Samstag, 10. August 2013

Droht mit den Grünen Ernährungs-Bevormundung?

Als kürzlich das Jobcenter in Pinneberg Hartz-IV-Empfängern in einer Broschüre den Rat gab, weniger Fleisch zu essen, sahen manche Leute darin schon einen Skandal gegenüber dieser Personengruppe. Obwohl es in dieser Broschüre doch eigentlich um ganz andere, sehr viel wesentlichere Anliegen und Anleitungen der Arbeitsverwaltung geht.

Und nun sollte es nach den Vorstellungen der Grünen nach der Bundestagswahl einen fleischlosen Tag in Kantinen geben. Ein Aufschrei der Entrüstung geht durch den deutschen Blätterwald. Manche Kritiker sprechen von Bevormundung oder gar Gesinnungsterror, andere reagieren ironisch oder zynisch. Dabei zeigt sich wieder einmal, wie tendenziös und emotional die Medien informieren. Heißt es in der einen Zeitung, dass es nach den Vorstellungen der Grünen einen sogenannten Veggie Day geben sollte („Bild“), schreibt eine andere, dass ein solcher Tag „vorgeschlagen“ wird (HNA), während die „Süddeutsche“ titelte: „Grüne fordern vegetarischen Kantinentag“ Richtig scheint zu sein, dass die Vorstellung eines solchen Veggie Day in Kantinen von der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestags, Renate Künast, geäußert wurde. Mit dem die Partei den Fleischkonsum der Bundesbürger senken will. Darüber kann und sollte man sogar diskutieren angesichts der jüngsten Studie des Robert-Koch-Instituts, in der es u.a. heißt, dass vor allem bei jungen Erwachsenen die Fettleibigkeit zugenommen hat. Dies ist besonders dramatisch, weil die Folgeerkrankungen der Adipositas wie Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Fettleber und Bluthochdruck dann bereits früh einsetzen und die Lebensqualität schon in jungen Jahren sinkt. . . Und jede Folgeerkrankung der Adipositas wiederum weitere Leiden nach sich zieht. So schädigt etwa ein zu hoher Blutdruck langfristig die Nieren, Diabetes zieht die Blutgefäße in Mitleidenschaft. Zu den gravierenden körperlichen Beschwerden kommen noch seelische, verursacht durch Ausgrenzung und Stigmatisierung von stark Übergewichtigen in unserer Gesellschaft. Und schließlich: Die Studie macht deutlich, dass die in den vergangenen 20 Jahren zunehmenden, dick-machenden Umweltbedingungen vor allem junge Menschen treffen. So nehmen Eltern, Ärzte, Lehrer oder Politiker zwar wahr, dass junge Leute immer mehr Stunden vor dem Computer und Fernseher verbringen oder mehr Fastfood vertilgen – wirksam gegensteuern konnten sie aber bislang nicht. Eine Strategie, wie dies bis 2020 gelingen könnte, legte vor kurzen die Nationale Adipositas-Allianz aus IFB AdipositasErkrankungen, Kompetenznetz Adipositas und dem Nationalen Genom-Forschungsprojekt Plus vor . Die jüngsten Zahlen des RKI zeigen: Es ist höchste Zeit.(Soweit Auszüge aus der Studie.) Hier zeigt sich meines Erachtens in erschreckender Weise, dass der Gemeinsinn der Deutschen tatsächlich nur mittelmäßig ausgeprägt ist, wie die jüngste Bertelsmann-Gesellschaftsstudie zeigt: jene, die glauben, gesund zu leben, grenzen jene aus, die das offensichtlich nicht fertig bringen, statt Gemeinsinn zu praktizieren.
Es liegt natürlich in der Entscheidung jedes Einzelnen, wie er lebt und wie er sich ernährt, nur muss man eben wissen, dass die Gesellschaft die Behandlung der durch Fettleibigkeit entstehenden Krankheiten finanziell mitzutragen hat. Und das kann eigentlich niemanden gleichgültig sein. Man sollte also die Anregung der Grünen als Diskussionsgrundlage verstehen – mehr kann es ja auch nicht sein -statt sie populistisch mit Spott und Zynismus zu bedenken. Das ist jedenfalls meine Meinung zu dieser Thematik.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen