Die Antwort ist ein eindeutiges NEIN,
wenn man den Ausführungen des Islamexperten Prof. Dr. Hans-Georg
Ebert folgt, der am Donnerstagabend im Konferenzraum der
Kreissparkasse Nordhausen zum Thema „Der Islam heute – Religion,
Recht, Politik“ referierte. Folgt man seinen Ausführungen, ist das
auch nicht möglich. Nämlich dann, wenn sich jeder Muslim an das
hält, was seine Religion ihm zu seiner Lebensauffassung und -führung
vorgibt. Und was ihm seine Religion vorgibt, steht im Koran.
Wolfgang Asche, Vorstandsvorsitzender
der Kreissparkasse (KSK) hatte in der Einführung zu dem Vortrag
bemerkt, dass man sich schon durch die Zunahme von Menschen aus dem
islamischen Glaubensbereich in unserer Gesellschaft ein Bild von
dieser Religion machen solle, von der bisher wohl überwiegend
emotional begründete Vorbehalte bestehen, die mit Vorstellungen von
Fanatismus, Gewaltbereitschaft, Frauenfeindlichkeit und dergleichen
einhergehen, während wirkliches Fach- oder Faktenwissen vielfach
fehle. Er freue sich deshalb, mit Prof Hans-Georg Ebert einen
wirklich profunden Kenner des Islam vorstellen zu können und sei
gespannt auf dessen Ausführungen.
Und der vermittelte in seinem Vortrag
eine absolut sachliche, nachvollziehbare und einprägsame Übersicht
über diese Weltreligion, mit 1,4 Milliarden Gläubigen die
zweitgrößte Glaubensgemeinschaft nach dem Christentum. Die meisten
Muslime sind überzeugt, dass der Islam sogar die größte
Weltreligion ist (die Christen meinen das nicht!) und neben dem
rechten Glauben, den das Glaubensbekenntnis bezeugt („Es gibt
keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist sein Prophet“), das
rechte Handeln erfordert, und dass sie gehalten sind, ihren Glauben
im täglichen Leben unter Beweis zu stellen. Dabei machte Prof. Ebert
deutlich, dass der Koran das Kernstück des islamischen Glaubens ist,
die Heilige Schrift des Islam. Etwa vergleichbar mit dem Alten
Testament des Christentum. Wichtige gelehrte Verhaltensweisen sind
danach Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und Geduld, Freigebigkeit und
Enthaltsamkeit, Gehorsam und Dankbarkeit, Solidarität und
Aufrichtigkeit. Die Vorschriften des Korans wirken wie ein Gesetzbuch
für das Alltagsleben der Gesellschaft. Sie regeln, wie Menschen ihr
Zusammenleben gestalten sollen und was Recht und Unrecht ist. Der
Koran ist auch die Grundlage für das islamische Recht, die Scharia.
Hatte der Referent eingangs seines
Vortrags darauf hingewiesen, dass er sich diesem Themenkomplex in
grundsätzlicher Weise widme, betonte er hier doch, dass der Koran
nicht über den Gesetzlichkeiten in den Ländern stehe, in denen
Muslime außerhalb ihrer angestammten Glaubensgebiete leben, also
sich den jeweiligen Rechtssystemen anzupassen haben. Ansonsten aber
hätten sich Muslime in ihrer Lebensweise den ihrem Glauben gemäßen
Vorgaben zu befleißigen. So etwa sollen sie während des Monats
Ramadan, des neunten Monats des islamischen Mondkalenders, fasten.
Das Fasten an Ramadan bedeutet die völlige Enthaltsamkeit von Essen
und Trinken sowie von Sexualität zwischen den Ehepartnern - und zwar
täglich von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Und
schließlich ist die Wallfahrt nach Mekka - der Hadjdj - allen
Muslimen, Männern und Frauen gleichermaßen, vorgeschrieben, sofern
sie gesund sind und sich die Reise leisten können.
Schließlich wandte sich Prof. Ebert
den wirtschaftlichen Verhältnissen in den Ländern des Islam zu und
zog Vergleiche etwa zwischen Lybien und dem Sudan, oder Ägypten zu
den Golfstaaten. Um aber grundsätzlich in Frage zu stellen, dass es
überhaupt ein islamisches Wirtschaftssystem gibt. Richtig scheint zu
sein, dass sich das wirtschaftliche Geschehen dort an westlichen
Regeln orientiert, wo ein solches System überhaupt erkennbar ist.
Richtig aber ist auch, dass die islamische Welt aus insgesamt etwa
fünfzig größeren und kleineren Staatsgebilden besteht, die von
Machthabern regiert werden, die ihr Volk rigoros ausbeuten, das also
zum großen Teil in bitterer Armut lebt. Glauben viele, dass auch das
Allah's Wille ist, versuchen andere, in westliche Länder zu gelangen
in der Hoffnung, dort bessere Lebensbedingungen zu finden. Damit
ließ es der Referent dann auch bewenden und beantwortete Fragen aus
dem Auditorium, die recht spärlich gestellt wurden und sich mehr auf
aktuelle politische Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten
bezogen, als auf solche, zu denen Prof Ebert referiert hatte. Sehr
anschaulich, wie auch Wolfgang Asche danach bei seinem Dank an den
Referenten feststellte.
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