Als ich heute morgen durchs Internet
surfte und dabei auf die lokale Internetzeitung und die „Nordhäuser
Allgemeine“ stieß, war ich doch etwas überrascht: beide
berichteten schon frühzeitig am gestrigen Abend über die
Ehrenamtsgala im Theater Nordhausen. Und da lauteten die ersten Sätze
in der Internetzeitung (Auszug): „Im Nordhäuser Theater werden zur
Stunde ehrenamtlich tätige Frauen und Männer aus dem Landkreis
Nordhausen geehrt. Es ist die erste gemeinsame Ehrung durch den
Landkreis und die Stadt Nordhausen.“(Ende des Auszugs).
Demgegenüber schrieb die NA (Auszug): „Zur Stunde ehren Landkreis
und Stadt Nordhausen Ehrenamtler aus dem Südharz für ihre Arbeit,
die sie oft im Verborgenen ohne finanzielle Entschädigung tun.“
(Ende des Auszugs). Und da musste ich doch unwillkürlich an die
Ansprache des Nordhäuser Oberbürgermeisters Dr. Klaus Zeh in dieser
Gala denken, in der dieser an den bedeutungsvollen Satz Willy Brandts erinnerte: "Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört!“.
Und
am Ende seiner Rede auch von „Gemeinsam geht’s“ sprach. Der OB
meinte natürlich die politische Wiedervereinigung, und später die
Gemeinsamkeiten (gegenwärtige und angesdachte) zwischen Stadt und
Landkreis. Die verblüffende Ähnlichkeiten der zitierten
Anfangssätze der Zeitungen waren dagegen reiner Zufall und mein
Gedankensprung ein kleiner Irrtum am Rande, den man mir nachsehen
möge. Ich will ja aber auch keine öffentliche Wirksamkeit bewirken,
sondern schreibe zur eigenen „Erbauung“.
Ich surfte jedenfalls nicht weiter und
besinne mich auf meine eigenen Eindrücke von der gestrigen
Ehrenamtsgala. Eine Veranstaltung, von der es schwer fällt, das
Programm, das die Auszeichnung der 26 Ehrenämtler, die doch im
Mittelpunkt des Geschehens standen, als „Rahmenprogramm“ zu
bezeichnen. Dazu war dieses Programm schlichtweg zu gut, zu
umfangreich und zu beeindruckend. Das begann mit dem ersten
Musikstück (Max Bruch „Schwedischen Tänze“) des Loh-Orchesters,
dirigiert von seinem Generalmusikdirektor Markus Frank. Und schloss
mit der „Leonoren“-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven. Und
alles, was dazwischen zu hören und zu sehen war, entsprach in Inhalt
und Niveau dem des Orchesters.
Das war nach der erwähnten
musikalischen Einführung die Ansprache von Landrätin Birgit Keller,
die Tätigkeit und Bedeutung der Ehrenämtler in ihren unendlich
vielen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft in den Mittelpunkt
ihrer Ansprache stellte. Und dabei sehr deutlich zum Ausdruck
brachte, dass ohne diese Engagements das kommunale, gesellschaftliche
und soziale Leben kaum funktionsfähig wäre. Wobei sie die enorme
Wertschöpfung deutlich machte, die durch diese Tätigkeiten entsteht
und erbracht wird. Schließlich drückte sie ihre Genugtuung darüber
aus, dass diese Würdigung der Ehrenämtler nunmehr gemeinsam von
Landkreis und Stadt vorgenommen wird.
Nach der Landrätin sprach OB Klaus
Zeh, der – oben schon angedeutet – den Focus mehr auf den
heutigen Tag der Deutschen Einheit richtete, dessen Bedeutung für
die Menschen gerade in Ostdeutschland. Er würdigte das Ehrenamt und
damit diejenigen, die es ausüben, unter gesellschaftlichen und
gesellschaftspolitischen Gesichtspunkten. Und schloss seine Ansprache
mit dem Hinweis: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ „Das
Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und
unveräußerlichen Menschenrechten.“ „Jeder hat das Recht auf
Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist
unverletzlich.“ Es sind wenige Sätze. Es sind aber Sätze, für
die Menschen zu DDR-Zeiten ins Gefängnis gehen mussten, die eben
diese Rechte einforderten. „Jetzt wächst zusammen, was zusammen
gehört“ - das könnte fast auch für den heutigen Abend gelten.
Denn der Landkreis und die Stadt Nordhausen – Frau Landrätin
Keller und ich – haben uns entschlossen, künftig die ehrenamtlich
Engagierten der Region gemeinsam zu ehren. Kommunalrechtlich stimmt
dieser Satz nicht
ganz und ehe die Kommunalaufsicht im Kreis das
beanstandet, ändere ich das Motto und nehme das unseres diesjährigen
Rolandfestes: „Gemeinsam geht's“. Dieses Motto ist ebenso
beruhigend logisch und konsequent für unsere Region. Die bisherige
Trennung - Landkreis hier, Stadt dort ist – ehrenamtlich gesehen –
überlebt. Und die Trennung nach „meinen“ Freiwilligen und
„Deinen“ Freiwillligen ist töricht. Denn, meine Damen und
Herren, wer dieser Menschen, die wir hier heute auszeichnen, wird
sich diese Frage wohl je gestellt haben? Sie und Er tun es für alle
– und ich spreche sicher in Ihrem Namen – sie tun es für unsere
Bürger. Deshalb empfinde ich es als ausgesprochen wohltuend, dass
wir diese Gemeinschaft heute Abend sichtbar pflegen und gemeinsam
feiern. Ich hoffe, es geht Ihnen ebenso.“ Bedenkenswerte Sätze,
wie ich meine, die sich zunehmend auch auf andere Gebiete erstrecken
sollten.
Was nun im kulturellen Programm das Loh-Orchester zum Vortrag
brachte, fügte sich nahezu genau in diese Vorstellung ein und der
Moderator des Abends, Toralf Schenk, erläuterte es: die Ouvertüre
zur Oper „Halka“ des polnischen Komponisten Stanislaw Moniuszko.
Ihr folgte die Balletteuse Irene Lòpez Ros vom Theater Nordhausen
mit dem spanischen Solo „Zeta“, mit dem sie bei den Gäste der
Gala lebhaften Beifall auslöste.
Programmgemäß folgte nun die Ehrung der Ehrenämtler, die wechselnd
von Landrätin Kelle und OB Zeh auf die Bühne gebeten und
vorgenommen wurde. Ich werden darauf später noch speziell eingehen.
David Rossteutscher, alle vom Theater Nordhausen
mit dem Ballettstück „Entre dos Aguas“ von Paco de Lucia. Auch
ihnen dankte das Publikum mit viel Beifall.
Noch einmal gab es dann einen Ballettauftritt von Irene Lòpez Ros,
diesmal motivierend und tänzerisch begleitet von András Virág und
Nun folgte nach einer letzten ausführlichen
Erläuterung durch Toralf Schenk die „Leonoren“ -Ouvertüre von
Ludwig van Beethoven, wohl eine der schönsten Werke des Komponisten.
Nachdem dafür der Beifall verklungen war, folgte die Nationalhymne
der Bundesrepublik mit ihrer 3. Strophe, dessen Text den Besuchern
der Veranstaltung beim Eintritt überreicht worden war. Damit fand
der offizielle Teil einer Veranstaltung ihren Abschluss, die mit
diesem begeisternden Programm noch lange nachwirken könnte. Den
anschließenden Empfang im Foyer des Theaters versagte ich mir,
weshalb ich darüber auch keine Vorstellung habe.
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