Lande umzusehen und von dortigen Stadtführern informieren zu lassen. Um dadurch ihr Kenntnisspektrum zu erweitern, zu erfahren, wie andernorts die Geschichte und Besonderheiten der besuchten Stadt mit ihrem Umfeld vermittelt werden. Um dabei auch selbst bei passender Gelegenheit auf die Stadt aufmerksam zu machen, aus der man kommt. Sind bei diesen gefragten Gildefahrten dann noch Plätze im Reisebus verfügbar, können auch Bekannte und Gäste an einer solchen Informationsreise teilnehmen.
Es war nunmehr das zehnte Mal, dass die
Gilde eine solche Reise unternahm, diesmal wieder über einen Tag
hinaus. Nur waren es diesmal weniger aktive Stadtführer, dafür mehr
passive Mitglieder der Gilde mit Angehörigen oder Bekannten, die an
dieser Reisen teilnahmen. Ziel und Schwerpunkt am vergangenen
Wochenende war diesmal und zunächst das fränkische Bamberg, ich
schrieb bereits darüber.
Und gleich hier muss ich bemerken,
dass sich schon vor Beginn dieser Reise erneut eine sach- und
themengerechte Organisation und Vorbereitung abzeichnete, die der
Verlauf dieser Reise dann vollauf bestätigte. Das Lob dafür gebührt
Dorothee Schwarz, einer der wohl erfahrendsten Stadtführerinnen und
zugleich auch Initiatorin aller bisherigen Excursionen dieser Art.
Ich stelle das bewusst schon an den Beginn dieses Berichtes, um damit
herauszustellen, dass dieses Engagement ganz sicher und erkennbar
nicht als selbstverständlich gelten sollte und auch keine Routine
ist, sondern viel, viel persönlichen Einsatz, Inspiration
und Mühe
erfordert. Bei denen sie diesmal immerhin durch Angelika Lautenbach,
Mitarbeiterin der Firma Brauer Reisen GmbH – und selbst
Gildemitglied – organisatorisch unterstützt und professionell
entlastet wurde. Es war auch ein Reisebus dieses Unternehmens, der
für diese Reise gechartert worden war, samt Lautenbach als
Reiseführerin. Der man anmerkte, dass sie allen Ehrgeiz in diese
Aufgabe setzte. Was ihr auch bestens gelang. Es sei hier zwar
bemerkt, dass es bei der Bereitstellung des Omnibusses einige
Probleme persönlicher Art gab, für die sie nichts konnte, die aber
im weiteren Verlaufe der Reise ihre Bedeutung verloren.
Die dreistündige Fahrt nach Bamberg
wurde durch die Reisebegleitung mit Hinweisen zur beginnenden
herbstlichen Landschaft mit ihren Besonderheiten (Thüringer Wald,
Rennsteig) zu Städten wie Suhl und Ilmenau mit ihren „Markenzeichen“
(Waffenproduktion bzw. Universität), zu Burgen (Drei Gleichen) und
schließlich der Festung Coburg verkürzt. Und der zu Beginn der
Fahrt jedem Teilnehmer überreichte Erlebnisführer zu Bamberg
ermöglichte darüber hinaus, schon mal einen Vorgeschmack auf die
alte Kaiser- und Bischofsstadt Bamberg mit Hinweisen auf viele ihrer
sehens- und erlebenswerten Seiten zu erhalten. Und schon dabei kam
dem Leser die Einsicht, dass es nur eine flüchtige Begegnung mit der
Weltkulturerbestadt sein würde. Dorothee Schwarz schließlich
erläuterte in einem Einführungsvortrag, welche geschichtliche
Verbindungen bei Kaiser- und Königsgeschlechtern zum Land Thüringen
und damit auch zu Nordhausen bestanden.
Und dann war man in Bamberg und schnell
wurde deutlich, warum in dem Stadtführer gutes Schuhwerk empfohlen
wurde: es musste viel und insgesamt auch lange gelaufen werden. Man
nahm es gern in Kauf, denn nun ging es ja darum, der Empfehlung im
Erlebnisführer zu folgen: „Lassen Sie sich ein auf ein
Gesamtkunstwerk aus zehn Jahrhunderten und erleben Sie spannende
Touren und Angebote in Bamberg...“ Der von der Reisebegleiterin
erstellte Ablaufplan transformierte es auf ein abgestimmetes Zeitmaß
herunter. Und sah als Programmeinstieg eine Domführung vor. Die
beschränkte sich dann zwar im wesentlichen auf Erläuterungen zu den
Eingangsportalen zum Dom, war aber so ausführlich und geradezu
wissenschaftlich ausgestaltet, dass man als Zuhörer von vielen der
dargestellten Figuren so konkrete Vorstellungen ihrer Körperhaltungen
und ihrer Gesichtsausdrücke bekam, dass man sich geradezu in die
Zeit ihrer Entstehung versetzt hätte fühlen können. Wenn der
Domführer nicht jene Zeit dieser Entstehung in den Bereich der
Deutungen und Vermutungen gerückt hätte. Es war viel von
Mutmaßungen und Annahmen die Rede. Aber in einer Art, die spannend
wirkte und mich auf den Mann neugierig machte, der so emotional zu
erklären vermochte: Dr. Matthias Scherbaum, absolut kompetent in
dem, was und wie er erklärte: leidenschaftlich und mit Verve. Ein
Kompliment dafür.
Die danach vorgesehene freie Gestaltung
ermöglichte u.a. den Dom selbst zu besuchen oder die Stadt zu
durchstreifen, um wenigstens einen ersten eigenen Eindruck von ihr zu
erhalten. Auch von seiner Gastlichkeit. Nicht immer ganz leicht
angesichts der Massen an Touristen, die durch manche Straßen und in
Gaststätte drängten. Unter die man leicht geraten und den Anschluss
an die eigenen Leute verlieren konnte (siehe vorhergegangenen
Eintrag).
Am Nachmittag folgte dann eine wirklich
sachkundige Führung durch einige der historischen Teile der
Weltkulturerbestadt in der erweiterten Umgebung des Domberges und
damit einem der Hügel des fränkischen Rom, wie ja Bamberg wegen
seiner sieben Hügel auch genannt wird.
Am Abend schließlich lernte man Bamberg auch als
Hauptstadt des Bieres kennen, denn in einer der Brauereien, dem 1670
gegründeten Mahrs-Bräu, stand eine
Führung im Programm. Dazu sei
angemerkt, dass es in einer Beschreibung heißt, dass Bamberg genau
besehen von drei Flüssen durchflossen wird: vom linken Arm der
Regnitz, vom rechten Arm der Regnitz, und vom quellfrischen Bier.
Hier nun erfuhr man den Grund: weil es in Bamberg allein neun
Privatbrauereien gibt. (und 70 im Bamberger Land) Man erfuhr aber
natürlich auch eine Menge über die Entstehung von Bier mit seinen
vielen Sorten und Geschmacksrichtungen. In der zugehörenden
Gaststätte aß man zu Abend, danach nächtigte man mit der
entsprechenden Bettschwere im Hotel „Frankenland“, in das man
sich schon am Nachmittag eingecheckt hatte.
Am Sonntag erhielt man dann auch einen
Eindruck von Bamberg vom Wasser aus im Rahmen einer Schiffsrundfahrt.
Ab Bamberg nämlich ist der Main schiffbar und Teil des
Rhein-Main-Donau-Kanals und hat allein durch diese Anbindung
beträchtliche wirtschaftliche Bedeutung, die während dieser
Rundfahrt durch die Hafenanlagen auch erkennbar war.
