Donnerstag, 31. Oktober 2013

Geballtes Wissen an verschiedenen Standorten geboten

Die 5. Nacht der Wissenschaften ist Geschichte. Im Resumee kann man nach allem was man sah, erlebte und darüber las sicher feststellen, dass sich diese geballten abendlichen und nächtlichen Wissensangebote in Nordhausen etabliert haben, wie sie im Rahmen dieser „Nächte der Wissenschaften“ geboten werden. Im Programmheft hatte FH-Präsident Dr. Jörg Wagner schon angekündigt, dass diese Nacht gemeinsam mit vielen Firmen und Institutionen stattfinden würde. Und ein abwechslungsreiches und interessantes Programm bieten würde. In seiner kurzen Begrüßungsrede bedankte er sich dann auch ausdrücklich bei der Pressesprecherin der FH, Tina Schneppe, für deren gute Öffentlichkeitsarbeit zum Gelingen dieser ereignisreichen Nacht.

Wenn es allerdings bei allen diesen Veranstaltungsangeboten doch einen Schwachpunkt gab, dann ist es meines Erachtens die Berichterstattung der Presse. Tina Schneppe, hatte noch am 23.10. die Medien zu aktiver Teilnahme und Berichterstattung eingeladen und dabei geschrieben (Auszug):
Ganz besonders möchte ich Sie auf die folgenden Veranstaltungen aufmerksam machen:
Spektakuläre Tauschaktion "Bockwurst und Bier für Elektrokleingeräte" ab 17:00 Uhr im AUGUST-KRAMER-INSITUT (AKI) der FH Nordhausen
Seltene Erden zurückgewinnen aus Elektrokleingeräten" (Im Rahmen der Veranstaltung 1. Die Wertstoffwende - Ein Umdenken muss erfolgen! / 2. Seltene Erden - Woher? - von 18:00 Uhr bis 24:00 Uhr fortlaufend im AUGUST-KRAMER-INSTITUT Forum 1) (Ende des Auszugs)
Tatsächlich fand ich weder in der Internetzeitung, noch in der Internetausgabe der „Nordhäuser Allgemeine“ bisher auch nur einen einzigen Satz über diese Veranstaltungen. Und beklage, dass sich die gesamte Berichterstattung nicht an der Bedeutung der stattgefundenen Vorträge, Schauvorlesungen, Führungen und Experimente orientierte, sondern ganz sporadisch nach nicht weiter nachvollziehbaren Gesichtspunkten. Und das wird der Bedeutung dieser „5. Nacht der Wissenschaften“ absolut nicht gerecht. Und auch nicht dem Anspruch der Medien, die ja so gern vorgeben, eine Informationsaufgabe wahr zu nehmen.

Dazu bleibt mir eigentlich nur zu bemerken, dass sich mein persönliches Interesse am demografischen Wandel orientierte und ich demzufolge das Südharzklinikum besuchte, um die Vorträge über „Von allen zu viel, aber zu wenig Testosteron. Männergesundheit 2013“ und „Vom Sehen und Erkennen – wie erzeugt unser Gehirn eine Wirklichkeit“ zu hören. Und dabei insgeheim bedauerte, nicht auch in der Fachhochschule den Vortrag von Prof. Dr. Viktor Wesselak hören zu können, der über die Zukunft der Photovoltaik referierte. Und nachdem ich darüber bisher auch keinen Medienbericht fand, ist mein nunmehriges Bedauern umso größer.

Viel Mediengetöse um Orts-SPD

Noch immer – oder erneut – überlege ich, ob das enorme lokale Mediengetöse um die Wahl Barbara Rinkes zur Vorsitzenden der Nordhäuser SPD dem Mangel an lokalen Ereignissen zuzuschreiben ist, oder aber die Redakteure der hier erscheinenden Zeitungen dem Vorgang wirklich eine so große Bedeutung beigemessen haben, wie es ihre Berichterstattung glauben machte?

Ich war nach den Berichten, Betrachtungen und (anonymen) Kommentaren unmittelbar nach dem „Paukenschlag“ (Internetzeitung am 24.10.) der in dieser Wahl gesehen wurde der Meinung, man würde es mit dieser lokalen „Tsunamie“-Welle bewenden lassen. Und hatte in meinen eigenen Eintrag lediglich meine persönliche Auffassung zu dieser Wahl zum Ausdruck gebracht.

Und nun erschien mit dem 28.10 in der „Nordhäuser Allgemeine“ ein Interview des verantwortlichen Redakteurs Thomas Müller mit der neuen SPD-Ortsvorsitzenden Barbara Rinke,
das ich aus mehreren Gründen aufschlussreich finde. Weil ich nach den Antworten Rinkes auf die Fragen Müllers Vergleiche ziehen kann zwischen dem, was die Medien und Kommentatoren aus dieser Wahl machten. Und was demgegenüber wirklich Motivation und Anliegen Rinkes für ihre Wahl war. Und würde mir wünschen, dass alle jene, die sich zu dieser Wahl äußerten, diese ihre Äußerungen in ein Verhältnis zu diesen Antworten Rinkes setzen. Ich für meinen Teil tue es jedenfalls und kann feststellen, dass ich keine Abstriche oder Ergänzungen zu dem machen muss, was ich darüber am 26.10. (Barbara Rinke – warum denn nicht?) schrieb.

Eine Frage Müllers in diesem Interview finde ich besonders bemerkenswert, nämlich (Zitat):
„Täten Sie Ihren Genossen nicht einen Gefallen, wenn Sie sich mit 66 Jahren doch heraushielten?“ (Ende des Zitats)

Ich denke, mit dieser Frage wird deutlich, wie Thomas Müller zur Mitarbeit älterer Menschen steht. Warum sollte es in der Politik anders sein als in der Wirtschaft, in der man in zunehmenden Maße begrüßt, wenn ältere Mitarbeiter „bei der Stange“ bleiben und weiter ihre Kenntnisse und Erfahrungen einbringen. (Auch die Internetzeitung in Nordhausen begrüßt ja die Mit- oder Zuarbeit älterer Leute vom Fach, aus welchen Gründen auch immer.) Und dass Barbara Rinke ein reiches Maß davon in der Politik hat, wird vermutlich niemand bestreiten. Ich finde es jedenfalls richtig, dass sie nicht auf das hört, was ihr von außen zu- oder angetragen wird – teils sogar noch anonym – sondern ihrer eigenen Überlegung folgt. Und wie man lesen konnte, hat sie sich immerhin auch mit ihrem Mann abgestimmt, bevor sie sich zur Vorsitzenden des SPD-Ortsverbands wählen ließ. Die Zukunft wird zeigen, ob die Partei mit ihrem „Griff in die Vergangenheit (O-Ton Müller am 26.10.13) eine gute Wahl getroffen hat. Zukunft braucht Werte und Erfahrung. Und die werden in der Vergangenheit geschaffen und gesammelt. Die Mär von einer Rettung der Nordhäuser SPD und einer Retterin Barbara Rinke ist ein Erfindung und Konstruktion, wie Rinke klarstellt. An der der Interviewer wohl nicht ganz schuldlos ist. 

5. Nacht der Wissenschaften: Viele Stühle blieben leer

Die Organisatoren der „5. Langen Nacht der Wissenschaften“ verdienen für die Vorbereitungen dieser Vortrags-, Informations- und Präsentationsvielfalt uneingeschränktes Lob. Man hatte alles getan, um auch den letzten Haushalt und jeden interessessierten Menschen in Nordhausen und darüber hinaus wissen zu lassen, wo, wann und zu welchen Themen ein Vortrag, eine Fachvorführung oder auch eine Demonstration über Land und Leute anderer Länder stattfinden wird. Und wie man dahin gelangen kann. Und manchen Interessenten mag es schwer gefallen sein, angesichts dieser Vielfalt die „richtige“ Wahl zu treffen.

Zu dieser ausgesprochen professionellen Vorbereitung schien mir so gar nicht der Auftakt, also die Eröffnung dieser „5.Langen Nacht der Wissenschaften“ im Audimax der Fachhochschule zu passen. Dass auf der Bühne Vorbereitungen für die erste Präsentation „Chemische Delikatessen“ getroffen wurden, war verständlich. Dass aber die mit den technischen Vorbereitungen dazu Beschäftigten den Eindruck weckten, es seien Amateure am Werk, die mit den Erfordernissen schwer zurecht kamen,
passte eigentlich nicht zu der Vorstellung einer professionellen (wissenschaftlich-logischen) Vorgehensweise.


Der Präsident der Fachhochschule, Prof. Dr. Jörg Wagner konnte schon deshalb seine denkbar kurze Eröffnungsansprache nicht vom Rednerpult aus halten – das war technisch belegt – und er hielt sie vor zwei Reihen reservierter, aber leerer Stühle. Es war auch nicht abzusehen, wer da erwartet wurde und warum sie leer blieben. Die Eröffnung einer so bedeutenden und so gut vorbereiteten Themennacht hatte ich mir jedenfalls anders vorgestellt. Und während nach der so gearteten „Eröffnung“ dieser „5. Nacht der Wissenschaften“ die Vorbereitungen zum ersten Vortrag im Audimax weiter gediehen, suchten die Teilnehmer dieses Auftaktes die verschiedenen „Austragungsorte“ innerhalb des Campusses auf, oder nutzten den Pendelbus, um an einen der außerhalb liegenden Orte zu gelangen, die thematisch an dieser Nacht beteiligt waren. Auf diese Weise gelangte ich zum Südharzklinikum, um zunächst dort gehaltene Vorträge zu hören.  

Mittwoch, 30. Oktober 2013

„Der Vogelhändler“ – Operette feiert Premiere

Regisseur von „Trinke! Was klar ist!“ inszeniert beliebte Operette im Theater Nordhausen – Einführung im Operettencafé am 9. November

Der Herbst ist tradionell Operettenzeit im Theater Nordhausen. Carl Zellers beliebte Operette „Der Vogelhändler“, bekannt durch Highlights wie „Ich bin die Christel von der Post“ und „Schenkt man sich Rosen in Tirol“, hat am 15. November um 19.30 Uhr Premiere. Inszenieren wird sie Achim Lenz, der mit „Trinke! Was klar ist!“ in der Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei nach wie vor große Erfolge feiert. Das Bühnenbild entwirft Bernhard Niechotz, der in Nordhausen zuletzt „Der Graf von Luxemburg“ ausgestattet hat. Die Kostüme sind von Elisabeth Stolze-Bley.

Die Geschichte ist turbulent: Gern würde der Vogelhändler Adam, der ab und zu von Tirol her in die Pfalz kommt, um gefangene Vögel zu verkaufen, die „Christel von der Post“ heiraten. Doch er ist zu arm, um eine Familie zu gründen. Christel will ihm daher zu einer gut dotierten Stelle in der Menagerie verhelfen, indem sie heimlich beim Kurfürsten vorspricht. Leider gerät sie statt an den Kurfürsten an den Grafen Stanislaus, der mit ihr in einem Pavillon „scharmuziert“. Adam erfährt von dem Tête-à-tête mit dem vermeintlichen Kurfürsten und sagt sich von Christel los. Er könnte sich – wie es scheint – mit Marie trösten, die – was er nicht weiß – in Wirklichkeit die Kurfürstin ist. Denn nach der Pavillongeschichte meint sie, auch ein Hühnchen mit ihrem Gemahl rupfen zu müssen.

„Der ‚Vogelhändler‘ bringt ein großes Repertoire an Komik und Slapstick mit, ohne dabei die ruhigen, sanften und liebevollen Szenen zu vergessen.“, beschreibt Regisseur Achim Lenz das Stück.

In der Besetzung sind neben Nordhäuser Ensemblemitgliedern wie Marian Kalus als Adam, Katharina Boschmann als Christel und Bianca Koch als Kurfürstin auch gut bekannte Gäste zu erleben: Den Grafen Stanislaus gibt Aaron Judisch, der das Nordhäuser Publikum bereits als Casanova und als Graf von Luxemburg begeistert hat. Und auch Helmut Kleinen, einst festes Ensemblemitglied des Theaters Nordhausen und in der vergangenen Spielzeit Fürst Basil in „Der Graf von Luxemburg“, ist wieder mit von der Partie – in zwei Rollen als Professor Süffle und als Dorfschulze Schneck.

Erste Eindrücke gibt es bereits am 9. November um 15.00 Uhr im Theaterrestaurant „Da Capo“, wenn Chefdramaturgin Anja Eisner und Mitwirkende an der Produktion Neugierigen bei Kaffee und Kuchen von der Arbeit an der Operette erzählen und musikalische Ausschnitte präsentieren.

Karten für die Premiere von „Der Vogelhändler“ am 15. November um 19.30 Uhr und die nächsten Vorstellungen am 29. November und am 7. Dezember um 19.30 Uhr im Theater Nordhausen gibt es an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52), im Internet unter www.theater-nordhausen.de und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.

Foto: Aaron Judisch, hier in „Der Graf von Luxemburg“, steht auch in „Der Vogelhändler“ auf der Bühne des Theaters Nordhausen. Foto: Roland Obst

Dienstag, 29. Oktober 2013

Der Islam in Theorie und Wirklichkeit

Man mag mir nachsehen, wenn ich diesen Eintrag mit dem Hinweis auf einen Vortrag beginne, den am 10. Oktober im Audimax der emeritierte Bischof Joachim Wanke im Rahmen der „Nordhäuser Gespräche“ hielt. Thema war „Heute von Gott sprechen – in säkularer Gesellschaft“. Glaubt man der Redakteurin der „Nordhäuser Allgemeine“, Renate Rusche, die über diesen Vortrag in recht aufschlussreicher Weise berichtete, hatten im Vorfeld einige Leser dieser Zeitung die Frage in den Raum gestellt, warum der Bischof unbedingt im Audimax sprechen müsse. Nachdem es doch genügend Kirchen gäbe, in denen ein solcher Vortrag gehalten werden könne. Ich hatte mich in diesem Zusammenhang daran erinnert (und in meinem Eintrag am 12.10. darauf hingewiesen) dass im Februar Margot Käßmann, vormalige Präses der evangelischen Kirche in Deutschland, ebenfalls im Audimax einen Vortrag zum Thema „Reformation und Toleranz“ hielt. Von dem mir nicht bekannt wurde, dass von Lesern der „Nordhäuser Allgemeine“ die Frage gestellt wurde, warum dieser Vortrag – ebenfalls im Rahmen der „Nordhäuser Gespräche“ - ausgerechnet im Audimax stattfinden müsse. Wohl aber erlebte ich, dass das Audimax die vielen Menschen, die diesen Vortrag (oder auch die Vortragende) hören wollten, nicht zu fassen vermochte. Der Vortrag wurde deshalb zusätzlich in einen Hörsaal der Fachhochschule übertragen.

Nun also fand am vergangenen Donnerstag ein solches „Nordhäuser Gespräch“ mit einem puren Glaubensthema - nämlich „Der Islam – Religion, Recht, Politik“ im Konferenzraum der Kreissparkasse Nordhausen statt. Und meines Wissens erhob sich auch da keine kritische Leserstimme in der „Nordhäuser Allgemeine“, die diesen Vortrag in eine Kirche (oder Moschee) verweisen wollte. Und auch dort erlebte ich eine Zuhörerschaft, die bemerkenswert groß war. Ich will keine Überlegung darüber anstellen, worum es jenen Lesern die das Thema – oder den Referenten – über Gott in der säkularen Gesellschaft in eine Kirche verweisen wollten, eigentlich ging. Und annehmen, dass da nicht Atheismus eine Rolle spielt, sondern einfach wenig qualifizierte Meinungsäußerungen.

Im Grunde geht es mir hier allerdings um etwas ganz anderes, nämlich der Frage, ob man die Glaubenslehre des Islam, so wie sie in jenem Vortrag dargeboten wurde, losgelöst von der Befolgung durch die Anhänger dieses Glaubens sehen kann, wenn es doch unter ihnen Gruppierungen oder Sekten gibt, die den Koran, also die Heilige Schrift des Islam, offensichtlich ganz anders auslegen, verstehen und leben, als von Allah und Mohammed, seinem Propheten vorgeblich gewollt. Und als ideal dargestellt.

Prof. Ebert machte in seinem Vortrag eine Bemerkung, die ich in diesem Zusammenhang interessant fand: er zeigte sich verwundert, dass man hier Vorbehalte gegen eine öffentliche Verteilung des Korans habe. Und ergänzte, dass er zahlreiche Ausgaben des Korans besitze, ohne dass er seine Inhalte tendenziös findet. Nun hat man allerdings meines Wissens weniger gegen eine öffentliche Verteilung dieses Buches, der Vorbehalt richtet sich wohl mehr gegen jene, die es verteilen (wollen): die Salafisten in Deutschland. 25 Millionen Exemplare in Deutsch wollen sie nach einem „Spiegel“-Bericht zur Verteilung bringen. Und damit ja wohl eine Strategie verbinden. Bekannt ist jedenfalls, dass es sich bei den Salafisten um eine im Grunde abseitige islamische Sekte handelt, die im Verbreitungsgebiet des Islam, vornehmlich in Saudiarabien, die Staats- und Gesellschaftsdoktrin bestimmt. Und auch da, wo sie hier in Erscheinung treten, die „Sitten der Ungläubigen“ verteufeln. Grundsätzlich landet danach jeder, der nicht an Allah und seinen Propheten glaubt, nach dem Tod direkt in der Hölle, so die Kernbotschaft der salafitischen Prediger.

Und damit frage ich mich, ob das Thema des Vortrags Prof. Eberts in der Kreissparkasse wirklich ohne jeden Bezug auf die Unterschiedlichkeit des Verständnisses des Koran, dieses Grundbuches der islamischen Identität, vermittelt werden kann, wie es der Referent in seiner Übersicht des Koraninhalts getan hat. Also rein humanistisch und fernab vom Dschihad in seiner militanten Prägung, wie sie eben von Fanatikern, also gerade den Salafisten, verstanden und vertreten werden. Ohne die Problematik weiter auszubreiten, bleibt jedenfalls zu befürchten, dass mit zunehmenden Flüchtlingen aus dem islamischen Glaubensbereich auch Auffassungen und Verhaltensweisen wie jene der Salafisten in vermehrten Maße nach Deutschland kommen. Es ist – meine ich – leicht, eine unbeschränkte Aufnahme islamischer Flüchtlinge zu fordern. Kommt mit ihnen auch Gewalt und Terror zu uns, wird man von denen, die heute für unbeschränkte Aufnahme sind, sicher nichts mehr hören. Es könnte irgendwann wirklich noch problematisch werden.


Die schönen Seiten des Herbstes erleben

Der gestrige Sturm, den ich in seiner hiesigen Erscheinung als „gemäßigt“ erachtete, hat mir heute doch mit seinen Auswirkungen an einigen Stellen das Weiterkommen auf meinem Weg durch entwurzelte Bäume und abgebrochene Äste erschwert. Anderseits watete ich stellenweise geradezu durch dichtgefallenes Laub, das den Weg bedeckte. Und manche Bäume nun schon recht kahl erscheinen lässt. Die der stürmische Wind gestern um den Rest ihrer Blätter brachte.

Ein markantes Beispiel dafür ist die Antiquareiche, diese große, alle anderen Bäume ringsum überragende Eiche auf der hohen Ebene des Sichelberges. Die Historientafel am dessen Stamm gibt Auskunft über ihr Alter (250 bis 350 Jahre) und Ihre Bedeutung während früherer Zeiten . In denen sie nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel für die Bürger der Stadt Nordhausen, sondern auch Austragungsort froher Feste von Händler-, Handwerker- un anderen Vereinen war. Die scharenweise von Nordhausen, am Gesundbrunnen vorbei, zum Plateau vor der Eiche wanderten, um dort zu feiern. Es ist angesichts dieses Plateaus - nicht aber des Weges dahin – gut nachvollziehbar,
wie damals gefeiert worden sein mag. Inzwischen hat die Eiche gerade noch als Rast- oder Jausenplatz auf dem Weg von Nordhausen nach Rüdigsdorf - oder zurück - eine gewisse Bedeutung. Dazu wurde im März des vergangenen Jahres ein neues, solides Bankensemble installiert. Damals traf ich die Mitarbeiter des Nordhäuser Gartenamtes bei der Montage und hielt das in Text und Bild fest.

Und als Abschluss eine erfreuliche Begegnung


Nach einer kurzen, besinnlichen Rast an der Eiche setzte ich meinen Weg in Richtung Nordhausen fort, erreichte die Gumpestraße und traf dort, wieder einmal und ganz zufällig, die mir inzwischen wohlbekannte Wandergruppe um Wolfgang Dornemann (Sport- und Gesundheitsstudio Galaxy). Es ist eine fröhliche Truppe, der ich von Zeit zu Zeit irgendwo auf meinen Wanderungen seit Jahren begegne. Man trifft sich, sagt sich „Grüß Gott“, tauscht einige Gedanken über seine Erfahrungen oder Eindrücke aus, wünscht sich „Guten Weg“ und setzt den dann auch fort. Und freut sich, nette Menschen mit gleichen oder
doch ähnlichen Ambitionen getroffen zu haben. Und hofft auf ein Wiedersehen irgendwann und -wo in der schönen Landschaft rings um Nordhausen.

Gut weggekommen

Die Ausläufer des gestrigen Herbststurmes, der auf dem Brocken  Touristen purzeln ließ und auf Helgoland mit 190 km/std. wegfegte, war in unserer Gegend im Verhältnis dazu nur "gemäßigt" wahrnehmbar, deutete sich aber schon recht früh an. Mit Wolkengebilden, die vielfach sehenswert waren. Und nachdem ich inzwischen Freude am Festhalten solcher Erscheinungen bekommen habe, richte ich meine Wandertouren tunlichst auch darauf ein. Und noch immer gilt ja, "der frühe Vogel . . ." Und später wurde es ja auch hier ziemlich stürmisch.

   

Montag, 28. Oktober 2013

Unternehmen fehlen 121.000 MINT-Arbeitskräfte – Engpässe zukünftig vor allem bei Facharbeitern

Berlin, 28. Oktober 2013. Den deutschen Unternehmen fehlen aktuell 121.000 Arbeitskräfte im so genannten MINT-Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dies führt zu erheblichen Wachstumsverlusten und verringert die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft – und das, obwohl die Zahl der MINT-Arbeitskräfte in den vergangenen Jahren noch einmal deutlich gestiegen ist, allein im Jahr 2011 um fast 290.000. Ein Teil der Nachfrage nach MINT-Arbeitskräften konnte durch die höhere Erwerbstätigkeit von Migranten und älteren Arbeitnehmern gedeckt werden.

Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der Initiative „MINT Zukunft schaffen“, sagt: „Zukünftig werden in den Unternehmen vor allem MINT-Facharbeiter, Techniker und Meister fehlen. Wir erwarten bis zum Jahr 2020 eine Lücke von bis zu 1,4 Millionen fehlenden Fachkräften. Auch MINT-Akademiker brauchen wir in steigendem Maße. Das Vorurteil von einer zu hohen Akademiker-Quote ist falsch und irreführend. Wir müssen alle Bildungsreserven ausschöpfen, denn 1,3 Millionen junge Menschen haben keine Berufsausbildung. Auch Zuwanderung ist ein wichtiger Baustein in einer umfassenden Strategie zur Fachkräftesicherung.“

Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln betont: „Positiv ist zu bewerten, dass Migranten vor allem in den MINT-Qualifikationen die Integration in den Arbeitsmarkt gut gelingt. Die Erwerbstätigenquote liegt bei über 80 Prozent, ist höher als bei anderen Qualifikationen und seit dem Jahr 2005 um mehr als zehn Prozentpunkte gestiegen. Die Zuwanderung selbst trägt vor allem bei MINT-Akademikern zur Fachkräftesicherung bei und ist zuletzt aus den südeuropäischen Euro- Krisenländer Italien, Spanien, Griechenland und Portugal deutlich gestiegen. Dazu ist auch die Zuwanderung aus China und Indien bei MINT-Akademikern von hoher Bedeutung. Bei den beruflich qualifizierten MINT-Fachkräften stammen die Zuwanderer hingegen vor allem aus Osteuropa – eine Region, in der der demografische Wandel langfristig jedoch zu Engpässen führen dürfte.“

Dr. Michael Stahl, Geschäftsführer Bildung und Volkswirtschaft beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall, erklärt: „In der Metall- und Elektro- Industrie zeigt sich die enge Verbindung von hoher MINT-Beschäftigung und weit überdurchschnittlicher Forschungs- und Innovationskraft am deutlichsten. Etwa 60 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine berufliche oder akademische MINT-Qualifikation. Eine dauerhafte MINT-Lücke würde unsere Branche deshalb besonders schwer treffen. Deshalb bilden die M+E-Unternehmen jährlich rund 75.000 junge Menschen zu MINT-Fachkräften aus und bieten inzwischen auch viele Einstiegschancen für bildungsschwächere Jugendliche. Gleichzeitig hat sich die Zahl der älteren Beschäftigten (60 Jahre und älter) in den vergangenen zehn Jahren von 85.000 auf 192.000 mehr als verdoppelt.“

Der MINT-Report wird zweimal jährlich durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Bundesverbands der Deutschen Industrie, des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall und der Initiative „MINT Zukunft schaffen“.
(Eine Mitteilung des Arbeitgeberverbandes vom 28.10.13)

Vorbereitungslehrgang auf die Ausbildereignungsprüfung (IHK) Nordhausen (pln).

Nordhausen, 28. Oktober 2013
Die Kreisvolkshochschule Nordhausen bietet erneut einen Vorbereitungslehrgang auf die
Ausbildereignungsprüfung der IHK an. Der Unterricht findet berufsbegleitend samstags von 8 bis
13 Uhr und mittwochs von 17:30 bis 20:45 Uhr statt.
In 115 Unterrichtsstunden werden durch erfahrene Dozenten die erforderlichen Kenntnisse zu den
Handlungsfeldern „Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und Ausbildung planen“, „Ausbildung
vorbereiten und bei der Einstellung von Auszubildenden mitwirken“, „Ausbildung durchführen“ und
Ausbildung abschließen“ vermittelt.
Der schriftliche Prüfungsteil kann „online“ direkt in der Volkshochschule Nordhausen als
Partnereinrichtung der IHK absolviert werden. Im Rahmen der praktischen Prüfung wird die
Präsentation einer Ausbildungssituation und ein Fachgespräch durchgeführt. Die bestandene
Ausbildereignungsprüfung berechtigt zur Aufnahme einer Tätigkeit als Ausbilder. Der IHKAbschluss
wird im Öffentlichen Dienst und im Handwerk anerkannt.
Bei vorliegenden Voraussetzungen ist eine Förderung über die Bildungsprämie möglich. Die
Ausgabe von Gutscheinen erfolgt unkompliziert und schnell im Rahmen eines
Beratungsgespräches an der Kreisvolkshochschule, eine entsprechende Antragstellung muss
jedoch vor dem Kursbeginn erfolgen. Die Kursgebühren können dadurch auf 50 % reduziert
werden (siehe auch www.vhs-nordhausen.de). Empfänger von Arbeitslosengeld I oder II erhalten
25 % bzw. 50 % Ermäßigung.
Lehrgangsbeginn ist Mittwoch, der 06.11.2013, 17:30 Uhr im Herder-Gymnasium
Nordhausen, Wiedigsburg 7/8, Raum 107.

Anmeldung und weitere Informationen unter Telefon 03631 60910 (Kreisvolkshochschule).

Sonntag, 27. Oktober 2013

Überlegung zur Wirtschaftsdarstellung in Tatort und GZSZ

In der vergangenen Woche erschien eine Studie der Hamburger Media School mit dem Titel „Wirtschaftsbilder in der Fernsehunterhaltung“. Darin wird die untersuchte Darstellung der Wirtschaft in der ARD-Krimireihe „Tatort“ und der RTL-Daily Soap “Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) publik gemacht.

Mich überrascht diese Studie deshalb, weil ich bisher meinte, dass Rahmen- und Gestaltungsvorgänge gegenüber der eigentlichen Handlung keine wirklich aussagefähigen und bemerkenswerten Umstände sind. Und schon deshalb nicht auch noch wissenschaftlich untersucht werden müssten. Wobei ich einräume, dass ich noch nie eine GZSZ-Sendung gesehen habe. Und die letzte Tatort-Sendung, die ich mir ansah, auch schon Monate zurückliegt.

Nun heißt es zur Publikation dieser Studie, es sei ihr Anliegen, das Augenmerk zum Thema Wirtschaft im Fernsehen vermehrt auf fiktionale Unterhaltungssendungen auszuweiten, nachdem man dieses Thema bisher vornehmlich von Informationssendungen erwartet. Weil Serien und TV-Filme für die Meinungsbildung und Entstehung von Vorurteilen durch Stereotypisierung ebenso wichtig sind wie Nachrichten und Magazine. Und weiter heißt es, die Pilotstudie „Wirtschaftsbilder in der Fernsehunterhaltung“ verfolgt mit der Analyse zweier gleichermaßen populärer, aber formal und inhaltlich unterschiedlicher TV-Formate das Ziel, Hypothesen über Zusammenhänge zwischen Fernsehunterhaltung, Inszenierung von Wirtschaft und Wertevermittlung zu gewinnen.

Eigentlicher Inhalt dieser Studie ist es also, die unterschiedliche, aber doch beachtenswerte Einschätzung wirtschaftlicher Umstände und Vorgänge darzustellen und zu erläutern. Wodurch der TV-Konsument offenbar angeregt werden soll, diesen wirtschaftlichen Vorgängen ähnliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, wie der eigentlichen Handlung.

Wenn dem nun so ist, und wirtschaftliche Vorgänge in Krimisendungen sogar von der Wissenschaft als beachtlich angesehen werden, überlege ich schon, welche Bedeutung dann wohl anderen – etwa berufs- und handlungsbezogenen Vorgängen zukommt? Wobei ich hier ganz gezielt das Bild des Journalisten in „Tatort“-Sendungen meine, das dort ganz allgemein alles andere als seriös dargestellt und dadurch geradezu typisiert wird. Beispiele? "Provinzieller Schreiberling" ("Tatort: Im Netz der Lügen", SWR), "Zeitungsschnepfe" ("Tatort: Schlaf, Kindlein, schlaf", WDR) oder "Gierig wie die Schmeißfliegen" ("Tatort: Um jeden Preis", BR). Dass diese Erscheinungsbilder von Journalisten nicht nur in „Tatort“-Sendungen, sondern auch in vielen anderen TV-Krimis vermittelt und nicht selten geradezu suggeriert wird, sei am Rande bemerkt. Das Klischee des skrupellosen Schreiberlings und sensationsgierigen Fotografen ist weit verbreitet, hieß es zum Beispiel auch im Februar in einer TV-Dokumentation. Kein Wunder also, wenn der Ruf des Journalisten in der Öffentlichkeit eher negativ besetzt ist. Umso mehr aber hat es jeder von ihnen der Hand, durch sein eigenes Verhalten zumindest in seinem unmittelbaren Wirkunsbereich einen anderen individuellen Eindruck zu vermitteln. 

Samstag, 26. Oktober 2013

Nach der Sonne kam der Nebel. . .

. . . und der „Harzer Fingerhut“ hat diesmal kein Gedicht für die entsprechende Stimmung parat gehabt. Und mir selber fällt es ja schwer, Vorgänge, gleich welcher Art, in Verse zu fassen, denn

mir wird klar in meiner Not,
ich bin nun mal kein Eugen Roth
Heinz Ehrhardt und kein Wilhelm Busch
denn was ich schreib' ist Murks und Pfusch


Auch das hab' ich lediglich mal irgendwo gelesen und im Gedächtnis behalten. Und deshalb bin ich bei dem gestrigen Nebel ohne besondere Bezugnahme meiner Wege gegangen. Auf bekannten Wegen, die ich inzwischen auch bei Nebel sicher zu gehen vermag. Mir fiel dabei Motorengeräusch irgendwo auf der Weite der Felder auf, das ich lange nicht fixieren konnte, Allmählich wurde es dann doch lauter, bis sich schließlich aus dem Nebel ein Traktorgespann herauslöste, aber gleich wieder verschwand. Irgendwo und -wann versuchte es heller zu werden, was aber nur mäßig gelang, es blieb nebelig. Immerhin aber war auch das für mich eines der tägliche Naturerlebnisse,
über die ich mich freuen kann.

Barbara Rinke – warum eigentlich nicht?

Es ist schon erstaunlich, finde ich, wie die lokalen Medien und in ihrem (teilweisen) Schlepptau eine – natürlich anonyme – Kommentatorentruppe auf die Wahl Barbara Rinkes zur Ortsvorsitzenden der Nordhäuser SPD reagiert. Nicht, dass sich meine Verwunderung gegen eine Kritik der Wahl selbst richtet, sondern gegen die Art und Inhalte – und teils auch Niveau - dieser Kritiken.

Barbara Rinke war 18 Jahre Oberbürgermeisterin von Nordhausen und hat dieses Amt unumstritten ausgeübt. Nie gab es auch nur annähernd an ihr und ihrer Amtsführung eine auch nur annähernd so heftige Kritik wie jetzt an ihr und ihrer Wahl zur Ortsvorsitzenden. Also einem Posten von sehr viel geringerer Bedeutung. Warum eigentlich?

Wie konfus diese ganze Diskussion und Kritik ist, messe ich – um nur ein Beispiel zu nennen - daran, dass der verantwortliche Redakteur der „Nordhäuser Allgemeine“ Thomas Müller am 24. 10., also im Vorfeld der Wahl Rinkes, zur Kandidatur Arndt Schelenhaus schrieb (Auszug): „ Es ist wohl diese Stimmung, die Arndt Schelenhaus bewog, wieder einmal zu kandidieren, diesmal allerdings für ein Malocheramt, für einen ehrenamtlichen Job, der viel Arbeit und wenig Ruhm bringt.“ (Ende des Auszugs) Der allgemeine Tenor der (anonymen) Kommentatoren meint demgegenüber, Barbara Rinke ginge es um Macht. Um Macht also zu was wohl?

Nun hatte ja Matthias Jendricke den Vorschlag eingebracht, Barbara Rinke zur Ortsvorsitzenden zu wählen, worauf Andreas Wieninger, der bisherige Ortschef, spontan seine (erneute) Kandidatur zurückzog. Das wiederum war manchen Kommentator Anlass, Absprachen und Cliquenwirtschaft im negativen Sinne zu vermuten bzw. zu unterstellen. Wie man ja Wieninger ganz allgemein unterstellt, im Fahrwasser Rinkes zu schwimmen. Nun besteht aber politisches Streben und Tätigsein tunlichst darin, Menschen um sich zu sammeln, mit denen man sich abstimmen und wirken kann. Nach hiesiger Auffassung aber sollte scheinbar jeder ein Einzelkämpfer sein. Und bleiben. Schelenhaus hätte vermutlich ein besseres Ergebnis erzielt, wenn er zuvor Lobbyarbeit für sich selbst geleistet hätte.

Und schließlich wird verschiedentlich bedauert, dass Barbara Rinke nicht Ruheständlerin geblieben ist. Und von bzw. mit ihr kein Neuanfang der Ortspartei zu erwarten ist. Dazu ist, meine ich, zu bemerken, dass Barbara Rinke inzwischen Vorsitzende des Theater-Fördervereins und Gründungsmitglied des Fördervereins „Nikolei in foro“ ist, dessen Vorstand sie auch angehört. Sie hat sich also überhaupt nicht zur Ruhe gesetzt, sondern wirkt sehr konstruktiv auf kuturellem Gebiet mit. (Wenn auch vom Förderverein „Nikolei in foro“ derzeit wenig zu hören ist.) Im übrigen sollte man sich doch eher freuen, wenn sich Barbara Rinke befähigt sieht, ihre Erfahrungen und Verbindungen in allen ihr möglichen Bereichen einzubringen.

Und abschließend zum Thema Neuanfang, der verschiedentlich als nötig erachtet wird. Von was eigentlich einen Neuanfang? Soweit ich es sehe, sollte die Orts-SPD wieder zur Geschlossenheit finden. Dazu fällt mir übrigens das Interview ein, von dem die „Wochenchronik“ am 12 Oktober mit Oberbürgermeister Klaus Zeh berichtete. Bei dem die letzte Frage (abgewandelt) lautete: „Sie müssen also das ausbaden, was der Vorgänger in diesem Amt Ihnen überlassen hat?“ Und die Antwort Dr, Zeh's lautete (abgewandelt): „Nein, so will ich das nicht sagen. Lassen Sie es mich anders ausdrücken: Jetzt habe ich die Verantwortung und werde-, muss- und will mit dem Vorgängererbe leben. Dies ist im politischen Leben nun mal so und gehört zu den Aufgaben. Ich halte es mit dem Soziologen Max Weber: „Politik ist das lange und langsame Bohren dicker Bretter. Sie erfordert Leidenschaft und Augenmaß.“ (Ende des abgewandelten Auszugs.) Leidenschaft scheint Barbara Rinke nach wie vor zu haben. Und Augenmaß ist ihr zu wünschen. Genügend Erfahrung bringt sie ja mit.

Ist der Islam für uns (k)eine Bedrohung ?

Die Antwort ist ein eindeutiges NEIN, wenn man den Ausführungen des Islamexperten Prof. Dr. Hans-Georg Ebert folgt, der am Donnerstagabend im Konferenzraum der Kreissparkasse Nordhausen zum Thema „Der Islam heute – Religion, Recht, Politik“ referierte. Folgt man seinen Ausführungen, ist das auch nicht möglich. Nämlich dann, wenn sich jeder Muslim an das hält, was seine Religion ihm zu seiner Lebensauffassung und -führung vorgibt. Und was ihm seine Religion vorgibt, steht im Koran.

Wolfgang Asche, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse (KSK) hatte in der Einführung zu dem Vortrag bemerkt, dass man sich schon durch die Zunahme von Menschen aus dem islamischen Glaubensbereich in unserer Gesellschaft ein Bild von dieser Religion machen solle, von der bisher wohl überwiegend emotional begründete Vorbehalte bestehen, die mit Vorstellungen von Fanatismus, Gewaltbereitschaft, Frauenfeindlichkeit und dergleichen einhergehen, während wirkliches Fach- oder Faktenwissen vielfach fehle. Er freue sich deshalb, mit Prof Hans-Georg Ebert einen wirklich profunden Kenner des Islam vorstellen zu können und sei gespannt auf dessen Ausführungen.

