Noch
knapp vier Wochen sind es bis zur Bundestagswahl und die
Erörterungen, Diskussionen und Interviews der verschiedensten Themen
in den Medien wird sicher bis zum letzten Tag vor der Wahl so
weitergehen wie die Einholung von Bürgermeinungen für die
Politbarometer. Bei denen ich den Eindruck habe, sie folgen den
Unwägbarkeiten des Wetters und deren Wiedergaben auf den Barometern.
Während Sturm- oder Unwetterwarnungen im allgemeinen aber auch
wirklich derartige Erscheinungen im unmittelbarem Gefolge haben, hört
man von den Kommentatoren der Politbarometer nur immer Sätze wie
„...wenn morgen Wahl wäre...“. Vermutlich gibt es sogar Leute,
die das ernst nehmen (sonst würde man's ja nicht tun) und jeweils
darüber orakeln, was man selber tun würde „wenn morgen Wahl
wäre“. Ist aber erst in vier Wochen.
In
diesem Zusammenhang könnte zumindest für ernst gestimmte
wahlberechtigte Bürger der vorgestern vorgestellten
Bundestagswahlkompasses zu einer weniger rasch wechselnden Auffassung
der eigenen Wahlentscheidung führen. Immerhin heißt es ja nach der
Beschreibung der Zusammenhänge und Funktionen dieses Kompasses, dass
Wahlberechtigte bei dessen Nutzung individuell erfahren können,
welche Partei ihren eigenen Ansichten am ehesten entspricht. Wobei
ich bei mir zufrieden feststelle, dass meine Auffassung mit dem
angezeigten Ergebnis übereinstimmt.
Nun
wollte ich mich eigentlich noch etwas ausführlicher mit dem
Wahlkampf und den Parteien befassen, komme dabei aber durch die
Meinung der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Renate Künast, zum
Besuch der Bundeskanzlerin im ehemaligen KZ Dachau etwas ins
Straucheln.
Ich
will hier nicht erst auf die (Nachkriegs-)Geschichte dieses
ehemaligen KZ's und dessen Bedeutung für die Dachauer Bevölkerung
eingehen, die ja erst langsam zu ihrer jetzigen Einstellung finden
mussten. Nachdem der Name Dachau ja untrennbar mit diesem ersten KZ
der Nazis verbunden ist. Jedenfalls aber dürfte der Besuch dieser
Gedenkstätte durch die Bundeskanzlerin eine Art Versöhnung mit dem
Namen Dachau für deren Einwohner gewesen sein. Ich denke, man hätte
diesen Besuch auch als ganz normal angesehen und darüber berichtet,
wenn eben Renate Künast nicht mit einem Aufschrei der Empörung im
Zusammenhang mit dem Wahlkampf der Kanzlerin darauf reagiert hätte.
So wird also aus einem an sich nicht ungewöhnlichen Vorgang ein
Krawallthema gemacht. Wenn nämlich sogar Charlotte Knobloch,
Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und
Oberbayern die Kritik Künast's mit dem Hinweis zurückweist, „Wir
befinden uns im Wahlkampf. Jeder Politiker hat das Recht, sich und
seine politischen Ziele und Visionen wo auch immer öffentlich zu
präsentieren", und den Besuch Merkels als „lobenswert“
bezeichnet, weil die Kanzlerin die Gelegenheit ihres Besuchs in der
Region wahrnimmt, um die Gedenkstätte des ehemaligen
Konzentrationslagers zu besuchen, dann darf man das sicher als .
"glaubhaftes, beeindruckendes und berührendes Signal"
erachten. Und dann hat diese Meinung der früheren Präsidentin des
Zentralrats der Juden in Deutschland sicher das sehr viel größere
Gewicht. Dass der Besuch auf Einladung des
93-jährigen Präsidenten der Lagergemeinschaft, Max Mannheimer,
zustande kam, der Merkel eingeladen hatte, sei nicht nur am Rande
vermerkt. Wie auch seine Feststellung: „Es ist für uns Überlebende
eine große Ehre und ein historisches Ereignis." Sei
abschließend noch angefügt, was die WAZ in ihrem Bericht zu diesem
Besuch abschließend bemerkte: „Die Kanzlerin sonnt sich in
atemberaubenden Beliebtheitswerten und fabuliert über
Streuselkuchen, während sich SPD, Grüne, Linke und die FDP auf den
Marktplätzen abrackern und nach dem richtigen Wahlkampfthema suchen.
Der Besuch in Dachau ist es nicht.“
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