Dienstag, 1. Oktober 2013

Begegnung mit Bamberg (Ein Erlebnisbericht)

Einmal im Jahr wechselt die Nordhäuser Stadt- und Gästeführergilde ihre angestammte Rolle, Besucher mit der Stadt, ihrer Historie, ihrer Kultur und ihren Sehenswürdigkeiten bekannt zu machen. Dann nämlich gehen aktive und passive Mitglieder selbst auf Reisen, um sich in geschichtsträchtigen und sehenswerten Städten im
Lande umzusehen und von dortigen Stadtführern informieren zu lassen. Um dadurch ihr Kenntnisspektrum zu erweitern, zu erfahren, wie andernorts die Geschichte und Besonderheiten der besuchten Stadt mit ihrem Umfeld vermittelt werden. Um dabei auch selbst bei passender Gelegenheit auf die Stadt aufmerksam zu machen, aus der man kommt. Sind bei diesen gefragten Gildefahrten dann noch Plätze im Reisebus verfügbar, können auch Bekannte und Gäste an einer solchen Informationsreise teilnehmen.

Es war nunmehr das zehnte Mal, dass die Gilde eine solche Reise unternahm, diesmal wieder über einen Tag
hinaus. Nur waren es diesmal weniger aktive Stadtführer, dafür mehr passive Mitglieder der Gilde mit Angehörigen oder Bekannten, die an dieser Reisen teilnahmen. Ziel und Schwerpunkt am vergangenen Wochenende war diesmal und zunächst das fränkische Bamberg, ich schrieb bereits darüber.

Und gleich hier muss ich bemerken, dass sich schon vor Beginn dieser Reise erneut eine sach- und themengerechte Organisation und Vorbereitung abzeichnete, die der Verlauf dieser Reise dann vollauf bestätigte. Das Lob dafür gebührt Dorothee Schwarz, einer der wohl erfahrendsten Stadtführerinnen und zugleich auch Initiatorin aller bisherigen Excursionen dieser Art. Ich stelle das bewusst schon an den Beginn dieses Berichtes, um damit herauszustellen, dass dieses Engagement ganz sicher und erkennbar nicht als selbstverständlich gelten sollte und auch keine Routine ist, sondern viel, viel persönlichen Einsatz, Inspiration
und Mühe erfordert. Bei denen sie diesmal immerhin durch Angelika Lautenbach, Mitarbeiterin der Firma Brauer Reisen GmbH – und selbst Gildemitglied – organisatorisch unterstützt und professionell entlastet wurde. Es war auch ein Reisebus dieses Unternehmens, der für diese Reise gechartert worden war, samt Lautenbach als Reiseführerin. Der man anmerkte, dass sie allen Ehrgeiz in diese Aufgabe setzte. Was ihr auch bestens gelang. Es sei hier zwar bemerkt, dass es bei der Bereitstellung des Omnibusses einige Probleme persönlicher Art gab, für die sie nichts konnte, die aber im weiteren Verlaufe der Reise ihre Bedeutung verloren.

Die dreistündige Fahrt nach Bamberg wurde durch die Reisebegleitung mit Hinweisen zur beginnenden herbstlichen Landschaft mit ihren Besonderheiten (Thüringer Wald, Rennsteig) zu Städten wie Suhl und Ilmenau mit ihren „Markenzeichen“ (Waffenproduktion bzw. Universität), zu Burgen (Drei Gleichen) und schließlich der Festung Coburg verkürzt. Und der zu Beginn der Fahrt jedem Teilnehmer überreichte Erlebnisführer zu Bamberg ermöglichte darüber hinaus, schon mal einen Vorgeschmack auf die alte Kaiser- und Bischofsstadt Bamberg mit Hinweisen auf viele ihrer sehens- und erlebenswerten Seiten zu erhalten. Und schon dabei kam dem Leser die Einsicht, dass es nur eine flüchtige Begegnung mit der Weltkulturerbestadt sein würde. Dorothee Schwarz schließlich
erläuterte in einem Einführungsvortrag, welche geschichtliche Verbindungen bei Kaiser- und Königsgeschlechtern zum Land Thüringen und damit auch zu Nordhausen bestanden.

Und dann war man in Bamberg und schnell wurde deutlich, warum in dem Stadtführer gutes Schuhwerk empfohlen wurde: es musste viel und insgesamt auch lange gelaufen werden. Man nahm es gern in Kauf, denn nun ging es ja darum, der Empfehlung im Erlebnisführer zu folgen: „Lassen Sie sich ein auf ein Gesamtkunstwerk aus zehn Jahrhunderten und erleben Sie spannende Touren und Angebote in Bamberg...“ Der von der Reisebegleiterin erstellte Ablaufplan transformierte es auf ein abgestimmetes Zeitmaß herunter. Und sah als Programmeinstieg eine Domführung vor. Die beschränkte sich dann zwar im wesentlichen auf Erläuterungen zu den Eingangsportalen zum Dom, war aber so ausführlich und geradezu wissenschaftlich ausgestaltet, dass man als Zuhörer von vielen der dargestellten Figuren so konkrete Vorstellungen ihrer Körperhaltungen und ihrer Gesichtsausdrücke bekam, dass man sich geradezu in die Zeit ihrer Entstehung versetzt hätte fühlen können. Wenn der Domführer nicht jene Zeit dieser Entstehung in den Bereich der Deutungen und Vermutungen gerückt hätte. Es war viel von Mutmaßungen und Annahmen die Rede. Aber in einer Art, die spannend wirkte und mich auf den Mann neugierig machte, der so emotional zu erklären vermochte: Dr. Matthias Scherbaum, absolut kompetent in dem, was und wie er erklärte: leidenschaftlich und mit Verve. Ein Kompliment dafür.
Die danach vorgesehene freie Gestaltung ermöglichte u.a. den Dom selbst zu besuchen oder die Stadt zu durchstreifen, um wenigstens einen ersten eigenen Eindruck von ihr zu erhalten. Auch von seiner Gastlichkeit. Nicht immer ganz leicht angesichts der Massen an Touristen, die durch manche Straßen und in Gaststätte drängten. Unter die man leicht geraten und den Anschluss an die eigenen Leute verlieren konnte (siehe vorhergegangenen Eintrag).

Am Nachmittag folgte dann eine wirklich sachkundige Führung durch einige der historischen Teile der Weltkulturerbestadt in der erweiterten Umgebung des Domberges und damit einem der Hügel des fränkischen Rom, wie ja Bamberg wegen seiner sieben Hügel auch genannt wird. Am Abend schließlich lernte man Bamberg auch als Hauptstadt des Bieres kennen, denn in einer der Brauereien, dem 1670 gegründeten Mahrs-Bräu, stand eine
Führung im Programm. Dazu sei angemerkt, dass es in einer Beschreibung heißt, dass Bamberg genau besehen von drei Flüssen durchflossen wird: vom linken Arm der Regnitz, vom rechten Arm der Regnitz, und vom quellfrischen Bier. Hier nun erfuhr man den Grund: weil es in Bamberg allein neun Privatbrauereien gibt. (und 70 im Bamberger Land) Man erfuhr aber natürlich auch eine Menge über die Entstehung von Bier mit seinen vielen Sorten und Geschmacksrichtungen. In der zugehörenden Gaststätte aß man zu Abend, danach nächtigte man mit der entsprechenden Bettschwere im Hotel „Frankenland“, in das man sich schon am Nachmittag eingecheckt hatte.

Am Sonntag erhielt man dann auch einen Eindruck von Bamberg vom Wasser aus im Rahmen einer Schiffsrundfahrt. Ab Bamberg nämlich ist der Main schiffbar und Teil des Rhein-Main-Donau-Kanals und hat allein durch diese Anbindung beträchtliche wirtschaftliche Bedeutung, die während dieser Rundfahrt durch die Hafenanlagen auch erkennbar war.

Noch einmal war danach individuelle Gestaltungsmöglichkeit geboten, die ich mit anderen nutzte, um Bamberg nun auch als Inselstadt mit seinen Brücken und der Fußgängerzone kennen zu lernen. Und natürlich dem Klein-Venedig als das Bamberg ja auch gilt. Der Sonntag stellt sich in Bamberg gegenüber dem Vortag beschaulich vor und lässt eine ruhigere Betrachtungsweise dieses Weltkulturerbes zu. Die dabei gewonnenen Eindrücke sind tief und nachwirkend.
Und können leicht zu dem Vorsatz führen, wiederzukommen, um Bamberg noch weiter zu erkunden. Zum Beispiel das kulturelle Leben dieser Stadt, das kennen zu lernen eine solche Excursion keine Zeit bietet.

Wir aber verließen mit den bis dahin gewonnenen reichen Eindrücken die Domstadt und gelangten programmgemäß – schon als Teil der Rückfahrt – nach Vierzehnheiligen, nahe Staffelstein, einem Wallfahrtsort mit einer Basilika von großer Bedeutung, auch in der Sicht weit über den fränkischen Raum hinaus. Dessen Türme derzeit völlig verhüllt und eingerüstet sind. Und den Gesamteindruck natürlich erheblich beeinträchtigen.

Während einer offiziellen Führung im Form eines Vortrags durch den Rektor der Basilika, Franziskanerpater Heribert Arens, erfuhr man, warum und wie es an dieser Stelle zum Bau dieses gewaltigen Gotteshauses kam. Einem Bau des Archtekten Balthasar Neumann, errichtet in den Jahren 1743 bis 1772. Nachdem dort zuvor eine Kapelle und danach eine kleine Kirche standen. Jeweils zerstört im Bauernkrieg 1525 bzw im Dreißigjährigen Krieg. Der Ort geht nach der Sage auf eine Erscheinung des Jesuskindes zurück, das an dieser Stelle mit einigen anderen
Kindern ein Schäfer des Zisterzienserklosters Langheim hatte. Sie stellten sich ihm als die vierzehn Nothelfer vor und verlangten den Bau einer Kapelle. Nach einem weiteren Mirakel am gleichen Ort wurde das Verlangen prompt realisiert. Dass seit 1839 Franziskanern die Betreuung der Basilika obliegt, geht auf eine Verfügung des Bayernkönigs Ludwig I. zurück. Das Kloster ist heute eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts.

Nach diesem letzten eindrucksvollen Erlebnis dieser Excursion stand nun nur noch die Heimfahrt auf dem Programm. In umgekehrter Richtung gegenüber dem Vortag ließ man den nördlichsten Teil des Frankenlandes hinter sich. Angelika Lautenbach machte in Höhe Eisfeld mit ihrem letzten Landschaftshinweis darauf aufmerksam, dass man nun die Grenze passiere. Natürlich keine Staatsgrenze, wie einst zur DDR, die es genau dort einmal gab, sondern einfach die zu Thüringen. Und damit näherte man sich schon wieder dem eigenen Zuhause, das man zwei Stunden später in Nordhausen erreichte. 

Für mich ging damit eine der schönsten bisher erlebten Gildefahrten zu Ende, für die ich den Organisatorinnen ebenso danke wie dem Fahrer des Reisebusses. Und allen, die Rücksicht auf meinen demografischen Status nahmen. Ob es nach der Teilnehmerstruktur eine Fortsetzung der Inforeisen geben wird, bleibt abzuwarten. Die Idee, in diesem Jahr Bamberg zu besuchen, wurde im Jahr zuvor während des Eisenach-Besuches geboren. Diesmal kam von keiner Seite eine Anregung, dafür viel Beifall für Angelika Lautenbach und den Fahrer Michael Simon, nachdem ihnen von Gilde-Schatzmeisterin Dorothee Schwarz in der üblichen Weise gedankt worden war.

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