Und der vermittelte in seinem Vortrag eine absolut sachliche, nachvollziehbare und einprägsame Übersicht über diese Weltreligion, mit 1,4 Milliarden Gläubigen die zweitgrößte Glaubensgemeinschaft nach dem Christentum. Die meisten Muslime sind überzeugt, dass der Islam sogar die größte Weltreligion ist (die Christen meinen das nicht!) und neben dem rechten Glauben, den das Glaubensbekenntnis bezeugt („Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist sein Prophet“), das rechte Handeln erfordert, und dass sie gehalten sind, ihren Glauben im täglichen Leben unter Beweis zu stellen. Dabei machte Prof. Ebert deutlich, dass der Koran das Kernstück des islamischen Glaubens ist, die Heilige Schrift des Islam. Etwa vergleichbar mit dem Alten Testament des Christentum. Wichtige gelehrte Verhaltensweisen sind danach Gerechtigkeit, Beharrlichkeit und Geduld, Freigebigkeit und Enthaltsamkeit, Gehorsam und Dankbarkeit, Solidarität und Aufrichtigkeit. Die Vorschriften des Korans wirken wie ein Gesetzbuch für das Alltagsleben der Gesellschaft. Sie regeln, wie Menschen ihr Zusammenleben gestalten sollen und was Recht und Unrecht ist. Der Koran ist auch die Grundlage für das islamische Recht, die Scharia.

Hatte der Referent eingangs seines Vortrags darauf hingewiesen, dass er sich diesem Themenkomplex in grundsätzlicher Weise widme, betonte er hier doch, dass der Koran nicht über den Gesetzlichkeiten in den Ländern stehe, in denen Muslime außerhalb ihrer angestammten Glaubensgebiete leben, also sich den jeweiligen Rechtssystemen anzupassen haben. Ansonsten aber hätten sich Muslime in ihrer Lebensweise den ihrem Glauben gemäßen Vorgaben zu befleißigen. So etwa sollen sie während des Monats Ramadan, des neunten Monats des islamischen Mondkalenders, fasten. Das Fasten an Ramadan bedeutet die völlige Enthaltsamkeit von Essen und Trinken sowie von Sexualität zwischen den Ehepartnern - und zwar täglich von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Und schließlich ist die Wallfahrt nach Mekka - der Hadjdj - allen Muslimen, Männern und Frauen gleichermaßen, vorgeschrieben, sofern sie gesund sind und sich die Reise leisten können.


Schließlich wandte sich Prof. Ebert den wirtschaftlichen Verhältnissen in den Ländern des Islam zu und zog Vergleiche etwa zwischen Lybien und dem Sudan, oder Ägypten zu den Golfstaaten. Um aber grundsätzlich in Frage zu stellen, dass es überhaupt ein islamisches Wirtschaftssystem gibt. Richtig scheint zu sein, dass sich das wirtschaftliche Geschehen dort an westlichen Regeln orientiert, wo ein solches System überhaupt erkennbar ist. Richtig aber ist auch, dass die islamische Welt aus insgesamt etwa fünfzig größeren und kleineren Staatsgebilden besteht, die von Machthabern regiert werden, die ihr Volk rigoros ausbeuten, das also zum großen Teil in bitterer Armut lebt. Glauben viele, dass auch das Allah's Wille ist, versuchen andere, in westliche Länder zu gelangen in der Hoffnung, dort bessere Lebensbedingungen zu finden. Damit ließ es der Referent dann auch bewenden und beantwortete Fragen aus dem Auditorium, die recht spärlich gestellt wurden und sich mehr auf aktuelle politische Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten bezogen, als auf solche, zu denen Prof Ebert referiert hatte. Sehr anschaulich, wie auch Wolfgang Asche danach bei seinem Dank an den Referenten feststellte.

Freitag, 25. Oktober 2013

„Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ im Theater Nordhausen

Bastian Sick mit Lesung und Bühnenshow zu erleben

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ ist sein Markenzeichen: Am Samstag, 23. November, um 19.30 Uhr tritt Bastian Sick mit seiner Lesung und Bühnenshow im Theater Nordhausen auf. Mit seinen witzigen, scharfsinnigen und gleichzeitig lehrreichen Betrachtungen über die deutsche Sprache begeisterte er die Leser seiner Kolumne „Zwiebelfisch“ ebenso wie die seiner Bestseller.

Die Reihe „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ umfasst inzwischen fünf Bände. Und sein am 7. November erscheinendes Buch „Wir braten Sie gern!“ ist auf dem besten Weg, ebenfalls ein Bestseller zu werden: Bereits vor dem Verkaufsstart wird aufgrund der zahlreichen Vorbestellungen seit der Frankfurter Buchmesse eine zweite Auflage gedruckt!

Auch Bastian Sicks Lesereisen waren ein Renner – gipfelnd in der „größten Deutschstunde der Welt“, zu der 15.000 Menschen in die Köln-Arena strömten.

In Zusammenarbeit mit dem Nordhäuser Buchhaus Rose präsentiert das Theater Nordhausen Bastian Sick mit der Lesung und Bühnenshow „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ nun im Theater Nordhausen. In seinem Bühnenprogramm präsentiert er eine mitreißende Mischung aus Lesung, Kabarett und Quizshow.

Karten gibt es an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52), im Internet unter www.theater-nordhausen.de und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.


Foto: Agentur

Vortragsreihe: "Der Islam heute" - Start oder Fortsetzung?

Gestern referierte im Konferenzraum der Kreissparkasse Nordhausen Prof. Dr. Hans-Georg Ebert vom Orientalischen Institut Leipzig zum Thema „Der Islam heute – Religion, Recht, Politik“ (Bild).Und wenn ich meinen Überlegungen die Frage „Start oder Fortsetzung“ voran stellte dann deshalb, weil doch am 30. Mai an gleicher Stelle der Geschäftsführende Direktor dieses Orientalischen Instituts, Prof. Dr. Eckehard Schulz einen Vortrag hielt, der damals dem Thema „Der Nahe Osten im Aufbruch – Wohin?“ gewidmet war.

In der gestrigen Begrüßung des Referenten, der Gäste und während der Einführung ins Thema durch den KSK-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Asche wurde jener Umstand allerdings nicht erwähnt, wohl aber vom Start einer Vortragsreihe, die mit dem Ebert-Vortrag beginnen würde.
Damals allerdings hatte Sparkassendirektor Thomas Seeber in geschäftsbedingter Abwesenheit Wolfgang Asches Prof. Dr. Ekkehard Schulz und die Teilnehmer an der Veranstaltung, begrüßt und auf das Thema des Vortrags eingestimmt.

Einen weiteren äußeren Unterschied zu damals gab es in der Zahl der Gäste: damals war der Konferenzraum mäßig (siehe Bild), diesmal dagegen dicht besetzt. Das öffentliche Interesse am Islam und/oder dem Nahen Osten also war in den knapp fünf Monaten offenbar stark gestiegen. Die Fragen indessen, die dem Referenten gestern nach seinem Vortrag zunächst jedenfalls sehr zögerlich gestellt wurden, hätten thematisch eher zum Thema im Mai gehört. Prof. Ebert bemerkte denn auch – etwa zur Frage der Stellung Israels zum Iran – dass das nicht Thema seines Vortrags gewesen sei. Und einen eigenen Vortrag begründen würde.

Gemeinsam aber war beiden Referenten ihre Auffassung zum Begriff des „Arabischen Frühlings“: Prof. Schulz hatte im Mai eingangs seines Vortrags bemerkt, „dass man in den Nachrichten vielfach vom „arabischen Frühling“ hört, während dem die Ereignisse in den meisten arabischen Ländern von politischen Aufbrüchen in den Regionen künden.“ Demgegenüber stellte Prof. Schulz klar, dass es im Nahen Osten eigentlich nur zwei Jahreszeiten gibt: Sommer und Winter. Frühling käme zwar mitunter in der Lyrik vor, sonst aber könne man sich eher derzeit im Winter wähnen. Und das begründete er mit seinem Vortrag auch ausführlich. Und Prof Ebert äußerte sich sinngemäß ähnlich. Warum dann aber doch immer wieder in Nachrichten und Berichten von einem solchen Frühling gesprochen wird, blieb offen.


Zum eigentlichen Thema des Vortrags von Prof. Ebert komme ich sicher noch zurück

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Herzschwäche kann jeden treffen

Bundesweite Herzwochen im November

Nordhausen (pln) Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist eine ernste Erkrankung und nimmt auch
aufgrund der steigenden Lebenserwartung an Häufigkeit weiter zu. Allein in Deutschland leiden nach
Expertenschätzungen 2 – 3 Millionen Menschen an einer Herzschwäche. Jährlich werden über 370.000
Patienten mit einer Herzschwäche in ein Krankenhaus eingeliefert; über 48.000 sterben daran.
Die chronische Herzschwäche führt dazu, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend
mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Nicht nur das Herz selbst, auch andere
Organe wie Gehirn, Nieren oder Muskeln werden in Mitleidenschaft gezogen. Es kommt zu Beschwerden
wie Atemnot, Leistungsschwäche und Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen und Knöcheln (Ödeme). Im
fortgeschrittenen Stadium kann die Herzschwäche zu massiven Beschwerden bei den Betroffenen führen,
sie beeinträchtigt stark ihren Alltag und bedroht ihr Leben. Die chronische Herzschwäche ist keine
eigenständige Krankheit, sondern die Folge anderer Herzerkrankungen. In etwa 70% der Fälle entwickelt
sich die Herzschwäche aus der koronaren Herzkrankheit und hohem Blutdruck. Aber auch
Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen oder angeborene Herzfehler sind Ursachen der
Herzschwäche.
Viele Menschen sind gefährdet, eine Herzschwäche zu bekommen. Zugleich mangelt es der Bevölkerung
an Wissen über die Ursachen der Herzschwäche und damit über die Möglichkeiten der Vorbeugung durch
Behandlung der Risikofaktoren, z.B. durch einen gesunden Lebensstil. Auch zu wenig bekannt sind die
krankheitstypischen schleichenden Warnzeichen der chronischen Herzschwäche, die über Jahre unbemerkt
fortschreiten kann – im Gegensatz zum notfallmäßigen plötzlichen Nachlassen der Herzleistung bei einer
akuten Herzschwäche. Der Aufklärungsbedarf ist deshalb besonders groß“, betont der Herzspezialist Prof.
Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Fachärzte aus unserer Region, das Gesundheitsamt Nordhausen und die Deutsche Herzstiftung arbeiten
eng zusammen und beteiligen sich natürlich auch wieder an den diesjährigen Herzwochen.
Am 04.11.13 von 17 – 18 Uhr führt Herr Dr. Dieter Kornmann in der Turnhalle am Südharz-Krankenhaus in
der Dr.- Robert – Koch - Str. 39 einen „Tag der offenen Tür“ mit seiner Herzsportgruppe durch.
Am 13.11.13 um 15 Uhr sprechen Frau Dr. Sieglinde Hoy und Herr Dr. Andre Hoy im Pflegeheim „Asternhof“
in Ellrich, Am Frauenberg 10.
Am 14.11.13 um 14.30 Uhr wird Herr Dr. Dieter Kornmann im Begegnungszentrum in der Stolberger Straße
131 in Nordhausen zu hören sein.
Am 19.11.13 um 17 Uhr referiert Herr Dr. Frank-Peter Held, Chefarzt im Südharz-Krankenhaus Nordhausen,
im neuen Seminarraum des Südharz-Krankenhauses Nordhausen in der Dr.-R.–Koch–Str. 39.
Alle diese Fachvorträge behandeln das Thema „Das schwache Herz - Diagnose und Therapie der
Herzinsuffizienz heute“.
Umfangreiches Informationsmaterial ist zu den Fachvorträgen sowie im Gesundheitsamt Nordhausen,
Behringstraße 3 in Nordhausen erhältlich.
Dipl.-Med.Francke

Amtsärztin

Kleine Zutat zum DDR-Inter-Fimmel

Kürzlich stieß ich auf der Montags-Leserseite der „Thüringer Allgemeine“ auf die Reminiszenz einer Leserin, die anhand eines Gedichtes an den „politischen Witz“ in der einstigen DDR erinnert, der wohl in jeder Diktatur erwacht und – hinter vorgehaltener Hand – gepflegt wird. Gemeint sind in diesem Falle die „Inter“ - Prädikate, die es ja in der DDR in den verschiedensten Bereichen gab. Und die also in einem Gedicht auf höchst spöttisch-humorvolle Art als „Inter-Fimmel“ auf's Korn genommen wurden. Die Leserin zitierte.

Ich unterhielt mich mit Bekannten über dieses Gedicht, das Anlass gab, an diese Art Würdigung politischer Vorgänge in der DDR im allgemeinen und im besonderen zu erinnern. Wobei diesem „Inter“- Fimmel ein weiterer Vorgang zugefügt wurde, der jene Prädikate tangiert: dem INTER-Pimper von 1973. Jeder meiner Gesprächspartner schmunzelte oder lachte verschmitzt „und wusste Bescheid“. Ich vermochte zunächst nur „der Spur nach“ mitzulachen und suchte danach Aufklärung bei Google. Und fand – natürlich – was ich suchte. U.a. erzählte dort ein Ingenieur aus der Silberhütte: „Und meine Jungfacharbeiter kamen alle überglücklich, aber versaut zurück. Nur noch freie Liebe und feiern im Kopf, so verliefen deren Berliner Tage. Die pflanzten sich nicht nur auf den Straßen, nein auch in öffentlichen Parkanlagen fort, teils auch mit exotischen Schönheiten und unter den Blicken frivoler Zuschauer, doch zum Arbeiten hatten die verständlicher Weise vorerst null Bock!“
„INTER-Pimper“ betraf also die Weltjugendspiele 1973 in Berlin, die auf die erzählte Weise aus den Ruder gelaufen waren. Und dadurch zu der erwähnten „Apostrophierung“ kamen. Und auch das gehörte also zum „Inter-“ der vormaligen DDR. Manche(r) scheint sich nicht ungern daran zu erinnern.

Dienstag, 22. Oktober 2013

War das der Goldene Oktober?

Der Monat Oktober geht langsam zur Neige und es scheint, als würde der „goldene“ Oktober noch vor dem Monatsende vorüber sein. Wenn ich das naturhafte Geschehen von der positiven Seite her sehe, kann ich resumieren, dass ich immerhin einige schöne Tage in der Natur erleben konnte, den heutigen Tag eingeschlossen. Andersherum waren es aber doch nur einige wenige Tage, die das Prädikat "golden" verdienen. Wobei sich ja allerdings fragt, auf was sich dieses "golden" denn wirklich bezieht? Es kann, meine ich, die gelb-rötliche Strahlung der (Morgen-)Sonne sein. Oder auch die bunte Laubfärbung der Bäume. Oder ganz allgemein auf eine günstige Wetterlage,
die das Wandern zur Freude macht. Heute kam alles zusammen, wie ich fand. Und ich hab's im Bild für mich als kleine Erinnerung festgehalten. Was ich möglicherweise fortsetze, über den Oktober hinaus. Solange mich meine Füße noch tragen



Michael Ehspanner aus „AIDA“ spielt in „Die letzten 5 Jahre“

Einzige Nordhäuser Vorstellung am 26. Oktober
Im Musical „AIDA“ steht er gleich in mehreren Rollen auf der Bühne des Theaters Nordhausen, singt und tanzt wie ein Wirbelwind inmitten der Ballettkompanie, ist ein ägyptischer Soldat, ein Untergebener des Zoser, dann ein nubischer Gefangener: Michael Ehspanner. Am 26. Oktober nun teilt er sich die Bühne und die Aufmerksamkeit des Publikums nur mit einer weiteren Darstellerin: Er spielt die einzige Nordhäuser Vorstellung des Kammermusicals „Die letzten 5 Jahre“ spielt.
Das Musical von Jason Robert Brown erzählt die bewegende Liebesgeschichte von Cathy und Jamie. Cathy sucht ihren Platz im Leben und hofft auf die große Chance als Schauspielerin. Jamie, dem jungen Schriftsteller, gelingt mit seinem ersten Buch der absolute Durchbruch. Beide stürzen sich Hals über Kopf in das unerwartete Glück ihrer Liebesbeziehung. Das Besondere: Die beiden erzählen ihre Geschichte in entgegengesetzter Richtung. Cathy beginnt mit dem Finden von Jamies Abschiedsbrief, Jamie mit dem ersten gemeinsamen Date.
Neben dem Musical-Studium an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig haben Michael Ehspanner und seine Bühnenpartnerin Linda Rietdorff die Produktion erarbeitet, mit der sie vor kurzem in Leipzig eine sehr erfolgreiche Premiere feierten. Die Idee gab es schon länger, und in den vergangenen Sommerferien fanden die beiden endlich Zeit für die Umsetzung. Als Regisseur konnten sie Ehspanners Gesangslehrer Christian Alexander Müller gewinnen, die Ausstattung entwarfen sie selbst. Alles ohne Budget, auch die mitwirkenden Musiker erklärten sich bereit, ohne garantierte Gage mitzumachen. Erst wenn alle Ausgaben gedeckt sind, werden die verbleibenden Einnahmen unter allen Mitwirkenden gerecht geteilt.
Dass Michael Ehspanner sich für den Beruf des Musical-Darstellers entscheiden würde, war ihm keineswegs in die Wiege gelegt. Zwar hatte der gebürtige Weißenfelser schon in der Schule an Musical-Aufführungen mitgewirkt. Doch zunächst studierte er in Halle Sport und katholische Religion, um Lehrer zu werden. Nebenbei wirkte er in einem Verein an Amateurproduktionen mit. Immer wieder wurde sein Talent sehr gelobt. Und so bewarb er sich für den Studiengang Musical in Leipzig und erhielt auf Anhieb einen von nur sechs Studienplätzen, als einziger Mann seines Jahrgangs.
In Nordhausen ist Ehspanner kein Unbekannter mehr, denn in der Wiederaufnahme der „West Side Story“ übernahm er für zwei Vorstellungen die Rolle des Action. „Das war ein Sprung ins kalte Wasser“, erinnert sich der Künstler an sein erstes professionelles Engagement. Das Nachfolge-Engagement schloss sich bereits ein halbes Jahr später an, als das Theater Nordhausen das Musical „AIDA“ auf die Bühne brachte. „Die erste Produktion, an der ich von Anfang bis Ende mitwirkte, war eine coole Erfahrung“, resümiert Ehspanner. „Ich durfte mit Musicalstars arbeiten, die schon immer meine Vorbilder waren.“
Nun freut er sich sehr auf das Gastspiel seiner eigenen Kammermusical-Produktion am Theater Nordhausen. Karten für „Die letzten 5 Jahre“ am 26.10. um 19.30 Uhr gibt es an der Theaterkasse (Tel. 0 36 31/98 34 52), im Internet unter www.theater-nordhausen.de und an allen Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH. Für AIDA-Besucher gibt es ein Sonderangebot: Wer eine Eintrittskarte für „AIDA“ im Theater Nordhausen vorweisen kann, erhält für „Die letzten 5 Jahre“ eine Ermäßigung.

Szenenfotos „Die letzten 5 Jahre“: Jörg Singer

Montag, 21. Oktober 2013

Ein Sonntag (fast) wie jeder andere

Einen Sonntag kann man sich nach Gutdünken gestalten, wenn einen nur das eine oder andere Angebot vorliegt, oder man eigene Ideen hat, die man umzusetzen vermag. Es gibt aber auch Sonntage, an denen sich die Angebote zum Beispiel im Fernsehen, so drängen, dass man nur noch überlegen kann, wie man sie zeitlich zusammenbringt. So etwa ging es mir heute.

Ich halte mich für einen gläubigen Menschen, wenn ich auch im Besuch des Sonntagsgottesdienstes keine unbedingte Pflichtaufgabe sehe. Diesmal aber schien es mir auf jeden Fall notwendig. Angesichts der aktuellen Vorgänge im Bistum Limburg, die vornehmlich durch die Medien zu einem Skandalthema gemacht wurden, die ganze katholische Kirche in Deutschland betreffend. Um damit für mich zumindest zu bekunden, dass mich diese Vorgänge in meinem Glauben nicht beeinträchtigen können. Und wenn ich lese – etwa in der „Rheinischen Post“ (Auszug): „Seit Wochen steht der Limburger Bischof im Kreuzfeuer der Kritik. . . Aber fragwürdig bleibt, wie er gejagt wird“ (Ende des Auszug), meine ich auch, dass man die Problematik etwas ruhiger und sachlicher sehen müsse. Umso mehr, als der allgemeine mediale Tenor in die Richtung geht, wie ihn die „Rheinische Post“ ausdrückt (ähnlich die „Welt“ am 19.10.)

Und da gab es mit meiner Absicht des Gottesdienst-Besuches schon die erste kleinere Zweifelsfrage: zur Einstimmung rief ich zuvor im Fernsehen den Gottesdienst im ZDF auf, diesmal aus der evangelischen Stiftskirche aus Marbach am Neckar. Der sich sowohl musikalisch als auch im gesamten liturgischen Ablauf so interessant entwickelte, dass es mir schwer fiel, das Miterleben abzubrechen, um in den Dom zu gehen. U.a. nämlich wies der amtierende Pastor auf eine „Ökumenetür“ in dieser Kirche hin, die vor Jahren entstand. Und mit der es ein besonderes Bewenden hätte. Pfarrer Dirk Keller, der zur Zeit der Entstehung dieser Tür amtierte, werde deren Bedeutung in seiner Predigt erläutern. Es ginge dabei um die Verbindung der beiden Konfessionen, also um Ökumene im Glauben. Und warum beide Kirchen gut daran tun, bis zur Schmerzgrenze tolerant zu sein. Also wohl sogar um Ökumene über den Kirchenraum hinaus. Die Zeit reichte nicht, um die Predigt zu hören. Ich will versuchen, von der Marbacher evangelischen Kirchengemeinde das Manuskript zu erhalten. Der Gottesdienst im Dom brachte demgegenüber keine Eindrücke zum Thema Okumene oder auch nicht zu anstehenden aktuellen kirchlichen Themen. Ich bedauere insgeheim immer, wenn Dompfarrer Hentrich nicht zelebriert.

Auch der Presseclub in der ARD am Mittag, bei dem es diesmal um Energie(-wende) ging, brachte dazu keine neuen Erkenntnisse. Ich wundere mich bei allen Berichten und Diskussionen zu diesem Themenkomplex, dass man die Strompreiserhöhungen, um die es fast immer in diesem Zusammenhang geht – also um das EEG-Gesetz – seitens der Verbraucher ohne erkennbare Unruhe zur Kenntnis nimmt. In anderen Ländern geht man bei solchen oder adäquaten Problemen längst auf die Straße. Hier tut man das eher oder nur (noch), wenn es um Lohnforderungen im Arbeitsleben geht.

Und dann waren da im Fernsehen am frühen Nachmittag die Meldungen aus der puren Politik: Der Abschluss des Parteitags der Grünen in Berlin mit einem beabsichtigten politischen Neuanfang nach der Wahl des neuen Vorstands. Bei dem ich keine markanten Profile erkenne. Also bleibt abzuwarten, wie sich dieser Neuanfang darstellen und weiter entwickeln wird. Und die SPD schließlich wird also nun nach der Konvent-Zustimmung Koalitionsverhandlungen mit der Union aufnehmen. Das grundsätzliche Ergebnis ist abzusehen, die Details noch nicht.

Und dann gab es im MDR Schlachtengetöse, die Völkerschlacht bei Leipzig wurde nach 200 Jahren (abschließend) in Erinnerung gerufen. Nachdem der Sender ja schon an den Tagen zuvor das damalige Geschehen rekapitulierte. Ein grandioses und imposantes, aber eher zusammenhangloses Durcheinander, das eigentlich erst durch die Moderation Sinn und geschichtliche Aufhellung erhielt. Ich hätte mir bei manchen Szenen und Befragungen seriösere ReporterInnen gewünscht. Immerhin: mit Sabine Ebert erläuterte eine wirkliche Expertin Zusammenhänge und Hintergrundgeschehen, über das es sich schon lohnt, wieder einmal mit allen ihren Facetten und ihrer historischen Bedeutung nachzudenken.

Und am Abend noch ein 200jähriges Jubiläum: Verdis Geburtstag: Arte bot.dazu ein grandioses Dokumentar- und Konzertprogramm, das für mich mit dem „Requiem“ aus der Mailänder Scala endete (länger hielt ich nicht durch). Ein Abend aber, der nach meinen Vorstellungen und Ansprüchen eindrucksvoller eigentlich nicht mehr sein kann. Und insgesamt ein Sonntag, der mich mit manchen der Themen auch noch lange beschäftigen wird.

Freitag, 18. Oktober 2013

Das Dilemma mit der Erreichbarkeit

Bei digitaler Arbeit werden Umweltressourcen geschont. Aber auch der Mensch braucht Schonung und Schutz. So lese ich in der jüngsten Ausgabe von „Publik“, dem Printorgan von Ver.di, in dem sie sich für Arbeitnehmer stark macht, die zu Hause oder unterwegs arbeiten. Nachdem das Notebook zum tragbaren Büro, der Internetzugang quasi zum Nabel der Welt geworden ist. Und weil damit angeblich die Erwartung des Arbeitgebers zu ständiger Erreichbarkeit verbunden ist, meint Ver.di, sich für den Schutz der Menschen einsetzen zu müssen, die sich durch diese ständige Erreichbarkeit für die Firma belastet fühlen. Und diese Belastung zunehmend depressiv macht, wie ein aktueller Krankenkassen-Report ergab.

Einen Überblick über die Chancen und Risiken des Internets für die Arbeitswelt hat sich nach dem Ver.di-Bericht die Enquet-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ in dreijähriger Arbeit verschafft. Sie kommt jetzt zu dem Ergebnis (Auszug): „Die Option, prinzipiell und überall seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen zu können, stellt die wohl bedeutsamste und zugleich chancenreichste Veränderung dar, welche digital vernetzte Berufstätigkeit von klassisch betriebsgebundener unterscheidet.“(Endes des Auszugs).

Dazu nun wird in dem erwähntem Krankenhaus-Report festgestellt, dass bei einem Angestellten, der häufig außerhalb der Arbeitszeit von seiner Firma kontaktiert wird, das Risiko für eine Depression steigt (Link: http://www.welt.de/themen/depression/ ). Knapp sechs Prozent der Angestellten gelten laut der DAK-Umfrage als ständig erreichbar. Von ihnen leide jeder vierte an depressiven Symptomen.

Das ist die eine Seite der Medaille. Dr. Walter Eichendorf, stv. Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) meint dazu, dass die Frage der Erreichbarkeit und die Vielzahl der Kommunikationskanäle heutzutage zweifellos eine Herausforderung darstellt, der sich Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen stellen müssten. Unternehmen sollten deutlich machen, dass die gesetzlichen und betrieblichen Bestimmungen zur Dauer der Arbeitszeit sowie zu den Ruhe- und Pausenzeiten einzuhalten sind." Sinnvolle und eindeutige Regelungen zur Erreichbarkeit und Handlungsfähigkeit helfen deutlich zu machen, dass Beschäftigte nicht unter Druck geraten, ständig erreichbar zu sein.

Aber nicht nur der Arbeitgeber ist bei der Vermeidung von Kommunikationsstress gefordert, so Eichendorf. "Wer im Büro arbeitet, hat heute neben dem Diensttelefon und dienstlichen E-Mail-Postfach häufig auch noch ein privates Handy dabei. Möglicherweise sogar ein Smartphone, auf dem er in sozialen Medien unterwegs ist." Es liege demzufolge auch in der Verantwortung jedes Einzelnen, abzuschalten und sich gezielt einer Aufgabe zuzuwenden.

Gerade das aber scheint ein zentrales Problem zu sein. Es waren ja nicht die Arbeitgeber, die bei Aufkommen des Handy von ihren Mitarbeitern ständige Erreichbarkeit zur Auflage machten. Es waren die ganz normalen Bürger, denen der Besitz eines Handys und danach auch der eines Notebooks gar nicht schnell genug gehen konnte. Und vielfach waren es die Arbeitnehmer, die damit überhaupt erst aus ihrem Besitzerstolz heraus ihren Chefs ihre Erreichbarkeit auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten offerierten. Kein Wunder demzufolge, wenn sich Unternehmer diese Angebote zunutze machten. Heute so zu tun, als stünde man unter Druck der Unternehmer, hat sich ja wohl erst aus dieser Konstellation ergeben. Und ist meines Erachtens nicht ganz fair. Umso mehr, wenn ich erlebe, dass in Straßenbahn, am Kiesteich oder sonst bei jedweder Gelegenheit per Handy kommuniziert wird. Und dabei wohl am wenigsten mit dem Arbeitgeber. Von Pausen- oder Erholungszeiten vom digitalen Kommunizieren also keine Spur. Auch nicht im Urlaub, während dem man doch meint, die Verbindung nach Hause aufrecht erhalten zu müssen. Wenn dann von Stress und Depression gesprochen und darüber geklagt wird, sind ganz sicher nicht allein die Arbeitgeber mit der Erwartung permanenter Erreichbarkeit ihrer Mitarbeiter schuld. Dass die auch schon ganz allgemein bei Kindern zum Alltag gehört, sei am Rande bemerkt.

