Sonntag, 18. August 2013

Ein unterhaltsamer Janssen-Abend im Kunsthaus Meyenburg

Man darf sicher davon ausgehen, dass der Nordhäuser Kunstgemeinde Horst Janssen bis Juli diesen Jahres nicht nur den Namen nach bekannt war. Mit der am 06. Juli im Kunsthaus Meyenburg eröffneten Ausstellung des Künstlers wurde diese Kenntnis jedenfalls beeindruckend vertieft. Und durch die seitdem stattgefundenen Info-Veranstaltungen und schließlich den Vorbereitungstexten zum gestrigen Vortrag der Leiterin der Janssen-Bibliothek Hamburg, Angelika Gerlach, ist Horst Janssen inzwischen dieser Gemeinde ohne Zweifel nicht nur als Künstler, sondern auch als Erzähler und Poet zum Begriff geworden. Der gestrige Vortrag, verbunden mit Leseauszügen aus Büchern des „Horst Janssen - Jenseits der Bilder" vertiefte diese Kenntnis auf höchst anschauliche und unterhaltsame Weise, stellte sich mit Angelika Gerlach doch eine
Frau vor, die Horst Janssen kannte, sich selbst als ausgezeichnete Erzählerin outete, und sich auch sonst als ausgesprochen aufgeschlossen, kommunikativoffen und ganz einfach als sehr sympathischer Mensch zu erkennen gab.

Susanne Hinsching, Leiterin des Kunsthauses, begrüßte die gekommenen Gäste, unter denen sich u.a. auch die Beigeordnete der Stadtverwaltung, Hannelore Haase befand, stellte ihnen Angelika Gerlach vor und leitete damit gleichzeitig einen unterhaltsamen Vortragsabend ein. Der durch eine Pause zwischendurch eine Auflockerung erfuhr,
während der das bis dahin Gehörte überdacht und besprochen werden konnte. Wozu das ausgezeichnete Weinangebot noch zusätzlich zur guten Stimmung beitrug.

Zum eigentlichen Thema des Vortrags hatte Susanne Hinsching ja schon im Vorfeld bemerkt, dass man sich zuerst mit den Menschen Horst Janssen beschäftigen muss, um die Werke des Künstlers Horst Janssen wirklich verstehen zu können. Deshalb ließ man auch den Zeichner und Grafiker in der Nordhäuser Ausstellung selbst durch markante Textzitate zu Wort kommen. Diesem Zugang wählte folgerichtig auch Angelika Gerlach in ihrem Vortrag, wobei ich ganz persönlich erstaunt war zu hören, dass Horst Janssen Schüler einer „Napola“ war. Und ausgerechnet dort seine künstlerische Begabung erkannt und gefördert wurde.
Den Lesevortrag Angelika Gerlachs habe ich mitgeschnitten und komme gfls. noch darauf zurück. Notiert habe ich darüber hinaus den Lesebeitrag zum Komplex des Mauerseglers, in dem Janssen in seiner akribisch
genauen Art von seiner Kindheit erzählt, in dem zum Beispiel das Verhältnis zu seinem Großvater einen herausragenden Platz einnahm. Dessen Art und Verhaltensweise als schneidernden Meister er in allen seinen Phasen ebenso erzählte wie dessen wortkarge, schweigsame Art seiner Frau, der Oma, gegenüber. Und das bis zu dessen Tod, dessen Erleben ihn sehr beeindruckt haben muss. Janssen erweist sich in den Erzählungen nicht nur als genauer Beobachter seiner Umgebung, sondern auch als Zeichner, der alles, was er optisch aufnahm, auch in Bildern festhält, einschließlich sich selber. Es soll mehr als 2000 Selbstbildnisse des Künstlers geben. Das Kunsthaus besitzt einige davon, die auch häufig den Künstler in einzigartigen Posen darstellen. Neben diesen zeigt die
Ausstellung – die den Vortrag Gerlachs flankierte, auch seine faszinierenden Landschaftsdarstellungen und Plakatgestaltungen, zu denen anlässlich dieses Vortrags noch einige dazukamen. Jedenfalls aber vermittelte Angelika Gerlach mit ihrem Lesevortrag die Vorstellung, Horst Jansen nun gut zu kennen.



Ihren Vortrag beschloß Angelika Gerlach mit dem Hinweis auf die Ausstellung der Janssen-Bibliothek im Goßlerhaus in Hamburg unter dem Motto: „Ein altes Herz kaspert für Annette“. Aus dem von ihr vorgelegten Katalog ergibt sich, das es sich um Zeichnungen und Briefe von Horst Janssen an Annette Kasper handelt. Im Rahmen dieser Ausstellung wird Angelika Gerlach Texte lesen, von denen es heißt: „Kein Text für sanfte Gemüter, kein Text für emotionsarme Frauen und Männer und erst recht kein Text für prüde Menschen. Mit allen Mitteln der erotischen und pornographischen Sprache, aber auch mit den Mitteln des absolut wachen Geistes seziert Janssen fünf verschiedene Charaktere.“ Courage , Mut und ein
erzählerisches Talent gehören dazu, diese Geschichte einer „Alterspubertät“ angemessen vorzutragen. Angelika Gerlach liest - und das seit vielen Jahren - die Texte, so wie sie es gestern im Kunsthaus tat. Wenn da auch vergleichsweise sehr harmlose. Die Art aber, in der sich Angelika Gerlach dabei ihren Zuhörern vorstellte, könnte mich veranlassen, am Donnerstag, dem 05. September (19 Uhr) das Horst Janssen-Museum in Oldenburg zu besuchen, in dem die beschriebene Lesung unter dem Motto „Fünf Tage Fünf Nächte – Horst Janssen erobert Sylt“ stattfinden wird. Doch bereits nach der gestrigen Veranstaltung im Kunsthaus Meyenburg kann man sich dem Künstler und Poeten Horst Janssen näher gekommen wähnen. Persönlich bedanke ich mich bei Angelika Gerlach für die Aufmerksamkeit, die sie mir entgegen brachte.

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