Man mag mir nachsehen, wenn ich diesen
Eintrag mit dem Hinweis auf einen Vortrag beginne, den am 10. Oktober
im Audimax der emeritierte Bischof Joachim Wanke im Rahmen der
„Nordhäuser Gespräche“ hielt. Thema war „Heute von Gott
sprechen – in säkularer Gesellschaft“. Glaubt man der
Redakteurin der „Nordhäuser Allgemeine“, Renate Rusche, die über
diesen Vortrag in recht aufschlussreicher Weise berichtete, hatten im
Vorfeld einige Leser dieser Zeitung die Frage in den Raum gestellt,
warum der Bischof unbedingt im Audimax sprechen müsse. Nachdem es
doch genügend Kirchen gäbe, in denen ein solcher Vortrag gehalten
werden könne. Ich hatte mich in diesem Zusammenhang daran erinnert
(und in meinem Eintrag am 12.10. darauf hingewiesen) dass im Februar
Margot Käßmann, vormalige Präses der evangelischen Kirche in
Deutschland, ebenfalls im Audimax einen Vortrag zum Thema
„Reformation und Toleranz“ hielt. Von dem mir nicht bekannt
wurde, dass von Lesern der „Nordhäuser Allgemeine“ die Frage
gestellt wurde, warum dieser Vortrag – ebenfalls im Rahmen der
„Nordhäuser Gespräche“ - ausgerechnet im Audimax stattfinden
müsse. Wohl aber erlebte ich, dass das Audimax die vielen Menschen,
die diesen Vortrag (oder auch die Vortragende) hören wollten, nicht
zu fassen vermochte. Der Vortrag wurde deshalb zusätzlich in einen
Hörsaal der Fachhochschule übertragen.
Nun also fand am vergangenen Donnerstag
ein solches „Nordhäuser Gespräch“ mit einem puren Glaubensthema
- nämlich „Der Islam – Religion, Recht, Politik“ im
Konferenzraum der Kreissparkasse Nordhausen statt. Und meines Wissens
erhob sich auch da keine kritische Leserstimme in der „Nordhäuser
Allgemeine“, die diesen Vortrag in eine Kirche (oder Moschee)
verweisen wollte. Und auch dort erlebte ich eine Zuhörerschaft, die
bemerkenswert groß war. Ich will keine Überlegung darüber
anstellen, worum es jenen Lesern die das Thema – oder den
Referenten – über Gott in der säkularen Gesellschaft in eine
Kirche verweisen wollten, eigentlich ging. Und annehmen, dass da
nicht Atheismus eine Rolle spielt, sondern einfach wenig
qualifizierte Meinungsäußerungen.
Im Grunde geht es mir hier allerdings
um etwas ganz anderes, nämlich der Frage, ob man die Glaubenslehre
des Islam, so wie sie in jenem Vortrag dargeboten wurde, losgelöst
von der Befolgung durch die Anhänger dieses Glaubens sehen kann,
wenn es doch unter ihnen Gruppierungen oder Sekten gibt, die den
Koran, also die Heilige Schrift des Islam, offensichtlich ganz anders
auslegen, verstehen und leben, als von Allah und Mohammed, seinem
Propheten vorgeblich gewollt. Und als ideal dargestellt.
Prof. Ebert machte in seinem Vortrag
eine Bemerkung, die ich in diesem Zusammenhang interessant fand: er
zeigte sich verwundert, dass man hier Vorbehalte gegen eine
öffentliche Verteilung des Korans habe. Und ergänzte, dass er
zahlreiche Ausgaben des Korans besitze, ohne dass er seine Inhalte
tendenziös findet. Nun hat man allerdings meines Wissens weniger
gegen eine öffentliche Verteilung dieses Buches, der Vorbehalt
richtet sich wohl mehr gegen jene, die es verteilen (wollen): die
Salafisten in Deutschland. 25 Millionen Exemplare in Deutsch wollen
sie nach einem „Spiegel“-Bericht zur Verteilung bringen. Und damit ja wohl eine Strategie verbinden. Bekannt ist jedenfalls, dass es sich bei den Salafisten um eine im
Grunde abseitige islamische Sekte handelt, die im Verbreitungsgebiet des Islam,
vornehmlich in Saudiarabien, die Staats- und Gesellschaftsdoktrin
bestimmt. Und auch da, wo sie hier in Erscheinung treten, die „Sitten
der Ungläubigen“ verteufeln. Grundsätzlich landet danach jeder,
der nicht an Allah und seinen Propheten glaubt, nach dem Tod direkt
in der Hölle, so die Kernbotschaft der salafitischen Prediger.
Und damit frage ich mich, ob das Thema
des Vortrags Prof. Eberts in der Kreissparkasse wirklich ohne jeden
Bezug auf die Unterschiedlichkeit des Verständnisses des Koran,
dieses Grundbuches der islamischen Identität, vermittelt werden
kann, wie es der Referent in seiner Übersicht des Koraninhalts getan
hat. Also rein humanistisch und fernab vom Dschihad in seiner
militanten Prägung, wie sie eben von Fanatikern, also gerade den
Salafisten, verstanden und vertreten werden. Ohne die Problematik
weiter auszubreiten, bleibt jedenfalls zu befürchten, dass mit
zunehmenden Flüchtlingen aus dem islamischen Glaubensbereich auch
Auffassungen und Verhaltensweisen wie jene der Salafisten in
vermehrten Maße nach Deutschland kommen. Es ist – meine ich –
leicht, eine unbeschränkte Aufnahme islamischer Flüchtlinge zu
fordern. Kommt mit ihnen auch Gewalt und Terror zu uns, wird man von
denen, die heute für unbeschränkte Aufnahme sind, sicher nichts
mehr hören. Es könnte irgendwann wirklich noch problematisch
werden.
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