Sonntag, 25. August 2013

Organspende - darüber nachdenken

Den Anstoß dazu erhielt ich von meinem Versicherer, der Gesundheitskasse AOK Plus in Form eines Anschreibens mit dem zunächst unverbindlichen Angebot eines (anhängenden) Organspendeausweises. Vermutlich bin ich damit nur einer von vielen Anderen, die ein solches Angebot erhielten. Ob das allerdings in der allgemeinen Einschätzung gerade zu einem Zeitpunkt klug ist, zu dem in Göttingen der Prozess gegen einen Arzt eröffnet wurde - dem früheren Leiter der Transplantationschirurgie des Göttinger Universitätsklinikums – sei dahingestellt. Immerhin wirft man ihm Manipulationen vor, bei denen Patienten angeblich kränker gemacht worden seien, um sie auf der Warteliste für ein Organ nach vorn rücken zu lassen. Wodurch andere Patienten benachteiligt worden sein sollen. Die Anklage lautet demzufolge auf versuchten Totschlag in elf Fällen sowie wegen Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen. Sollte das Gericht zu einem Schuldspruch kommen, würde das natürlich zusätzlich erhebliche negative Auswirkungen auf die Bereitschaft zur Organspende haben, zu der bisher ganz allgemein nicht gerade großen Bereitschaft dazu. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hofft allerdings, dass sich die Vorwürfe nicht bewahrheiten.

Für mich persönlich ist das Angebot der AOK jedenfalls konkreter Anlass, mich mit der Frage der Organspende zu befassen. Nachdem ich zwar das Thema verfolge wie viele andere, ohne mich aber selbst direkt angesprochen zu fühlen. Zumal ich meinte, es gelte – ähnlich der Blutspende - eine Altersgrenze von 75 Jahren. In dem Angebotsschreiben heißt es dazu, dass viele Menschen unzureichend über die Vor- und Nachteile einer Spende informiert sind. Und die öffentlichen Diskussionen und Pressemitteilungen eher noch verunsicherten.


Nachdem ich mich also nun direkt angesprochen fühle, werde ich auch von dem gleichzeitig damit verbundene Informationsangebot zu Pro und Kontra der Organspende Gebrauch machen und mich unter der kostenfreien Servicetelefonnummer 0800 265 2222 600 noch im Detail informieren lassen. (Übrigens soll das auch unter www.aokplus-online.de/organspende möglich sein.) Das zugegangene Ausweisangebot scheint mir auch Zeichen dafür, dass es keine Altersbegrenzung gibt. Und nachdem Daniel Bahr aktuell unter Hinweis auf das von der Bundesärztekammer verankerte Sechs-Augen-Prinzip bei der Beurteilung der Patienten versichert, dass ein Betrug grundsätzlich nicht (mehr) möglich sei, kann der Ausgang des erwähnten Gerichtsverfahren auch keine Bedeutung mehr haben. Zudem sei die Manipulation unter Strafe gestellt worden, betont Bahr. Mediziner, die sich nicht an die Organspende-Richtlinien halten, können durch eine im Sommer verabschiedete Gesetzesänderung mit einer Freiheitsstrafe belegt werden. In dem Angebotsschreiben heißt es dazu abschließend: „Jeder von uns kann mit seiner Entscheidung Leben retten.“ Warum also nicht?  

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