Mittwoch, 28. August 2013

Biosphärenreservat: Ablehnung für den Norden Thüringens

Das jedenfalls ist das Fazit einer Erörterung dieses Themas während des August-Mitgliedertreffs des Nordhäuser Unternehmerverbandes (NUV) am Montag auf der Terrasse des Gasthauses „Sonneneck“ im Nordhäuser Gehege. Es war das der zweite Teil der Tagesordnung dieser Mitgliederversammlung, dessen erster Teil den Statements von Birgit Keller (LINKE), Landrätin des Landkreises Nordhausen, und dem Oberbürgermeister der Stadt Nordhausen, Dr. Klaus Zeh, zu deren Amtsführung und Erkenntnissen der ersten 500 Tage gewidmet war.

Dieses Fazit machte übrigens auch deutlich, dass die verschiedentlich geäußerte Vermutung, die Einstellung des NUV könne einseitig dem Interesse der Gipsindustrie und damit der Wirtschaft geschuldet sein, unrichtig ist. Das ergab sich im Laufe der Erörterung dieses Themas durch die Wortmeldungen und Stellungnahmen des Vertreters der IHK, Udo Rockmann und der Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes, Susann Goldhammer., die sich jeweils negativ für ihre Verbände zu einem Biosphärenreservat im Norden Thüringens aussprachen.

Berichterstatter war der Vorsitzende des NUV, Hans-Joachim Junker, dem zu bescheinigen ist, dass er (soweit ich das beurteilen konnte) absolut objektiv die Modalitäten eines Biosphärenreservates mit seinen Eigen- und Besonderheiten darstellte. Vereinfacht wiedergegeben soll ein solches Reservat in der Regel mindestens 30 000 ha umfassen. Es gliedert sich in drei Zonen, nämlich eine naturschutzorientierte Kernzone, eine am Landschaftsschutz orientierte Pflege- und eine sozioökonomisch orientierte Entwicklungszone. Was das jeweils beinhaltet umriss Junker, wobei danach gesichert sein muss, dass die Kernzone mindestens 3% der Gesamtfläche einnehmen muss, die Pflegezone mindestens 10% und die Entwicklungszone 50% des Reservates umfassen muss. Jedes Biosphärenreservat muss über mindestens ein Informationszentrum verfügen, das hauptamtlich und ganzjährig betreut wird. Das Informationszentrum soll durch dezentrale Informationsstellen ergänzt werden.

Auf die weitere Übersicht der Ausführungen des Berichterstatters muss hier nicht weiter eingegangen werden, nachdem Nils Neu vom Vorstand des NUV in der dem Bericht folgenden Diskussion mit einem 31seitigen Kriterienkatalog für die Anerkennung eines Biosphärenreservates aufwartete, der zwar sehr ausführlich über diese Kriterien informiert, letztlich aber auch darauf verweist, dass Funktionen und Beschränkungen durch Verordnungen festgelegt und geregelt werden, die den strukturellen Besonderheiten des jeweiligen Reservates Rechnung tragen. Die Kriterien des Biosphärenreservates Berchtesgaden zum Beispiel sind wesentlich andere als jene des Biosphärenreservates Spreewald oder eines der Wattenmeere.


Hier aber ging es um ein mögliches, und von den Grünen angestrebtes Biosphärenreservat im Norden Thüringens. Ein solches würde voraussichtlich an das von der UNESCO noch nicht anerkannte Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz in Sachsen-Anhalt angrenzen, ohne dass es sich um eine Erweiterung handeln würde. Eine eigene Verwaltung wäre also nötig. In der Veranstaltung des NUV machte zum Beispiel der Bürgermeister der Gemeinde Südharz (Rottleberode), Ralf Rettig,
deutlich, warum seine Gemeinde dem Biosphärenreservat Südharz nicht zustimmt. Abgesehen von zahlreichen anderen Umständen sind es aber auch die durch eine Kernzone führenden Wanderwege, deren Verlauf dann möglicherweise verlegt werden muss. Was in diesem Falle den Karstwanderweg betreffen könnte. Und so trugen auch die Vertreter der IHK und des Kreisbauernverbandes ihre Gründe zur Ablehnung eines Biosphärenreservates vor. Und was damit in dieser NUV-Veranstaltung vorgetragen wurde, dürfte schließlich auch bei der offiziellen Anhörung zu diesem Thema im September in Erfurt vorgetragen werden. Im Ergebnis: der Norden Thüringens braucht kein Biosphärenreservat, ihm genügen die bisherigen Landschaftsschutz- Naturschutz- und FFH-Gebiete. Die dem Verlauf der Erörterung interessiert zuhörenden Chefs der Verwaltungen von Landkreis und Stadt Nordhausen schienen zufrieden mit dem Verlauf.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen