Obwohl doch die Feiern zur Deutschen Einheit erst zwei Wochen
zurückliegen, scheint sich keine Zeitung und kein Mensch mehr damit
zu befassen. Es gab ja auch inzwischen lokal und überregional
Ereignisse, die den Medien wichtig genug erschienen, um den 3.
Oktober mit den gehörten Reden und Vorgängen im Hintergrund
verschwinden zu lassen. Und lokal scheint die Angelegenheit
Bürgermeister Jendricke vs Oberbürgermeister Dr. Zeh in einer
Weise zu schwelen, die keiner Seite zuträglich ist. Und die
Stadtverwaltung braucht vor allem Ruhe, um ihren Aufgaben gerecht
werden zu können.
In der „Wochenchronik“ lese ich von einem Interview der nnz
mit dem OB – warum wohl dort!? – in dem OB Dr. Zeh auf die
abschließende Frage, ob er nun das ausbaden muss, was die
Vorgängerin in diesem Amt Ihm überlassen hat folgende Antwort
(Auszug): „ Nein. So will ich das nicht sagen.. Lassen Sie es mich
anders ausdrücken: Jetzt habe ich die Verantwortung und werde-,
muss- und will mit Vorgängerentscheidungen leben. Dies ist im
politischen Leben nun mal so und gehört zu den Dienstpflichten. Ich
halte es mit dem Soziologen Max Weber: „Politik ist das lange und
langsame Bohren dicker Bretter. Sie erfordert Leidenschaft und
Augenmaß.“ (Ende des Auszugs). Ich finde diese Auffassung fair und
respektabel. Um aber dieses Erbe konstruktiv fortsetzen zu können
brauchte es in der Stadtverwaltung ein Klima, das dies auch
ermöglicht. Daran aber scheint es derzeit erheblich zu mangeln, wie
die Zeitungsberichte leicht erkennen lassen.
Dazu kommen dann auch noch Lesermeinungen in den Zeitungen, die – falls man sie im Rathaus zur Kenntnis und ernst nimmt – dem derzeitigen Klima in der Verwaltung sicher nicht förderlich sind. Ich meine dabei vor allem die Meinung der Leserin Dr. Eva Gebhardt in der gestrigen Printausgabe der "Nordhäuser Allgemein". Ich weiß natürlich nichts von früheren unrühmlichen Zeiten in der DDR und ich halte mich auch mit einer inhaltlichen Wertung dieser Lesermeinung zurück. Nur bin ich recht betroffen über Stil und Niveau der geäußerten Meinung. Aber darüber soll man ja angeblich nicht streiten können. Aber gerade der letzte Satz der geäußerten Meinung, die wiederzugeben mir widerstrebt, scheint mir doch, abgesehen vom Stil, sehr weit hergeholt.
Und damit kann ich sogar zu meiner Anfangsüberlegung zurückkehren: zum Jahrestag der Wiedervereinigung. Die in den alten Bundesländern in ihrer Folgeentwicklung im Lichte der Medien doch sehr viel anders gesehen wird wie in Ostdeutschland. Auch das soll hier nicht weiter „ausgewalzt“ werden, ich beschränke mich auf einen Bericht der „Mitteldeutschen Zeitung“, die am 02.Okt. berichtete, dass nach einer Umfrage der Wochenzeitung „Zeit“ noch immer drei Viertel aller Abteilungsleiter in Ost-Ministerien aus dem Westen stammen. Und Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei in Sachsen-Anhalt meint, dass es unmittelbar nach 1990 in den DDR-Bezirken keine ministeriablen Strukturen gab. Und wo sich solche bildeten, wie etwa in Thüringen, mussten die sich mühsam konstituieren. Ich halte es für unfair, jene Zeit zum Maßstab der Qualität der damaligen personellen Strukturen zu machen. Dann nämlich müsste man fairerweise auch die Amtsführung des damaligen Ministerpräsidenten Josef Duchac und dessen gesamtes Kabinett kritisch unter die Lupe nehmen. Ich finde es jedenfalls beachtlich, dass man damals wenigstens in Thüringen versuchte, Strukturen mit eigenen personellen Kräften aufzubauen. Und seitdem konnten alle Beteiligten Kenntnisse und Erfahrungen sammeln, die sie befähigen, auch kommunalpolitische Ämter zu übernehmen und Aufgaben zu bewältigen wie die eines Oberbürgermeisters. Mein Vertrauen gehört jedenfalls Dr. Klaus Zeh.
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