Montag, 21. Oktober 2013

Ein Sonntag (fast) wie jeder andere

Einen Sonntag kann man sich nach Gutdünken gestalten, wenn einen nur das eine oder andere Angebot vorliegt, oder man eigene Ideen hat, die man umzusetzen vermag. Es gibt aber auch Sonntage, an denen sich die Angebote zum Beispiel im Fernsehen, so drängen, dass man nur noch überlegen kann, wie man sie zeitlich zusammenbringt. So etwa ging es mir heute.

Ich halte mich für einen gläubigen Menschen, wenn ich auch im Besuch des Sonntagsgottesdienstes keine unbedingte Pflichtaufgabe sehe. Diesmal aber schien es mir auf jeden Fall notwendig. Angesichts der aktuellen Vorgänge im Bistum Limburg, die vornehmlich durch die Medien zu einem Skandalthema gemacht wurden, die ganze katholische Kirche in Deutschland betreffend. Um damit für mich zumindest zu bekunden, dass mich diese Vorgänge in meinem Glauben nicht beeinträchtigen können. Und wenn ich lese – etwa in der „Rheinischen Post“ (Auszug): „Seit Wochen steht der Limburger Bischof im Kreuzfeuer der Kritik. . . Aber fragwürdig bleibt, wie er gejagt wird“ (Ende des Auszug), meine ich auch, dass man die Problematik etwas ruhiger und sachlicher sehen müsse. Umso mehr, als der allgemeine mediale Tenor in die Richtung geht, wie ihn die „Rheinische Post“ ausdrückt (ähnlich die „Welt“ am 19.10.)

Und da gab es mit meiner Absicht des Gottesdienst-Besuches schon die erste kleinere Zweifelsfrage: zur Einstimmung rief ich zuvor im Fernsehen den Gottesdienst im ZDF auf, diesmal aus der evangelischen Stiftskirche aus Marbach am Neckar. Der sich sowohl musikalisch als auch im gesamten liturgischen Ablauf so interessant entwickelte, dass es mir schwer fiel, das Miterleben abzubrechen, um in den Dom zu gehen. U.a. nämlich wies der amtierende Pastor auf eine „Ökumenetür“ in dieser Kirche hin, die vor Jahren entstand. Und mit der es ein besonderes Bewenden hätte. Pfarrer Dirk Keller, der zur Zeit der Entstehung dieser Tür amtierte, werde deren Bedeutung in seiner Predigt erläutern. Es ginge dabei um die Verbindung der beiden Konfessionen, also um Ökumene im Glauben. Und warum beide Kirchen gut daran tun, bis zur Schmerzgrenze tolerant zu sein. Also wohl sogar um Ökumene über den Kirchenraum hinaus. Die Zeit reichte nicht, um die Predigt zu hören. Ich will versuchen, von der Marbacher evangelischen Kirchengemeinde das Manuskript zu erhalten. Der Gottesdienst im Dom brachte demgegenüber keine Eindrücke zum Thema Okumene oder auch nicht zu anstehenden aktuellen kirchlichen Themen. Ich bedauere insgeheim immer, wenn Dompfarrer Hentrich nicht zelebriert.

Auch der Presseclub in der ARD am Mittag, bei dem es diesmal um Energie(-wende) ging, brachte dazu keine neuen Erkenntnisse. Ich wundere mich bei allen Berichten und Diskussionen zu diesem Themenkomplex, dass man die Strompreiserhöhungen, um die es fast immer in diesem Zusammenhang geht – also um das EEG-Gesetz – seitens der Verbraucher ohne erkennbare Unruhe zur Kenntnis nimmt. In anderen Ländern geht man bei solchen oder adäquaten Problemen längst auf die Straße. Hier tut man das eher oder nur (noch), wenn es um Lohnforderungen im Arbeitsleben geht.

Und dann waren da im Fernsehen am frühen Nachmittag die Meldungen aus der puren Politik: Der Abschluss des Parteitags der Grünen in Berlin mit einem beabsichtigten politischen Neuanfang nach der Wahl des neuen Vorstands. Bei dem ich keine markanten Profile erkenne. Also bleibt abzuwarten, wie sich dieser Neuanfang darstellen und weiter entwickeln wird. Und die SPD schließlich wird also nun nach der Konvent-Zustimmung Koalitionsverhandlungen mit der Union aufnehmen. Das grundsätzliche Ergebnis ist abzusehen, die Details noch nicht.

Und dann gab es im MDR Schlachtengetöse, die Völkerschlacht bei Leipzig wurde nach 200 Jahren (abschließend) in Erinnerung gerufen. Nachdem der Sender ja schon an den Tagen zuvor das damalige Geschehen rekapitulierte. Ein grandioses und imposantes, aber eher zusammenhangloses Durcheinander, das eigentlich erst durch die Moderation Sinn und geschichtliche Aufhellung erhielt. Ich hätte mir bei manchen Szenen und Befragungen seriösere ReporterInnen gewünscht. Immerhin: mit Sabine Ebert erläuterte eine wirkliche Expertin Zusammenhänge und Hintergrundgeschehen, über das es sich schon lohnt, wieder einmal mit allen ihren Facetten und ihrer historischen Bedeutung nachzudenken.

Und am Abend noch ein 200jähriges Jubiläum: Verdis Geburtstag: Arte bot.dazu ein grandioses Dokumentar- und Konzertprogramm, das für mich mit dem „Requiem“ aus der Mailänder Scala endete (länger hielt ich nicht durch). Ein Abend aber, der nach meinen Vorstellungen und Ansprüchen eindrucksvoller eigentlich nicht mehr sein kann. Und insgesamt ein Sonntag, der mich mit manchen der Themen auch noch lange beschäftigen wird.

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