenschlichkeit, Wärme oder
Zusammenhalt, die von den Menschen gesucht werden.“ Das war's aber
auch schon.
Demgegenüber räumte die Redakteurin
sehr viel mehr Raum mehreren Lesern „dieser Zeitung“ ein, die im
Vorfeld die Frage in den Raum gestellt hatten „warum Bischof Wanke
unbedingt im Audimax sprechen müsse. Die Kirche habe doch selbst
genügend Gebäude und Räume, in denen so etwas stattfinden könne,
lautete die Argumentation. Beantwortet wurde diese Frage an diesem
Abend nicht“, heißt es im NA-Bericht.
Abgesehen aber davon, dass eine solche
Frage zumindest im offiziellen Teil der Veranstaltung gar nicht
gestellt wurde, sind die „Nordhäuser Gespräche“ ja kein
kirchliches, sondern ein gemeinsames
Projekt der Fachhochschule Nordhausen, des Evangelischen
Kirchenkreises, des Theaters Nordhausen und des Buchhauses Rose. Im
Wissen darum entbehrt die Argumentation jener Leser der NA jedenfalls
der sachlichen Grundlage. Umso mehr, als Menschen, die nie eine
Kirche besuchen, die „Nordhäuser Gespräche“ im Audimax, dem
Theater oder auch der Galerie der Kreissparkasse sicher eher
besuchen.
Insgesamt
also meine ich, dass der Bericht der „Nordhäuser Allgemeine“
denkbar wenig mit Ausführlichkeit, Sachlichkeit und Objektivität zu
tun hat. Ich habe beim Bischöflichen Ordinariat in Erfurt angefragt,
ob ich den Vortrag des Bischofs vollinhaltlich öffentlich machen
kann (mein Mitschnitt bedürfte der Vervollständigung) um eine
interessierte Öffentlichkeit wissen zu lassen, was wirklich Sache
ist.
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