Wie schon angekündigt, wird Herr Prof. Dr.
Werner Ebert im Krankenhaus Neustadt einen Vortrag über die
„Tuberkulose und die Kunst“ halten. Millionen Menschen starben
und sterben an dieser Krankheit, darunter viele Künstler. Diesem
Thema widmet sich der ehemalige Chefarzt der Thorax-Klinik des
Universitätsklinikums Heidelberg und zeigt in diversen Bildern
berühmte Opfer aus allen Bereichen der Kunst. Begleitet wird der
Vortrag
mit einer kleinen Ausstellung, wo u.a. einige Exemplare des
„Blauen Heinrichs“ gezeigt werden. Sie stammen aus der Sammlung
von Dr. Kurz, der als Oberarzt in dieser Klinik tätig ist. „Blauer
Heinrich“ – unter diesem Begriff vermutet man als letztes einen
„Taschenspucknapf“ und doch gehörte dieses strahlend blaue
Glasfläschchen mit seiner klar gestalteten Silberfassung zur
Aufnahme des Sputums und wurde eigens für diesen unappetitlichen
Zweck erdacht. Unter dem Klappdeckel verbirgt sich ein silberner
Trichter. Der Fuß ist abschraubbar, so dass sich das Fläschchen
leicht mit Wasser oder einer Desinfektionslösung durchspülen und
reinigen ließ. Die transparente Wandung erlaubte die Blickkontrolle
des Füllungsgrads, wobei der unansehnliche Inhalt gleichzeitig durch
die kräftige Färbung des Kobaltglases den Blicken Dritter entzogen
wurde. Das „Taschenfläschchen für Hustende“ wurde von dem der
Arzt Peter Dettweiler (1837-1904) entwickelt. Hergestellt wurde es
von der Firma Noelle & Co. in Lüdenscheid, die es für 1
Mark 50 vertrieb. Dettweiler betrachtete es als „heilige Pflicht
[…] jedem Hustenden […] den Gebrauch dieses einfachen, billigen
Gerätes“ zur Auflage zu machen. Dr. Dettweiler erwarb sich auch
Verdienst für die Etablierung der Liegekur. Entsprechende
Liegehallen gehörten auch in Sülzhayn zu jeder Heilstätte.
Literarische Berühmtheit erlangte das Sputumfläschchen durch Thomas
Manns Der Zauberberg.
Schon auf der Fahrt vom Bahnhof zum Sanatorium Berghof, wo Hans
Castorp seinen kranken Vetter Joachim besucht, darf er einen Blick
auf die „flache, geschweifte Flasche aus blauem Glase mit einem
Metallverschluß“ werfen. Joachim lässt sie jedoch gleich wieder
in seine Manteltasche gleiten, mit den Worten: „Das haben die
meisten von uns hier oben. […]. Es hat auch einen Namen bei uns, so
einen Spitznamen, ganz fidel.“ Später erfährt Hans Castorp diesen
Namen aus dem Mund der ungebildeten Frau Stöhr: „Ganz ohne
Überwindung“, so Thomas Mann, „mit störrisch unwissender Miene,
brachte sie die fratzenhafte Bezeichnung «Der Blaue Heinrich» über
die Lippen.“
Wann:
Vortrag am 25.4.2018 um 19 Uhr
Wo:
im Atrium des Krankenhaus Neustadt
Entritt frei – um Spenden
wird gebeten für das Hospiz Neustadt
Dr. Wolfgang R. Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Fördervereins
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