Man
darf sicher davon ausgehen, dass der Nordhäuser Kunstgemeinde Horst
Janssen bis Juli diesen Jahres nicht nur den Namen nach bekannt war.
Mit der am 06. Juli im Kunsthaus Meyenburg eröffneten Ausstellung
des Künstlers wurde diese Kenntnis jedenfalls beeindruckend
vertieft. Und durch die seitdem stattgefundenen Info-Veranstaltungen
und schließlich den Vorbereitungstexten zum gestrigen Vortrag der
Leiterin der Janssen-Bibliothek Hamburg, Angelika Gerlach, ist Horst
Janssen inzwischen dieser Gemeinde ohne Zweifel nicht nur als
Künstler, sondern auch als Erzähler und Poet zum Begriff geworden.
Der gestrige Vortrag, verbunden mit Leseauszügen aus Büchern des
„Horst Janssen
- Jenseits der Bilder" vertiefte diese Kenntnis auf höchst
anschauliche und unterhaltsame Weise, stellte sich mit Angelika
Gerlach doch eine
Frau vor, die Horst Janssen kannte, sich selbst als
ausgezeichnete Erzählerin outete, und sich auch sonst als
ausgesprochen aufgeschlossen, kommunikativoffen und ganz einfach als
sehr sympathischer Mensch zu erkennen gab.
Susanne
Hinsching, Leiterin des Kunsthauses, begrüßte die gekommenen
Gäste, unter denen sich u.a. auch die Beigeordnete der Stadtverwaltung, Hannelore Haase befand, stellte ihnen Angelika Gerlach vor und leitete damit
gleichzeitig einen unterhaltsamen Vortragsabend ein. Der durch eine
Pause zwischendurch eine Auflockerung erfuhr,
während der das bis
dahin Gehörte überdacht und besprochen werden konnte. Wozu das
ausgezeichnete Weinangebot noch zusätzlich zur guten Stimmung
beitrug.
Zum
eigentlichen Thema des Vortrags hatte Susanne Hinsching ja schon im
Vorfeld bemerkt, dass man sich zuerst mit den Menschen Horst Janssen
beschäftigen muss, um die Werke des Künstlers Horst Janssen
wirklich verstehen zu können. Deshalb ließ man auch den Zeichner
und Grafiker in der Nordhäuser Ausstellung selbst durch markante
Textzitate zu Wort kommen. Diesem Zugang wählte folgerichtig auch
Angelika Gerlach in ihrem Vortrag, wobei ich ganz persönlich
erstaunt war zu hören, dass Horst Janssen Schüler einer „Napola“
war. Und ausgerechnet dort seine künstlerische Begabung erkannt und
gefördert wurde.
Den
Lesevortrag Angelika Gerlachs habe ich mitgeschnitten und komme gfls.
noch darauf zurück. Notiert habe ich darüber hinaus den Lesebeitrag
zum Komplex des Mauerseglers, in dem Janssen in seiner akribisch
genauen Art von seiner Kindheit erzählt, in dem zum Beispiel das
Verhältnis zu seinem Großvater einen herausragenden Platz einnahm.
Dessen Art und Verhaltensweise als schneidernden Meister er in allen
seinen Phasen ebenso erzählte wie dessen wortkarge, schweigsame Art
seiner Frau, der Oma, gegenüber. Und das bis zu dessen Tod, dessen
Erleben ihn sehr beeindruckt haben muss. Janssen erweist sich in den
Erzählungen nicht nur als genauer Beobachter seiner Umgebung,
sondern auch als Zeichner, der alles, was er optisch aufnahm, auch in
Bildern festhält, einschließlich sich selber. Es soll mehr als 2000
Selbstbildnisse des Künstlers geben. Das Kunsthaus besitzt einige
davon, die auch häufig den Künstler in einzigartigen Posen
darstellen. Neben diesen zeigt die
Ausstellung – die den Vortrag
Gerlachs flankierte, auch seine faszinierenden
Landschaftsdarstellungen und Plakatgestaltungen, zu denen anlässlich
dieses Vortrags noch einige dazukamen. Jedenfalls aber vermittelte
Angelika Gerlach mit ihrem Lesevortrag die Vorstellung, Horst Jansen
nun gut zu kennen.
Ihren
Vortrag beschloß Angelika Gerlach mit dem Hinweis auf die
Ausstellung der Janssen-Bibliothek im Goßlerhaus in Hamburg unter
dem Motto: „Ein altes Herz kaspert für Annette“. Aus dem von ihr
vorgelegten Katalog ergibt sich, das es sich um Zeichnungen und
Briefe von Horst Janssen an Annette Kasper handelt. Im Rahmen dieser
Ausstellung wird Angelika Gerlach Texte lesen, von denen es heißt:
„Kein Text für sanfte Gemüter, kein Text für emotionsarme Frauen
und Männer und erst recht kein Text für prüde Menschen. Mit allen
Mitteln der erotischen und pornographischen Sprache, aber auch mit
den Mitteln des absolut wachen Geistes seziert Janssen fünf
verschiedene Charaktere.“ Courage , Mut und ein
erzählerisches
Talent gehören dazu, diese Geschichte einer „Alterspubertät“
angemessen vorzutragen. Angelika Gerlach liest - und das seit vielen
Jahren - die Texte, so wie sie es gestern im Kunsthaus tat. Wenn da
auch vergleichsweise sehr harmlose. Die Art aber, in der sich
Angelika Gerlach dabei ihren Zuhörern vorstellte, könnte mich
veranlassen, am Donnerstag, dem 05. September (19 Uhr) das Horst
Janssen-Museum in Oldenburg zu besuchen, in dem die beschriebene
Lesung unter dem Motto „Fünf Tage Fünf Nächte – Horst Janssen
erobert Sylt“ stattfinden wird. Doch bereits nach der gestrigen
Veranstaltung im Kunsthaus Meyenburg kann man sich dem Künstler und
Poeten Horst Janssen näher gekommen wähnen. Persönlich bedanke ich mich bei Angelika Gerlach für die Aufmerksamkeit, die sie mir entgegen brachte.
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