Donnerstag, 8. August 2013

Ist Übergewicht Schicksal?

Im vorhergehenden Themeneintrag habe ich eine Verlautbarung der Uni Leipzig festgehalten, die sich mit den Reaktionen schwergewichtiger, also dicker Menschen auf die negative Meinung, Vorurteile und verletzenden Bemerkungen befasst, die angeblich eine Mehrheit der Deutschen diesen Menschen entgegenbringt. Wobei man ja nach der allgemeinen medialen Berichterstattung zu diesem Thema fast den Eindruck gewinnen kann, dass dieser Mehrheit der Deutschen eine andere Mehrheit gegenüber steht, nämlich genau die der übergewichtigen Menschen im Lande.
Und was den Inhalt jener Verlautbarung der Leipziger Uni betrifft frage ich mich, von welchem Teil der Bevölkerung denn dort überhaupt die Rede ist? Ich begegne tagtäglich auf meinen Wegen in der Stadt nicht wenigen Menschen, die ganz offensichtlich übergewichtig oder gar adipös sind. Von denen ich aber nicht den Eindruck habe, dass ihnen die Einstellung oder Meinung normalgewichtiger Leute etwas bedeutet. Sie sind halt so und das allein ist Sache. Ob sie sich selbst damit wohl fühlen oder nicht, mag dahingestellt sein.
Nun beruht ja jenes Ergebnis der Uni Leipzig ganz gewiss auf entsprechend umfassenden Untersuchungen, möglicherweise innerhalb einer gewissen Gesellschaftsschicht. Irgendwo las ich ja auch, dass etwa unter Bezugnahme auf Menschen wie Joschka Fischer oder Marianne Sägebrecht auch auf brillante Köpfe verwiesen wird, die es trotzdem nicht fertig bringen, ihr Gewicht unter Kontrolle zu halten. Fehlt es ihnen demzufolge an Selbstdisziplin, an Konsequenz sich selbst gegenüber? Es soll ja auch adipöse Menschen geben, die sich sogar damit gefallen.
Zwar ist für Ärzte und Wissenschaftler Übergewicht kein ästhetisches sondern ein gesundheitliches Problem, dessen Entstehung oftmals Gründe wie unausgewogene Ernährung, genetische Faktoren und vor allem viel zu wenig Bewegung hat. Als Laie unterscheidet man aber nicht, sondern schätzt seine Mitmenschen nach dem optischen, also ästhetischen, Eindruck ein. Und ich gebe zu, dass ich diesen Eindruck teile. Obwohl ich ja selber (noch) einige Kilo abzuarbeiten habe.

Bemerkenswert an der Leipziger Uni-Studie finde ich, dass sie zeigt, dass adipöse Menschen aufgrund des Selbststigmas nicht seltener, sondern häufiger zum Arzt gehen. „Dies scheint“, so heißt es dort, „auf den als schlechter wahrgenommenen Gesundheitszustand und die Annahme, dass man selbst nicht wirklich etwas verändern kann, zurückzugehen (verminderte Selbstwirksamkeit). Es gibt allerdings auch Studien, die belegen, dass die Gesundheitsversorgung stark übergewichtiger Menschen schlechter ist als die normalgewichtiger. So suchen adipöse Männer und Frauen beispielsweise seltener Vorsorgeuntersuchungen auf, da sie aufgrund ihres Gewichts Ablehnung oder Abwertung in der Behandlungspraxis befürchten.“ Und das bedeutet ja wohl, dass sie dadurch verhindern wollen, mit ihrer Adiposita konfrontiert zu werden. Was ich für eine Inkonsequenz halte, die eben verhindert, den Weg zur Normalgewichtigkeit zu finden. Die ganze Geschichte ist für mich deshalb auch problematisch, als es in einer adäquaten Empfehlung u.a. heißt: „Übergewicht und weitere Gewichtszunahme bekommt man nicht unter Kontrolle, indem man weniger isst und sich mehr bewegt. Viel wichtiger ist es, die richtigen Lebensmittel zu konsumieren, die nicht durch moderne Landwirtschaftsmethoden und industrielle Verarbeitungsprozesse verändert wurden. Sie enthalten die Nährstoffe, die für eine Verbrennung notwendig sind.“ Mein Weg zum Normalgewicht nämlich führt genau über mehr Bewegung und sparsamere Kost. Das mag zwar langwieriger und anstrengender sein, inzwischen aber bin ich (fast) dort, wohin ich wollte. Und freue mich darüber

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen