Einen Sonntag kann man sich nach
Gutdünken gestalten, wenn einen nur das eine oder andere Angebot
vorliegt, oder man eigene Ideen hat, die man umzusetzen vermag. Es
gibt aber auch Sonntage, an denen sich die Angebote zum Beispiel im
Fernsehen, so drängen, dass man nur noch überlegen kann, wie man
sie zeitlich zusammenbringt. So etwa ging es mir heute.
Ich halte mich für einen gläubigen
Menschen, wenn ich auch im Besuch des Sonntagsgottesdienstes keine
unbedingte Pflichtaufgabe sehe. Diesmal aber schien es mir auf jeden
Fall notwendig. Angesichts der aktuellen Vorgänge im Bistum Limburg,
die vornehmlich durch die Medien zu einem Skandalthema gemacht
wurden, die ganze katholische Kirche in Deutschland betreffend. Um
damit für mich zumindest zu bekunden, dass mich diese Vorgänge in
meinem Glauben nicht beeinträchtigen können. Und wenn ich lese –
etwa in der „Rheinischen Post“ (Auszug): „Seit Wochen steht der
Limburger Bischof im Kreuzfeuer der Kritik. . . Aber fragwürdig
bleibt, wie er gejagt wird“ (Ende des Auszug), meine ich auch, dass
man die Problematik etwas ruhiger und sachlicher sehen müsse. Umso
mehr, als der allgemeine mediale Tenor in die Richtung geht, wie ihn
die „Rheinische Post“ ausdrückt (ähnlich die „Welt“ am
19.10.)
Und da gab es mit meiner Absicht des
Gottesdienst-Besuches schon die erste kleinere Zweifelsfrage: zur
Einstimmung rief ich zuvor im Fernsehen den Gottesdienst im ZDF auf,
diesmal aus der evangelischen Stiftskirche aus Marbach am Neckar. Der
sich sowohl musikalisch als auch im gesamten liturgischen Ablauf so
interessant entwickelte, dass es mir schwer fiel, das Miterleben
abzubrechen, um in den Dom zu gehen. U.a. nämlich wies der
amtierende Pastor auf eine „Ökumenetür“ in dieser Kirche hin,
die vor Jahren entstand. Und mit der es ein besonderes Bewenden
hätte. Pfarrer Dirk Keller, der zur Zeit der Entstehung dieser Tür
amtierte, werde deren Bedeutung in seiner Predigt erläutern. Es
ginge dabei um die Verbindung der beiden Konfessionen, also um
Ökumene im Glauben. Und warum beide Kirchen gut daran tun, bis zur
Schmerzgrenze tolerant zu sein. Also wohl sogar um Ökumene über den
Kirchenraum hinaus. Die Zeit reichte nicht, um die Predigt zu hören.
Ich will versuchen, von der Marbacher evangelischen Kirchengemeinde
das Manuskript zu erhalten. Der Gottesdienst im Dom brachte
demgegenüber keine Eindrücke zum Thema Okumene oder auch nicht zu
anstehenden aktuellen kirchlichen Themen. Ich bedauere insgeheim
immer, wenn Dompfarrer Hentrich nicht zelebriert.
Auch der Presseclub in der ARD am
Mittag, bei dem es diesmal um Energie(-wende) ging, brachte dazu
keine neuen Erkenntnisse. Ich wundere mich bei allen Berichten und
Diskussionen zu diesem Themenkomplex, dass man die
Strompreiserhöhungen, um die es fast immer in diesem Zusammenhang
geht – also um das EEG-Gesetz – seitens der Verbraucher ohne
erkennbare Unruhe zur Kenntnis nimmt. In anderen Ländern geht man
bei solchen oder adäquaten Problemen längst auf die Straße. Hier
tut man das eher oder nur (noch), wenn es um Lohnforderungen im
Arbeitsleben geht.
Und dann waren da im Fernsehen am
frühen Nachmittag die Meldungen aus der puren Politik: Der Abschluss
des Parteitags der Grünen in Berlin mit einem beabsichtigten
politischen Neuanfang nach der Wahl des neuen Vorstands. Bei dem ich
keine markanten Profile erkenne. Also bleibt abzuwarten, wie sich
dieser Neuanfang darstellen und weiter entwickeln wird. Und die SPD schließlich wird
also nun nach der Konvent-Zustimmung Koalitionsverhandlungen mit der
Union aufnehmen. Das grundsätzliche Ergebnis ist abzusehen, die
Details noch nicht.
Und dann gab es im MDR
Schlachtengetöse, die Völkerschlacht bei Leipzig wurde nach 200
Jahren (abschließend) in Erinnerung gerufen. Nachdem der Sender ja
schon an den Tagen zuvor das damalige Geschehen rekapitulierte. Ein
grandioses und imposantes, aber eher zusammenhangloses
Durcheinander, das eigentlich erst durch die Moderation Sinn und
geschichtliche Aufhellung erhielt. Ich hätte mir bei manchen Szenen
und Befragungen seriösere ReporterInnen gewünscht. Immerhin: mit
Sabine Ebert erläuterte eine wirkliche Expertin Zusammenhänge und
Hintergrundgeschehen, über das es sich schon lohnt, wieder einmal mit
allen ihren Facetten und ihrer historischen Bedeutung nachzudenken.
Und am Abend noch ein 200jähriges Jubiläum: Verdis Geburtstag: Arte bot.dazu ein grandioses Dokumentar- und Konzertprogramm, das für mich mit dem „Requiem“ aus der Mailänder Scala endete (länger hielt ich nicht durch). Ein Abend aber, der nach meinen Vorstellungen und Ansprüchen eindrucksvoller eigentlich nicht mehr sein kann. Und insgesamt ein Sonntag, der mich mit manchen der Themen auch noch lange beschäftigen wird.
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