Das Thema Asyl beschäftigt derzeit vermehrt die Öffentlichkeit
zumindest dort, wo Flüchtlinge in unmittelbarer Nachbarschaft von
Einheimischen untergebracht werden (sollen). Und die Medien tun ein übriges,
um diese mancherorts zum Problem gewordene Unterbringung noch zu befeuern.
Berlin-Hellersdorf ist dafür ein Beispiel. Das ist zwar weit weg,
aber es macht deutlich, welche Problematik damit verbunden ist. Und
wie darüber berichtet wird. Folgt man dann noch der aktuellen
Forderung der Grünen, wonach die Bundesregierung angesichts der Lage
in Syrien mehr als die angekündigten 5000 syrischen Flüchtlinge
aufnehmen möge , könnte die Problematik sehr schnell auch hier akut
werden.
Um nicht missverstanden zu werden: ich habe nichts gegen
Ausländer, ob es nun Einwanderer als Fachkräfte sind oder
Flüchtlinge und Asylbewerber. Nur meine ich, dass man die nun zum
Problem gewordenen, und von der Bundesrepublik bisher aufgenommenen
Flüchtlinge - aus Syrien und anderen Krisengebieten - den
Einheimischen nicht einfach nach Gutdünken der Behörden in
kleineren oder auch größeren Zahlen „vor die Tür setzen“
sollte. Und wenn Jürgen Trittin im „Tagesspiegel“ meint, dass
sich in Hellersdorf wiederholt, „was wir von Rostock-Lichtenhagen
bis Hoyerswerder erlebt haben“, dass nämlich ein von
Rechtsradikalen aufgehetzter Mob gegen die Anwesenheit der
Flüchtlinge demonstriert, dann fällt eine derartige Unterstellung
den Politikern nur selbst auf die Füße, die aus der Vergangenheit
nichts, aber auch gar nichts gelernt haben. Dass man nämlich das
Pferd am Schwanz aufzäumt, wenn man meint, Entscheidungen zur
Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen über die Köpfe der
(benachbarten) Einwohner hinweg treffen zu können. Und deren
schließlichen Widerstand als Mob bezeichnet, der von Rechtsradikalen
aufgehetzt worden ist. Es könnte eher so sein, dass sich Anwohner
und Menschen mit Ressentiments gegenüber Ausländern, den
Demonstrationen der Rechts- oder auch Linksradikalen anschließen,
weil sie sich selbst nicht zu organisieren und zu artikulieren
vermögen. Und das ist schon ein Unterschied, wie ich meine. Diese
Menschen dann einfach als Mob zu bezeichnen, könnte mich an Zeiten
erinnern,, die man ja gerade nicht beschwören möchte.
Warum informiert man demgegenüber nicht im Vorfeld von Vorgängen
wie den hier anstehenden und überzeugt „mündige Bürger“ auf
die man sich doch sonst gern beruft, von Vorhaben und Entscheidungen,
die man für nötig hält? Ich finde, es ist deprimierend, wenn diese
normalerweise „mündigen Bürger“ einfach zum Mob oder
Stammtischbrüdern abqualifiziert werden – um sie mundtot zu
machen? – wenn sie sich gegen Vorgänge wenden, die sie
gefühlsmäßig oder aufgrund gemachter Erfahrungen nicht verstehen
oder als Bedrohung erachten, anstatt sie von der Notwendigkeit zu
überzeugen. Das mag zwar unbequem und aufwändig sein, aber
entspräche dann wenigstens einem Umgang unter vernünftigen
Menschen. Stattdessen lässt man es zu Konfrontationen kommen und
beschimpft Menschen, die lediglich nicht verstehen können (oder
wollen), dass da Entscheidungen getroffen werden, ohne wenigstens
zuvor den ernstlichen Versuch gemacht zu haben, ihnen die
Notwendigkeit dessen verständlich gemacht zu haben, was da auf sie
zukommt.
Ohne hier weiter auf die Problematik einzugehen bin ich erst mal
neugierig auf die Sendung „Menschen bei Maischberger“ (Dienstag,
22.45 Uhr) in der es genau um diese Problematik gehen soll. Bei der
Vorstellung der Teilnehmer wurde u.a. Philipp Gut, Chefredakteur der
Schweizer Wochenzeitung „Weltwoche“ zitiert: „Wenn Asylheime
öffnen, steigt in vielen Fällen die Kriminalität in der Region:
Autos werden aufgebrochen, die Zahl der Einbrüche geht hoch“,
meint er. Und begründet damit u.a. die umstrittenen Verschärfungen
beim Asylrecht in der Schweiz, für die im Juni fast 80 Prozent der
Eidgenossen stimmten. (Welches Ergebnis würde wohl eine
Volksbefragung in Deutschland zu dieser Problematik haben?) Ich bin
diesmal sogar ausnahmsweise neugierig auf „Menschen bei
Maischberger“.
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