Samstag, 26. Oktober 2013

Ist der Islam für uns (k)eine Bedrohung ?

Die Antwort ist ein eindeutiges NEIN, wenn man den Ausführungen des Islamexperten Prof. Dr. Hans-Georg Ebert folgt, der am Donnerstagabend im Konferenzraum der Kreissparkasse Nordhausen zum Thema „Der Islam heute – Religion, Recht, Politik“ referierte. Folgt man seinen Ausführungen, ist das auch nicht möglich. Nämlich dann, wenn sich jeder Muslim an das hält, was seine Religion ihm zu seiner Lebensauffassung und -führung vorgibt. Und was ihm seine Religion vorgibt, steht im Koran.

Wolfgang Asche, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse (KSK) hatte in der Einführung zu dem Vortrag bemerkt, dass man sich schon durch die Zunahme von Menschen aus dem islamischen Glaubensbereich in unserer Gesellschaft ein Bild von dieser Religion machen solle, von der bisher wohl überwiegend emotional begründete Vorbehalte bestehen, die mit Vorstellungen von Fanatismus, Gewaltbereitschaft, Frauenfeindlichkeit und dergleichen einhergehen, während wirkliches Fach- oder Faktenwissen vielfach fehle. Er freue sich deshalb, mit Prof Hans-Georg Ebert einen wirklich profunden Kenner des Islam vorstellen zu können und sei gespannt auf dessen Ausführungen.

Und der vermittelte in seinem Vortrag eine absolut sachliche, nachvollziehbare und einprägsame Übersicht über diese Weltreligion, mit 1,4 Milliarden Gläubigen die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft nach dem Christentum. Die meisten Muslime sind überzeugt, dass der Islam sogar die größte Weltreligion ist (die Christen meinen das nicht!) und neben dem rechten Glauben, den das Glaubensbekenntnis bezeugt („Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist sein Prophet“), das rechte Handeln erfordert, und dass sie gehalten sind, ihren Glauben im täglichen Leben unter Beweis zu stellen. Dabei machte Prof. Ebert deutlich, dass der Koran das Kernstück des islamischen Glaubens ist, die Heilige Schrift des Islam. Etwa vergleichbar mit dem Alten Testament des Christentum. Wichtige gelehrte Verhaltensweisen sind danach Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und Geduld, Freigebigkeit und Enthaltsamkeit, Gehorsam und Dankbarkeit, Solidarität und Aufrichtigkeit. Die Vorschriften des Korans wirken wie ein Gesetzbuch für das Alltagsleben der Gesellschaft. Sie regeln, wie Menschen ihr Zusammenleben gestalten sollen und was Recht und Unrecht ist. Der Koran ist auch die Grundlage für das islamische Recht, die Scharia.

Hatte der Referent eingangs seines Vortrags darauf hingewiesen, dass er sich diesem Themenkomplex in grundsätzlicher Weise widme, betonte er hier doch, dass der Koran nicht über den Gesetzlichkeiten in den Ländern stehe, in denen Muslime außerhalb ihrer angestammten Glaubensgebiete leben, also sich den jeweiligen Rechtssystemen anzupassen haben. Ansonsten aber hätten sich Muslime in ihrer Lebensweise den ihrem Glauben gemäßen Vorgaben zu befleißigen. So etwa sollen sie während des Monats Ramadan, des neunten Monats des islamischen Mondkalenders, fasten. Das Fasten an Ramadan bedeutet die völlige Enthaltsamkeit von Essen und Trinken sowie von Sexualität zwischen den Ehepartnern - und zwar täglich von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Und schließlich ist die Wallfahrt nach Mekka - der Hadjdj - allen Muslimen, Männern und Frauen gleichermaßen, vorgeschrieben, sofern sie gesund sind und sich die Reise leisten können.


Schließlich wandte sich Prof. Ebert den wirtschaftlichen Verhältnissen in den Ländern des Islam zu und zog Vergleiche etwa zwischen Lybien und dem Sudan, oder Ägypten zu den Golfstaaten. Um aber grundsätzlich in Frage zu stellen, dass es überhaupt ein islamisches Wirtschaftssystem gibt. Richtig scheint zu sein, dass sich das wirtschaftliche Geschehen dort an westlichen Regeln orientiert, wo ein solches System überhaupt erkennbar ist. Richtig aber ist auch, dass die islamische Welt aus insgesamt etwa fünfzig größeren und kleineren Staatsgebilden besteht, die von Machthabern regiert werden, die ihr Volk rigoros ausbeuten, das also zum großen Teil in bitterer Armut lebt. Glauben viele, dass auch das Allah's Wille ist, versuchen andere, in westliche Länder zu gelangen in der Hoffnung, dort bessere Lebensbedingungen zu finden. Damit ließ es der Referent dann auch bewenden und beantwortete Fragen aus dem Auditorium, die recht spärlich gestellt wurden und sich mehr auf aktuelle politische Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten bezogen, als auf solche, zu denen Prof Ebert referiert hatte. Sehr anschaulich, wie auch Wolfgang Asche danach bei seinem Dank an den Referenten feststellte.

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