Dienstag, 29. Oktober 2013

Der Islam in Theorie und Wirklichkeit

Man mag mir nachsehen, wenn ich diesen Eintrag mit dem Hinweis auf einen Vortrag beginne, den am 10. Oktober im Audimax der emeritierte Bischof Joachim Wanke im Rahmen der „Nordhäuser Gespräche“ hielt. Thema war „Heute von Gott sprechen – in säkularer Gesellschaft“. Glaubt man der Redakteurin der „Nordhäuser Allgemeine“, Renate Rusche, die über diesen Vortrag in recht aufschlussreicher Weise berichtete, hatten im Vorfeld einige Leser dieser Zeitung die Frage in den Raum gestellt, warum der Bischof unbedingt im Audimax sprechen müsse. Nachdem es doch genügend Kirchen gäbe, in denen ein solcher Vortrag gehalten werden könne. Ich hatte mich in diesem Zusammenhang daran erinnert (und in meinem Eintrag am 12.10. darauf hingewiesen) dass im Februar Margot Käßmann, vormalige Präses der evangelischen Kirche in Deutschland, ebenfalls im Audimax einen Vortrag zum Thema „Reformation und Toleranz“ hielt. Von dem mir nicht bekannt wurde, dass von Lesern der „Nordhäuser Allgemeine“ die Frage gestellt wurde, warum dieser Vortrag – ebenfalls im Rahmen der „Nordhäuser Gespräche“ - ausgerechnet im Audimax stattfinden müsse. Wohl aber erlebte ich, dass das Audimax die vielen Menschen, die diesen Vortrag (oder auch die Vortragende) hören wollten, nicht zu fassen vermochte. Der Vortrag wurde deshalb zusätzlich in einen Hörsaal der Fachhochschule übertragen.

Nun also fand am vergangenen Donnerstag ein solches „Nordhäuser Gespräch“ mit einem puren Glaubensthema - nämlich „Der Islam – Religion, Recht, Politik“ im Konferenzraum der Kreissparkasse Nordhausen statt. Und meines Wissens erhob sich auch da keine kritische Leserstimme in der „Nordhäuser Allgemeine“, die diesen Vortrag in eine Kirche (oder Moschee) verweisen wollte. Und auch dort erlebte ich eine Zuhörerschaft, die bemerkenswert groß war. Ich will keine Überlegung darüber anstellen, worum es jenen Lesern die das Thema – oder den Referenten – über Gott in der säkularen Gesellschaft in eine Kirche verweisen wollten, eigentlich ging. Und annehmen, dass da nicht Atheismus eine Rolle spielt, sondern einfach wenig qualifizierte Meinungsäußerungen.

Im Grunde geht es mir hier allerdings um etwas ganz anderes, nämlich der Frage, ob man die Glaubenslehre des Islam, so wie sie in jenem Vortrag dargeboten wurde, losgelöst von der Befolgung durch die Anhänger dieses Glaubens sehen kann, wenn es doch unter ihnen Gruppierungen oder Sekten gibt, die den Koran, also die Heilige Schrift des Islam, offensichtlich ganz anders auslegen, verstehen und leben, als von Allah und Mohammed, seinem Propheten vorgeblich gewollt. Und als ideal dargestellt.

Prof. Ebert machte in seinem Vortrag eine Bemerkung, die ich in diesem Zusammenhang interessant fand: er zeigte sich verwundert, dass man hier Vorbehalte gegen eine öffentliche Verteilung des Korans habe. Und ergänzte, dass er zahlreiche Ausgaben des Korans besitze, ohne dass er seine Inhalte tendenziös findet. Nun hat man allerdings meines Wissens weniger gegen eine öffentliche Verteilung dieses Buches, der Vorbehalt richtet sich wohl mehr gegen jene, die es verteilen (wollen): die Salafisten in Deutschland. 25 Millionen Exemplare in Deutsch wollen sie nach einem „Spiegel“-Bericht zur Verteilung bringen. Und damit ja wohl eine Strategie verbinden. Bekannt ist jedenfalls, dass es sich bei den Salafisten um eine im Grunde abseitige islamische Sekte handelt, die im Verbreitungsgebiet des Islam, vornehmlich in Saudiarabien, die Staats- und Gesellschaftsdoktrin bestimmt. Und auch da, wo sie hier in Erscheinung treten, die „Sitten der Ungläubigen“ verteufeln. Grundsätzlich landet danach jeder, der nicht an Allah und seinen Propheten glaubt, nach dem Tod direkt in der Hölle, so die Kernbotschaft der salafitischen Prediger.

Und damit frage ich mich, ob das Thema des Vortrags Prof. Eberts in der Kreissparkasse wirklich ohne jeden Bezug auf die Unterschiedlichkeit des Verständnisses des Koran, dieses Grundbuches der islamischen Identität, vermittelt werden kann, wie es der Referent in seiner Übersicht des Koraninhalts getan hat. Also rein humanistisch und fernab vom Dschihad in seiner militanten Prägung, wie sie eben von Fanatikern, also gerade den Salafisten, verstanden und vertreten werden. Ohne die Problematik weiter auszubreiten, bleibt jedenfalls zu befürchten, dass mit zunehmenden Flüchtlingen aus dem islamischen Glaubensbereich auch Auffassungen und Verhaltensweisen wie jene der Salafisten in vermehrten Maße nach Deutschland kommen. Es ist – meine ich – leicht, eine unbeschränkte Aufnahme islamischer Flüchtlinge zu fordern. Kommt mit ihnen auch Gewalt und Terror zu uns, wird man von denen, die heute für unbeschränkte Aufnahme sind, sicher nichts mehr hören. Es könnte irgendwann wirklich noch problematisch werden.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen