Dienstag, 27. August 2013

Um Übereinstimmung in Nordhäuser Kommunen bemüht

Die Terrasse des Restaurants „Sonneneck“ im Nordhäuser Gehege war gestern am frühen Abend außerordentlich gut besucht: der „Nordhäuser Unternehmerverband“ (NUV) hatte für seinen August-Mitgliedertreff diese Gaststätte gewählt und das Wetter schien mit dem NUV im Bunde zu stehen, das einen Verlauf im Freien.ermöglichte.

„500 Tage nach der Kommunalwahl 2012“ war der Einladung zu diesem Treff vorangestellt, zu dem man mit Landrätin Birgit Keller (LINKE) und Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh (CDU) die beiden in 2012 neu gewählten Chefs ihrer Verwaltungen eingeladen hatte. Und die Landrätin apostrophierte eingangs ihrer Ausführungen den NUV ganz richtig als „wichtige Organisation“ des Landkreises. An dem im übrigen wohl niemand (mehr) vorbeikommt, der im Landkreis wirtschaftspolitische Interessen entwickelt und verwirklichen will.

Zunächst aber begrüßte NUV-Vorsitzender Hans-Joachim Junker mit den beiden Spitzenvertretern der Nordhäuser Verwaltungen Mitglieder und Gäste, und dabei auch u.a. Staatssekretärin Inge Klaan. und die 2. Beigeordnete der Stadtverwaltung, Hannelore Haase. Danach übernahm Peter- Stefan Greiner – nnz-online – „in bewährter Art und Weise“ die Moderation. Und bat zunächst Landrätin Birgit Keller um ihr Statement.

Und diese begann ihren auf 10 Minuten vorgegebenen Vortrag mit der Feststellung: „Der Stapel, der noch zu erledigen ist, ist sehr viel größer als der, der schon erledigt ist“, um dann zu erläutern, dass die Aufnahme ihrer Tätigkeit am 01.07.12 in eine Zeit fiel, in der auch von der Bevölkerung respektiert wurde, dass wir uns – auch in unserem Landkreis - in einer weiter schrumpfenden Gesellschaft befinden, „mit der wir als
Verwaltung umgehen müssen“. Die Abwanderung vor allen junger Menschen zwingt uns, im ländlichen Raum Arbeits- Entwicklungs- und damit Lebensbedingungen zu schaffen, die dem Rechnung tragen. Keller beschrieb kurz, aber übersichtlich diese Bemühungen, vornehmlich in wirtschaftlicher Hinsicht. Dabei stellte sie den Slogan „Gestalten und Verbinden“ in den Vordergrund, mit dem sie im vergangenen Jahr in den Wahlkampf gegangen war. Sie fühle sich damit weiter motiviert, sich der Probleme der Menschen anzunehmen und deren Lebensbedingungen durch entsprechende Maßnahmen – von Arbeit bis Freizeit – nicht nur zu erhalten, sondern tunlichst auch zu verbessern. Und das unter Berücksichtigung des Kreishaushaltes, gekennzeichnet durch schrumpfende Mittel (u.a. bedingt durch sinkende Einwohnerzahlen) dem deshalb ihre größte Aufmerksamkeit gilt. Sie sei um steten Konsens mit den Gemeinden bemüht, um tunlichst ausgewogene (finanziell bedingte) Verhältnisse zu ermöglichen.
Selbstkritisch vermerkte sie, dass (auch) nicht alle geplanten Vorhaben innerhalb des „Flaggschiffes“ Verwaltung mit immerhin gut 400 Mitarbeitern gelungen seien. Sie verglich sich dabei mit einem Kapitän, der sein Schiff auch durch „schwere Gewässer“ lavieren müsse, was ihr letztlich aber doch noch immer gelungen sei. Sie verwies u.a. auf das Gebiet der Bildung und dem Hinweis auf die notwendige Schließung des gymnasialen Schulteils Ilfeld und die Notwendigkeit einer Überarbeitung der Schulnetzplanung. Wichtig sei für sie, alle notwendig werdenden Maßnahmen transparent zu veranlassen, damit sie von den Menschen tunlichst verstanden werden. Sie verwies auf die Bedeutung einer guten Öffentlichkeitsarbeit, die ihr Anliegen sei, um diese Transparenz zu schaffen. Keller kam noch einmal auf die Finanzsituation des Landkreises zu sprechen und beklagte, dass sich der aufgrund nicht erhaltener Bedarfszuweisung des Landes für 2012 in einer beengten finanziellen Situation befinde, der weitere Einsparungen nötig machen könnte. Jedenfalls erwarte man derzeit die Genehmigung des Kreishaushaltes, die immerhin in Aussicht gestellt ist.

Nach dem Statement der Landrätin wendete sich Moderator Greiner dem Nordhäuser OB Dr. Klaus Zeh zu, dem er mit dem Hinweis um seine Ausführungen bat, dass ja die Stadt Nordhausen immerhin schon über einen genehmigten Haushalt verfügt; aber sicher auch nicht sorgenfrei ist:

Das bestätigte sich dann auch: Dr. Zeh stellte an den Beginn seines Statements die Versicherung, dass er noch immer gern in diesem Amt sei, das er im vergangenen Jahr sehr gern angetreten habe. Erschwerend sei dabei allerdings, dass er lange auf die zweite Beigeordnete warten musste bis er sie durch den Stadtrat genehmigt bekam. Und nun seit einem halben Jahr auf den 1. Beigeordneten aus bekannten Gründen verzichten muss, was doch eine erhebliche Mehrbelastung für die Leitung der Stadtverwaltung bedeutet. Er sei immerhin in diesem Amt angetreten um in dieser Region eine positive Einstellung zu all dem zu vermitteln, das uns umgibt. Dass die Menschen tunlichst Freude haben an ihrem Leben und es Bedingungen gibt, die dieses Leben auch wirklich lebenswert machen. Auch er betonte die Bedeutung der Wirtschaft, die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen aber auch die weichen Standortfaktoren, die darüber hinaus eine sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichen. Zeh hob das Bemühen um eine gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis hervor, die er in einigen Bereichen mit Mängeln behaftet vorfand, deren Ursachen aber verteilt gewesen seien. Das Einvernehmen mit der Landrätin gestalte sich jedoch sehr positiv, wofür die Bereiche Feuerwehr und
Katastrophenschutz Beispiele sind. Zeh machte die Unterschiedlichkeit der Verwaltung einer Kommune gegenüber der eines Ministeriums (seines vormaligen Aufgabengebietes) deutlich, was sich in den Kompetenz- und Entscheidungsbereichen darstellt, die in einer Kommune sehr viel größer sind. Der OB drückte dann seine Freude über den genehmigten Haushalt aus, dessen Erlangung nicht ganz einfach war, wie man ja auch der Presse entnehmen konnte. Dadurch sei jedenfalls Planungssicherheit für zwei Jahre geschaffen und geplante Investitionen möglich. Die zu erwartenden Steuereinnahmen nötigten allerdings zur Vorsicht, weil die – so die augenblickliche Erwartung – nicht so hoch ausfallen könnten wie das erhofft wurde. Und sich deshalb eine vorsorgliche Haushaltssperre als nötig erwies. Dr. Zeh drückte gleichzeitig seine Freude über allseits sichtbare Ansiedlungen aus, z.B. an der Darre und ebenso über Folgeinvestitionen in bestehenden Betriebe, z.B. am Hüppedenweg. Oder der Firma Power Train. Perspektivisch allerdings erklärte das Stadtoberhaupt, er sei angetreten auch in Hinblick auf das Jahr 2019 und den dann auslaufenden Solidarpakt. Die dadurch um etwa 16% sinkenden Einnahmen des Landes würden natürlich auf die Kommunen durchschlagen. Deshalb gelte es, sich darauf vorzubereiten. Unter Berücksichtung eines aktuellen Schuldenstandes der Stadt von 37 Mio. Euro müsse deshalb über Einsparungen nachgedacht und solche veranlasst werden. Der Stadtrat habe dazu seine Zustimmung erteilt. Über die Entwicklung der Altstadt zeigte sich Dr. Zeh erfreut, machte aber gleichzeitig deutlich, dass die Städtebau-Fördermittel bereits ausgeschöpft seien, also im weiterem Verlauf vorsichtig gehandelt werden müsse. Immerhin ließe das Einkaufszentrum am Pferdemarkt nach seiner Fertigstellung eine weitere positive Auswirkung auf die Altstadt erwarten. Hinsichtlich der Einwohnerzahlen zeichne sich ab, dass die Zahl der Geburten langsam steige und der Stadt von außen eine gute Entwicklung bescheinigt wird. Dem will die Stadt mit der Bereitstellung weiterer Krippenplätze (12 im ökumenischen Kindergarten) Rechnung tragen. Zeh schloss seinen Vortrag mit der Versicherung, die Verschuldung der Stadt weiter sinken zu lassen und die Stadt wirtschaftlich weiter voran zu bringen. Das Industriegebiet sei für ihn deshalb eines der wichtigsten Projekte, das nach der völligen Erschließung bis spätestens Ende 2014 mit der gesamten Fläche für industrielle Ansiedlungen angeboten werden könne. Dafür soll in der Verwaltung ein besonderer Ansprechpartner bestimmt werden, der Investoren dann weitere Wege durch Ämter erspart.


Soweit also die Ausführungen der Landrätin und des Oberbürgermeisters, die für die Zukunft doch eine – wenn auch verhaltene – weitere Aufwärtsentwicklung in beiden Kommunen erwarten lassen. Das Thema Verwaltungs- und Gebietsreform wurde in der Diskussion kurz angesprochen, für das sich die Landrätin offen zeigte. Im folgenden Teil der Veranstaltung stand das Thema Biosphärenreservat zum Vortrag und zur Diskussion, das ebenfalls breiten Raum einnahm. Und deshalb einem eigenem Bericht vorbehalten sein soll.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen