Einen hochinteressanten Vortrag hörten
zahlreiche Teilnehmer einer Themenveranstaltung im Audimax der
Fachhochschule Nordhausen. Erfurts Altbischof Joachim Wanke
referierte im Rahmen der „Nordhäuser Gespräche“ zum Thema
"Heute von Gott sprechen - in säkularer Gesellschaft".
In diesem Zusammenhang erinnere ich
mich, dass im Februar anlässlich des ersten Gesprächs in dieser
Reihe die Botschafterin der Luther-Dekade 2017, DDr. Margot Käßmann,
im Audimax einen Besucheransturm auslöste, der es nötig machte,
ihren Vortrag zusätzlich in einen der Hörsäle zu übertragen. Ihr
damaliges Thema „Reformation
und Toleranz“ war in Hinblick auf 2017 zeitorientiert, aber ganz
sicher nicht weniger theologisch untersetzt wie der gestrige Vortrag
des Altbischofs. Die unterschiedliche öffentliche Resonanz schon im
Vorfeld der beiden Vorträge lässt aber Schlüsse zu deren
Verhältnis zu den Themen und mehr noch zu deren Interpreten zu, die
recht vordergründig wirken. Und nicht weniger die Berichterstattung
der Medien danach.
Und
da könnte die (erneute) Feststellung der Sachlichkeit zugute kommen,
dass diese Gesprächsreihe ein gemeinsames Projekt der Fachhochschule
Nordhausen, des Evangelischen Kirchenkreises, des Theaters Nordhausen
und des Buchhauses Rose ist. Die sich an eine interessierte
Bürgerschaft der Rolandstadt richtet. Dass es dazu diesmal sogar
Kritik am Veranstaltungsort gab lässt bei den Kritikern eine
Geisteshaltung vermuten, die alles Christliche in die Kirchen
verbannen möchte. Allerdings hat es zum Käßmann-Vortrag derartige
Kritik nicht gegeben.
Im
Verhältnis zur ersten Veranstaltung hielt sich die öffentliche
Teilnahme in Grenzen, war aber immer noch beachtlich. Und sowohl
Prof. Jörg Wagner, Präsident der Fachhochschule, als auch
Superintendent Michael Bornschein, Vorsitzender des
Kreiskirchenrates, die die Begrüßung und Einführung ins Thema
vornahmen, zeigten sich mit der Resonanz zufrieden. Und für den
Referenten könnte es sogar eine Genugtuung gewesen sein, vor einem
so gut besuchten bürgerlichen Auditorium zu sprechen. Das lässt der
Inhalt seines Vortrags vermuten. Den er mit dem Hinweis begann, dass
gut 70% seiner Landleute keiner Kirche angehören. Was teilweise –
und vermutlich überwiegend – darauf beruht, dass sie schon von
Kindheit an keine Kirchennähe hatten. Gerade in der Generation der
30 – 50-jährigen ehemaligen DDR-Bürger gäbe es viele, die von
religiöser Erziehung völlig unberührt, gleichsam „chemisch rein“
von Religion aufgewachsen sind.
Der
Altbischof weiß es nicht nur aus Statistiken, sondern aus eigenem
Erleben, würdigte doch sogar im vergangenen Jahr Bernhard Vogel,
ehemaliger Thüringer Ministerpräsident, dessen Verdienste bei der
Verabschiedung Joachim Wankes aus dem Bischofsamt: schon zu Zeiten
der DDR habe der Bischof die Distanz der katholischen Kirche zum
sozialistischen Staat zwar nicht in Frage gestellt. "Aber er
setzte neue Akzente und bewies Mut und Tapferkeit", betonte
Vogel. Wanke sei ein Brückenbauer nicht nur zwischen den
Konfessionen, sondern auch zwischen Christen und Nichtchristen
geworden.
Der
Vortrag des Altbischofs erinnerte mich an einem Themenvortrag, den
ich vom Vortragenden vor einiger Zeit in anderen Zusammenhang hörte.
Übereinstimmend danach gehören Religion und religiöse Praxis von
Anfang an zur kulturellen Ausstattung des Menschen. wie uns ja auch
die Religionswissenschaften belehren. Die Frage, ob es so etwas wie
Gott wirklich gibt, wie man mit ihm in Verbindung treten kann und ob
seine Existenz etwas mit unserem Leben zu tun haben könnte, bewegt
die Menschen von Urzeiten an. Es ist sozusagen das Markenzeichen des
Menschen zu fragen, ob er mit sich allein ist oder ein transzendentes
Gegenüber hat.
Eine der wichtigsten
Aufgaben der vor uns liegenden Zeit wäre es, die Konsequenzen
aus dem Scheitern der
marxistischen Gesellschaftsutopie für den Ausbau und Weiterbau
einer freiheitlichen,
demokratisch verfassten Gesellschaft zu ziehen. Eine gute
Polibistums-Strategie muss wissen, mit welchem Menschen sie es zu tun
hat. Nicht zuletzt Parteien, die von einer christlichen
Grundorientierung ausgehen wollen, sollten sich mit Fragen des
Menschenbildes, der Menschenwürde, der Zielbestimmtheit menschlichen
Lebens und Arbeitens auseinandersetzen. Ich sehe übrigens, so der
Referent, das Interesse an solchen Fragen durchaus wachsen, etwa
unter der Fragestellung: Wohin treibt unsere Gesellschaft?
Man sollte jedenfalls das
soziale Engagement der Kirche nicht kleinreden. Die Grundaufgabe der
Kirche ist es aber, auf den Himmel zu verweisen, auf die Tatsache,
dass wir mit uns selbst nicht allein sind, sondern im tiefsten und
letzten Sinne ein Gegenüber haben. Darum müssen wir uns mühen. Wir
haben als Kirche eine Aufgabe für alle Menschen. Ich spreche gerne
von einer neuen missionarischen Präsenz der Kirche in der
Gesellschaft.
Das Elisabeth-Jahr 2007 war für mich ein gelungenes Beispiel dafür, betonte der Referent. Anhand der Biografie der heiligen Elisabeth kann man sehr deutlich machen, dass man die Erde nicht vernachlässigt, wenn man sich um den Himmel kümmert. Diese Frau hat den Himmel über Thüringen offen gehalten. Sie war als Politikerin und Mystikerin gleichzeitig ein leuchtendes Beispiel menschlicher Barmherzigkeit. Darum geht es: Den Himmel über Thüringen offen halten und sich um die Menschen in Not kümmern, ihnen zuhören, mit ihnen ein Stück ihres Weges gehen.
Das Elisabeth-Jahr 2007 war für mich ein gelungenes Beispiel dafür, betonte der Referent. Anhand der Biografie der heiligen Elisabeth kann man sehr deutlich machen, dass man die Erde nicht vernachlässigt, wenn man sich um den Himmel kümmert. Diese Frau hat den Himmel über Thüringen offen gehalten. Sie war als Politikerin und Mystikerin gleichzeitig ein leuchtendes Beispiel menschlicher Barmherzigkeit. Darum geht es: Den Himmel über Thüringen offen halten und sich um die Menschen in Not kümmern, ihnen zuhören, mit ihnen ein Stück ihres Weges gehen.
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