Noch einmal war danach individuelle
Gestaltungsmöglichkeit geboten, die ich mit anderen nutzte, um
Bamberg nun auch als Inselstadt mit seinen Brücken und der
Fußgängerzone kennen zu lernen. Und natürlich dem Klein-Venedig
als das Bamberg ja auch gilt. Der Sonntag stellt sich in Bamberg
gegenüber dem Vortag beschaulich vor und lässt eine ruhigere
Betrachtungsweise dieses Weltkulturerbes zu. Die dabei gewonnenen
Eindrücke sind tief und nachwirkend.
Und können leicht zu dem
Vorsatz führen, wiederzukommen, um Bamberg noch weiter zu erkunden.
Zum Beispiel das kulturelle Leben dieser Stadt, das kennen zu lernen
eine solche Excursion keine Zeit bietet.
Wir aber verließen mit den bis dahin
gewonnenen reichen Eindrücken die Domstadt und gelangten
programmgemäß – schon als Teil der Rückfahrt – nach
Vierzehnheiligen, nahe Staffelstein, einem Wallfahrtsort mit einer
Basilika von großer Bedeutung, auch in der Sicht weit über den
fränkischen Raum hinaus. Dessen Türme derzeit völlig verhüllt und
eingerüstet sind. Und den Gesamteindruck natürlich erheblich
beeinträchtigen.
Während einer offiziellen Führung im
Form eines Vortrags durch den Rektor der Basilika, Franziskanerpater
Heribert Arens, erfuhr man, warum und wie es an dieser Stelle zum
Bau dieses gewaltigen Gotteshauses kam. Einem Bau des Archtekten
Balthasar Neumann, errichtet in den Jahren 1743 bis 1772. Nachdem
dort zuvor eine Kapelle und danach eine kleine Kirche standen.
Jeweils zerstört im Bauernkrieg 1525 bzw im Dreißigjährigen Krieg.
Der Ort geht nach der Sage auf eine Erscheinung des Jesuskindes
zurück, das an dieser Stelle mit einigen anderen
Kindern ein Schäfer
des Zisterzienserklosters Langheim hatte. Sie stellten sich ihm als
die vierzehn Nothelfer vor und verlangten den Bau einer Kapelle. Nach
einem weiteren Mirakel am gleichen Ort wurde das Verlangen prompt
realisiert. Dass seit 1839 Franziskanern die Betreuung der Basilika
obliegt, geht auf eine Verfügung des Bayernkönigs Ludwig I. zurück.
Das Kloster ist heute eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts.
Nach diesem letzten eindrucksvollen
Erlebnis dieser Excursion stand nun nur noch die Heimfahrt auf dem
Programm. In umgekehrter Richtung gegenüber dem Vortag ließ man den
nördlichsten Teil des Frankenlandes hinter sich. Angelika Lautenbach machte in Höhe
Eisfeld mit ihrem letzten Landschaftshinweis darauf aufmerksam, dass
man nun die Grenze passiere. Natürlich keine Staatsgrenze, wie einst
zur DDR, die es genau dort einmal gab, sondern einfach die zu
Thüringen. Und damit näherte man sich schon wieder dem eigenen
Zuhause, das man zwei Stunden später in Nordhausen erreichte.
Für mich ging damit eine der schönsten
bisher erlebten Gildefahrten zu Ende, für die ich den
Organisatorinnen ebenso danke wie dem Fahrer des Reisebusses. Und
allen, die Rücksicht auf meinen demografischen Status nahmen. Ob es
nach der Teilnehmerstruktur eine Fortsetzung der Inforeisen geben
wird, bleibt abzuwarten. Die Idee, in diesem Jahr Bamberg zu
besuchen, wurde im Jahr zuvor während des Eisenach-Besuches geboren.
Diesmal kam von keiner Seite eine Anregung, dafür viel Beifall für
Angelika Lautenbach und den Fahrer Michael Simon, nachdem ihnen von
Gilde-Schatzmeisterin Dorothee Schwarz in der üblichen Weise gedankt
worden war.
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