Rätselhafter Fund:

Gedenktafel für einen französischen KZ-Häftling lag im Straßengraben – Gedenkstätten-Mitarbeiter bitten die Bevölkerung um klärende Hinweise
Nordhausen. Der Fund einer Gedenktafel am Stadtrand von Nordhausen bereitet den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora derzeit Kopfzerbrechen. Nun wenden sie sich an die Bevölkerung und hoffen auf nützliche Hinweise, die für die Aufklärung dieses Fundes hilfreich sein könnten.
Ende August entdeckte ein Nordhäuser Bürger bei einem Spaziergang in der Hesseröder Landstraße eine schwarze Steintafel mit weißer Inschrift. Sie lag neben der Fahrbahn im Straßengraben. Da der Finder an dieser Stelle oft spazieren geht und die Tafel ihm zuvor nie aufgefallen ist, vermutet er, dass sie nicht allzu lange dort gelegen haben kann. 
Die Steintafel misst 24,5 x 17,5 x 2,0 Zentimeter. Ihre französische Inschrift lautet: „A notre AMI COUTURIER Raymond 1925-1945 Mensignac en Périgord C.M.“ Der Finder deutete dies als eine mögliche Widmung für einen verstorbenen KZ-Häftling. Deshalb informierte er die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora über seine Entdeckung und übergab ihr den geborgenen Fund.
Erste Recherchen der Gedenkstätten-Mitarbeiter haben nun ergeben, dass die Tafel tatsächlich einem französischen KZ-Häftling gewidmet ist: Der am 14. Juli 1925 geborene Raymond Couturier stammte aus Tocane-Saint-Apre und wurde im Dezember 1943 nach Buchenwald deportiert. Von dort wurde er weiter nach Mittelbau-Dora und Ellrich zur Zwangsarbeit verschleppt. Im März 1945 verliert sich seine Spur: Er kehrte nicht mehr in seine französische Heimat zurück, sein Schicksal ist ungeklärt.

Ebenso unklar bleibt, wann und wie die Gedenktafel an ihren Fundort gelangte. Deshalb bittet die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora nun die Bevölkerung um Mithilfe. Hinweise, die für die Aufklärung dieses Fundes hilfreich sein könnten, nimmt die Gedenkstätte telefonisch, per Fax oder per Mail entgegen.   
Das Foto zeigt die Vorderseite der Gedenktafel mit der Inschrift 

Um Übersicht bemüht

Mir ist der Begriff „eigentlich“ im Grunde zuwider: weil ich bei meinen Einträgen zu oft darauf stoße und mir dabei bewusst wird, dass ich von einer vorgefassten Absicht abweiche, um mich mit einen anderen Thema zu befassen, das mir plötzlich aktueller oder wichtiger erscheint.

So ging es mir zum Beispiel, als ich mich unlängst (noch einmal) mit dem „Tag der deutschen Einheit“ und der unterschiedlichen Betrachtungsweise in Ost und West jeweils bei dieser Gelegenheit befassen wollte. So ging es mir nach der am Vorabend dieses Erinnerungstages im Theater stattgefundenen Ehrenämtler-Ehrung und so geht es mir im Moment mit der Problematik des Limburger Bischofs van Elst. Aus recht unterschiedlichen Gründen.

Anlässlich des „Tages der deutschen Einheit“ störte mich zum Beispiel, dass zwar allgemein und grundsätzlich an diesen Tagen gewürdigt wird, dass diese Einheit vor allem das Verdienst der Menschen in der vormaligen DDR ist, dass nun aber bei diesen Gelegenheiten im Osten vornehmlich das herausgestellt wird, was nach Meinung der Bewohner im Osten Deutschlands, durchaus berechtigt, noch nicht erreicht wurde, um die Verhältnisse zwischen Ost und West auf Gleichstand zu bringen. Um - wie bisher schon - im nächsten Jahr diese Verhältnisse erneut einer Analyse zu unterziehen. Während doch bei den Einheitsfeiern in Stuttgart nach der Würdigung der „Sternstunde deutscher Geschichte“ der Blick in allen gehaltenen Reden nach vorn gerichtet war. Auf das nämlich, was zunächst Aufgabe der Politiker in Deutschland hinsichtlich der Bildung einer neuen Regierung ist. Und was schließlich von Deutschlands im europäischen Rahmen erwartet wird und erbracht werden muss.

Es war „eigentlich“ meine Absicht – um auf der Ebene Ostdeutschlands zu bleiben – in diesem Zusammenhang den gerade Tage zuvor veröffentlichten Leistungsvergleich zwischen Neuntklässlern in den 16 Bundesländern ins Feld zu führen. Bei dem die ostdeutschen Bundesländer doch ein sehr viel höheres Leistungsniveau zeigten als jene im Westen. Das „Hamburger Abendblatt“ meinte dazu, dass dies sicher Balsam für die Seele vieler Ostdeutscher sei. Und darüber hinaus Wasser auf die Mühlen derjenigen, die das zweigliedrige Schulsystem im Osten grundsätzlich für das Bessere halten. Die tatsächliche Resonanz auf dieses Ergebnis hielt sich indessen im Osten in Grenzen. (Rentenangleichung für Ältere scheint wichtiger als der Bildungsstand und damit die Zukunftsaussichten der Jüngeren.) Statt mich aber mit oder für die ostdeutschen Menschen zu freuen, und dies entsprechend zum Ausdruck zu bringen, ließ ich mich von den Querelen in der Nordhäuser Stadtverwaltung ablenken (siehe meinen Eintrag „Fair sollte es schon zugehen.)

Dann war da die Ehrenamts-Würdigung am Vorabend des „Tages der deutschen Einheit“ im Theater. Eine eindrucksvolle Veranstaltung, deren Bedeutung auch darin lag, dass sie erstmals gemeinsam von Stadt und Landkreis ausgerichtet und durchgeführt wurde. Die Stadt hatte im Vorfeld die Rede des Oberbürgermeisters Klaus Zeh im Wortlaut der Presse zugeleitet, die Landkreisverwaltung die Rede der Landrätin nicht. Nun wollte ich mich „eigentlich“ mit dieser Rede der Landrätin Birgit Keller nach dem Mitschnitt näher befassen. Die sich ja darin dem Ehrenamt unmittelbarer widmete als der OB das getan hatte. Da aber erhalte ich just zu der Zeit ein Belegexemplar eines Buches mit dem Titel „Freiwillig zu Diensten?“ zugeschickt, in dem die Kölner Journalistin Claudia Pinl ein recht bedrückendes Bild dieser Gesellschaft zeichnet. Sie macht da nämlich deutlich, wie in den vergangenen Jahren der ehrenamtliche Einsatz immer selbstverständlicher geworden ist. „In Zeiten leerer öffentlicher Kassen halten sie das Gemeinwesen am Leben“ (was ja auch die Landrätin betonte, wenn auch unter einem ganz anderen Aspekt). Denn, so argumentiert Pinl, sie sorgen auch gleichzeitig dafür, dass vornehmlich soziale Arbeit entwertet wird – denn wer will schon für etwas zahlen, was man auch kostenlos haben kann?. Im Klappentext heißt es dazu, „. . . zerstört das hehre Bild des 'bürgerschaftlichen Engagements', wie es uns von Professoren, Politikern und Ehrenamts-Profis präsentiert wird.“ Freiwillige würden so zu Ausputzern politischer Fehlentscheidungen. Das aber darf nicht sein. Öffentliche Aufgaben in Bildung, im Sozialen und im Kommunalen müssen wieder öffentlich finanziert werden. Ich räume ein, dass ich das Buch noch ungelesen hier liegen habe, weil ich noch immer die Absicht habe, das Manuskript der Rede der Landrätin zu erbitten, um ruhig vergleichen zu können. Ich hab's bisher vernachlässigt. Wobei ja auch der Zeitabstand eine Rolle spielt.

Und dann also die Problematik des Limburger Bischofs van Elst. Ich will dazu bemerken, dass es „eigentlich“ nicht meine Absicht ist, mich hier näher mit dieser Problematik zu befassen – das tun die Medien in über Gebühr gehendem Maße, nur knüpfe ich an das an, was ich zuvor schon dazu bemerkte: zunächst war es nur Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, den man als alleinigen Verursacher der beanstandeten Mehrkosten für das bischöfliche Zentrum ausmachte, der angeblich alle Haushalts- und Kontrollgremien hinters Licht führte. Sogar seine gesundheitliche Verfassung (sein Geisteszustand) wurde in Zweifel gezogen. Inzwischen – und wohl auch um aktuell zu bleiben – heißt es u.a., der Vatikan sei über wesentliche Details des bischöflichen Bauprojektes auf dem Limburger Domberg offenbar schon sehr viel früher im Bild gewesen als bisher bekannt. Auch der Verwaltungsrat hat anscheinend mehr gewusst. Und „Bild“ berichtet gar unter Berufung auf ein Sitzungsprotokoll des Verwaltungsrates vom 1. Juli 2011, das Kontrollgremium habe dem Bischof eine Generalvollmacht für die Begleichung von Mehrkosten beim Ausbau seiner Residenz ausgestellt.

In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Bistümer auf die öffentliche Kritik am Finanzgebaren von Bischof van Elst und Kirche reagiert und ihre Finanzen offengelegt. Bisher hatten die meisten Diözesen über die bischöflichen Vermögen, die nicht Teil des regulären Haushalts sind, im Einklang mit dem geltenden Staatskirchenrecht nicht öffentlich Rechenschaft abgelegt. Kritiker sprechen deshalb von Schattenhaushalten. Die Medien tun ein übriges und nehmen darüber hinaus nahezu alles unter die Lupe, was die katholische Kirche in Deutschland, seine (bischöflichen) Institutionen, Vermögensverhältnisse, ja sogar die Wohnverhältnisse der (Erz-)Bischöfe und ihre Lebensweise betrifft. Nichts bleibt verschont, ohne jede Rücksicht auf den Klerus, Gläubige und natürlich auch Nichtgläubige.

Ohne mich hier weiter mit dieser Problematik oder gar Spekulationen zu befassen, wird die Entscheidung des Papstes – wie immer sie zu Bischof van Elst ausfällt - weitreichende und möglicherweise sogar dramatische Folgen für die katholische Kirche in Deutschland haben.


Übrigens will die Limburger Staatsanwaltschaft erst in den kommenden Tagen entscheiden, ob sie ein Ermittlungsverfahren gegen den Bischof eröffnet. Ihr liegen wegen der hohen Baukosten für die Residenz mehrere Anzeigen wegen Untreue vor.