Donnerstag, 22. August 2013

Nur Ausrutscher im Wahlkampf?

Noch knapp vier Wochen sind es bis zur Bundestagswahl und die Erörterungen, Diskussionen und Interviews der verschiedensten Themen in den Medien wird sicher bis zum letzten Tag vor der Wahl so weitergehen wie die Einholung von Bürgermeinungen für die Politbarometer. Bei denen ich den Eindruck habe, sie folgen den Unwägbarkeiten des Wetters und deren Wiedergaben auf den Barometern. Während Sturm- oder Unwetterwarnungen im allgemeinen aber auch wirklich derartige Erscheinungen im unmittelbarem Gefolge haben, hört man von den Kommentatoren der Politbarometer nur immer Sätze wie „...wenn morgen Wahl wäre...“. Vermutlich gibt es sogar Leute, die das ernst nehmen (sonst würde man's ja nicht tun) und jeweils darüber orakeln, was man selber tun würde „wenn morgen Wahl wäre“. Ist aber erst in vier Wochen.
In diesem Zusammenhang könnte zumindest für ernst gestimmte wahlberechtigte Bürger der vorgestern vorgestellten Bundestagswahlkompasses zu einer weniger rasch wechselnden Auffassung der eigenen Wahlentscheidung führen. Immerhin heißt es ja nach der Beschreibung der Zusammenhänge und Funktionen dieses Kompasses, dass Wahlberechtigte bei dessen Nutzung individuell erfahren können, welche Partei ihren eigenen Ansichten am ehesten entspricht. Wobei ich bei mir zufrieden feststelle, dass meine Auffassung mit dem angezeigten Ergebnis übereinstimmt.
Nun wollte ich mich eigentlich noch etwas ausführlicher mit dem Wahlkampf und den Parteien befassen, komme dabei aber durch die Meinung der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Renate Künast, zum Besuch der Bundeskanzlerin im ehemaligen KZ Dachau etwas ins Straucheln.

Ich will hier nicht erst auf die (Nachkriegs-)Geschichte dieses ehemaligen KZ's und dessen Bedeutung für die Dachauer Bevölkerung eingehen, die ja erst langsam zu ihrer jetzigen Einstellung finden mussten. Nachdem der Name Dachau ja untrennbar mit diesem ersten KZ der Nazis verbunden ist. Jedenfalls aber dürfte der Besuch dieser Gedenkstätte durch die Bundeskanzlerin eine Art Versöhnung mit dem Namen Dachau für deren Einwohner gewesen sein. Ich denke, man hätte diesen Besuch auch als ganz normal angesehen und darüber berichtet, wenn eben Renate Künast nicht mit einem Aufschrei der Empörung im Zusammenhang mit dem Wahlkampf der Kanzlerin darauf reagiert hätte. So wird also aus einem an sich nicht ungewöhnlichen Vorgang ein Krawallthema gemacht. Wenn nämlich sogar Charlotte Knobloch, Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern die Kritik Künast's mit dem Hinweis zurückweist, „Wir befinden uns im Wahlkampf. Jeder Politiker hat das Recht, sich und seine politischen Ziele und Visionen wo auch immer öffentlich zu präsentieren", und den Besuch Merkels als „lobenswert“ bezeichnet, weil die Kanzlerin die Gelegenheit ihres Besuchs in der Region wahrnimmt, um die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers zu besuchen, dann darf man das sicher als . "glaubhaftes, beeindruckendes und berührendes Signal" erachten. Und dann hat diese Meinung der früheren Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland sicher das sehr viel größere Gewicht. Dass der Besuch auf Einladung des 93-jährigen Präsidenten der Lagergemeinschaft, Max Mannheimer, zustande kam, der Merkel eingeladen hatte, sei nicht nur am Rande vermerkt. Wie auch seine Feststellung: „Es ist für uns Überlebende eine große Ehre und ein historisches Ereignis." Sei abschließend noch angefügt, was die WAZ in ihrem Bericht zu diesem Besuch abschließend bemerkte: „Die Kanzlerin sonnt sich in atemberaubenden Beliebtheitswerten und fabuliert über Streuselkuchen, während sich SPD, Grüne, Linke und die FDP auf den Marktplätzen abrackern und nach dem richtigen Wahlkampfthema suchen. Der Besuch in Dachau ist es nicht.“

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