Freitag, 4. Oktober 2013

Impressionen zum Tag der Deutschen Einheit

Es sind - ich muss das immer wieder betonen – ganz persönliche An- und Einsichten, die sich mit diesen Rückblicken verbinden. Die ich zunächst auf diese zur Neige gehende Woche beschränken wollte. Bevor mir einfiel, dass zu diesen Betrachtungskomplex auch die Informationsreise gehört, die ich mit der Stadt- und Gästeführergilde nach Bamberg machen durfte.

Sie gehört deshalb zu den Vorgängen in dieser Woche, weil mich ihr Verlauf ja auch an eine Zeit erinnerte, die gestern mit dem Tag der Deutschen Einheit begangen wurde. Insofern nämlich, als ich durch die gelegentlichen Hinweise der Reisebegleiterin zur Landschaft an eine Zeit erinnert
wurde, als es da bei Eisfels nicht nur eine Thüringische Landesgrenze gibt, sondern auch eine Staatsgrenze gab, die zur DDR nämlich. Und ich über eine beträchtliche Zeitspanne jährlich ein- oder zwei Mal von Coburg kommend, diese Grenze passierte, um Verwandte in der damaligen DDR zu besuchen. Damals verließ ich die lebhaft befahrene BAB bei Hallstadt, fuhr auf der B 4 über Coburg in Richtung Suhl und je näher ich der Grenze bei Eisfeld kam, umso spärlicher wurde der Verkehr. Dafür stellte sich ein stärker werdendes Gefühl der Unsicherheit ein, wusste ich doch nie, wie sich die sonst sehr freundlich wirkenden Zöllner oder Grenzer bei den Formalitäten und der Wagenkontrolle verhalten würden. Jedenfalls war ich froh, wenn ich es hinter mir hatte und mich auf der Weiterfahrt vornehmlich auf den Geruch von Silage gewöhnen musste, der mich fortan mehr oder weniger stark in der DDR begleitete. Ich nahm es gern in Kauf, mir ging es ja um den Erhalt und die Pflege der Verwandtschaft, um die Gemeinschaft über die Grenze hinweg.

Ich befuhr diese Strecke seit der Wende nicht mehr, ich lebe seitdem in Thüringen solange ich noch selbst Auto fahren konnte, führte der Weg jeweils in umgekehrter Richtung über die B 4 bis Erfurt, von dort auf der BAB übers Hermsdorfer Kreuz nach Süden über München bis Rosenheim.


Und nun lernte ich auf der oben erwähnten Informationsreise jene Strecke, die ich zu DDR-Zeiten auf Bundes- und Landstraßen benutzen musste, im Omnibus auf den jetzigen Verkehrswegen kennen. Und mit der BAB 71, die weitgehend fertiggestellt ist, ist es wohl auch die modernste und teuerste Autobahn, auf der wir von Erfurt nach Bamberg und zurück gelangten. Und die insoweit die B 4 entlastet. Für mich ein Grund zu überschlagen, wieviel Kilometer Autobahn seit der Wende in Ostdeutschland insgesamt entstanden und wieviel Milliarden Euro allein in sie investiert wurden. Ohne das hier in Zahlen ausdrücken zu wollen (zu können) meine ich lediglich, dass man an einem Tag wie dem 3. Oktober 2013 auch daran denken sollte. Ich freue mich jedenfalls, dass damit wenigstens verkehrstechnisch das eingetreten und nahezu vollendet ist, an das der Nordhäuser Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh in seiner Ansprache zur Ehrenamtsgala erinnerte: „Mit diesem Datum verbunden ist der bedeutungsvolle Satz Willy Brandts: „Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört!“. Damit war der 3. Oktober 1989 gemeint. Seitdem  ist viel, sehr viel geschehen in Ostdeutschland und für die Menschen hier. Wenn ich allerdings an gestern denke und die Ansprachen, Kommentare und Gespräche anlässlich der Feierlichkeiten in Ostdeutschland, habe ich den Eindruck, dass an keinen anderen Tag so sehr an das (noch) Trennende gedacht und erinnert wird. Und das bedauere ich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen