Samstag, 26. Oktober 2013

Barbara Rinke – warum eigentlich nicht?

Es ist schon erstaunlich, finde ich, wie die lokalen Medien und in ihrem (teilweisen) Schlepptau eine – natürlich anonyme – Kommentatorentruppe auf die Wahl Barbara Rinkes zur Ortsvorsitzenden der Nordhäuser SPD reagiert. Nicht, dass sich meine Verwunderung gegen eine Kritik der Wahl selbst richtet, sondern gegen die Art und Inhalte – und teils auch Niveau - dieser Kritiken.

Barbara Rinke war 18 Jahre Oberbürgermeisterin von Nordhausen und hat dieses Amt unumstritten ausgeübt. Nie gab es auch nur annähernd an ihr und ihrer Amtsführung eine auch nur annähernd so heftige Kritik wie jetzt an ihr und ihrer Wahl zur Ortsvorsitzenden. Also einem Posten von sehr viel geringerer Bedeutung. Warum eigentlich?

Wie konfus diese ganze Diskussion und Kritik ist, messe ich – um nur ein Beispiel zu nennen - daran, dass der verantwortliche Redakteur der „Nordhäuser Allgemeine“ Thomas Müller am 24. 10., also im Vorfeld der Wahl Rinkes, zur Kandidatur Arndt Schelenhaus schrieb (Auszug): „ Es ist wohl diese Stimmung, die Arndt Schelenhaus bewog, wieder einmal zu kandidieren, diesmal allerdings für ein Malocheramt, für einen ehrenamtlichen Job, der viel Arbeit und wenig Ruhm bringt.“ (Ende des Auszugs) Der allgemeine Tenor der (anonymen) Kommentatoren meint demgegenüber, Barbara Rinke ginge es um Macht. Um Macht also zu was wohl?

Nun hatte ja Matthias Jendricke den Vorschlag eingebracht, Barbara Rinke zur Ortsvorsitzenden zu wählen, worauf Andreas Wieninger, der bisherige Ortschef, spontan seine (erneute) Kandidatur zurückzog. Das wiederum war manchen Kommentator Anlass, Absprachen und Cliquenwirtschaft im negativen Sinne zu vermuten bzw. zu unterstellen. Wie man ja Wieninger ganz allgemein unterstellt, im Fahrwasser Rinkes zu schwimmen. Nun besteht aber politisches Streben und Tätigsein tunlichst darin, Menschen um sich zu sammeln, mit denen man sich abstimmen und wirken kann. Nach hiesiger Auffassung aber sollte scheinbar jeder ein Einzelkämpfer sein. Und bleiben. Schelenhaus hätte vermutlich ein besseres Ergebnis erzielt, wenn er zuvor Lobbyarbeit für sich selbst geleistet hätte.

Und schließlich wird verschiedentlich bedauert, dass Barbara Rinke nicht Ruheständlerin geblieben ist. Und von bzw. mit ihr kein Neuanfang der Ortspartei zu erwarten ist. Dazu ist, meine ich, zu bemerken, dass Barbara Rinke inzwischen Vorsitzende des Theater-Fördervereins und Gründungsmitglied des Fördervereins „Nikolei in foro“ ist, dessen Vorstand sie auch angehört. Sie hat sich also überhaupt nicht zur Ruhe gesetzt, sondern wirkt sehr konstruktiv auf kuturellem Gebiet mit. (Wenn auch vom Förderverein „Nikolei in foro“ derzeit wenig zu hören ist.) Im übrigen sollte man sich doch eher freuen, wenn sich Barbara Rinke befähigt sieht, ihre Erfahrungen und Verbindungen in allen ihr möglichen Bereichen einzubringen.

Und abschließend zum Thema Neuanfang, der verschiedentlich als nötig erachtet wird. Von was eigentlich einen Neuanfang? Soweit ich es sehe, sollte die Orts-SPD wieder zur Geschlossenheit finden. Dazu fällt mir übrigens das Interview ein, von dem die „Wochenchronik“ am 12 Oktober mit Oberbürgermeister Klaus Zeh berichtete. Bei dem die letzte Frage (abgewandelt) lautete: „Sie müssen also das ausbaden, was der Vorgänger in diesem Amt Ihnen überlassen hat?“ Und die Antwort Dr, Zeh's lautete (abgewandelt): „Nein, so will ich das nicht sagen. Lassen Sie es mich anders ausdrücken: Jetzt habe ich die Verantwortung und werde-, muss- und will mit dem Vorgängererbe leben. Dies ist im politischen Leben nun mal so und gehört zu den Aufgaben. Ich halte es mit dem Soziologen Max Weber: „Politik ist das lange und langsame Bohren dicker Bretter. Sie erfordert Leidenschaft und Augenmaß.“ (Ende des abgewandelten Auszugs.) Leidenschaft scheint Barbara Rinke nach wie vor zu haben. Und Augenmaß ist ihr zu wünschen. Genügend Erfahrung bringt sie ja mit.

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