Donnerstag, 5. April 2018

Rede von Oberbürgermeister Kai Buchmann anlässlich des Gedenkens an die Opfer der Luftangriffe am 4. April 2018 an der Stele vor dem Rathaus


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Nordhäuserinnen und Nordhäuser,
ich grüße die Vertreter der Fraktionen des Stadtrates und
Kreistages, der Kirchen und der Nordhäuser
Religionsgemeinschaften.
Dienstag, der 3. April 1945 und Mittwoch, der 4. April 1945, sind
die Tage, die sich als Schreckensereignisse tief in das
Gedächtnis der Stadt Nordhausen und der überlebenden
Nordhäuser Bürger eingeprägt haben.
An den beiden Tagen im April versinkt das 1000-jährige
Nordhausen in Schutt und Asche. Die Stadt ist seitdem eine
andere.
Mehr als 8000 Bürger - jung und alt - aber auch Soldaten,
Flüchtlinge und Häftlinge des KZ Dora verlieren ihr Leben.
Unzählige Verwundete - körperlich wie seelisch - bleiben
zurück.
Der Macht der Zerstörung steht die Ohnmacht des damaligen
und heutigen Betrachters gegenüber.
Erfassbar ist und bleibt die Zerstörung Nordhausens aber nur
im Kontext des Zweiten Weltkrieges. Eine Umdeutung der
Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge oder eine andere
politisch-moralische Einordnung des Ereignisses ist nicht
richtig.
Insofern gilt unser Mitgefühl allen Opfern als einzelne
Menschen, auch und gerade weil wir heute hier der Nordhäuser
Opfer gedenken.
Meine Damen und Herren,
die wenigsten von den hier versammelten Nordhäuser
Bürgerinnen und Bürgern kennen die schrecklichen Kriegsjahre
und die Zerstörung unserer Stadt.
Viele von uns kennen nur noch Zeiten des Friedens.
Wie verletzlich Frieden, Freiheit und Demokratie sein können,
sehen wir fast alltäglich an den Bildern aus den Krisenherden
dieser Welt.
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Heute drängt sich mir die Frage auf:
Können auch bei uns – sei es in Europa, Deutschland oder
Nordhausen - Mahnen und Gedenken helfen gegen die sich
breit machende Verunglimpfung von Religionen und Ethnien
aber auch gegen das Vergessen des Krieges und seiner
Folgen?
Ich sage ganz deutlich: Ja!
Das Vergangene stiftet uns sowohl gesellschaftlich und
politische als auch eine persönliche Orientierung und zwingt
uns zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte,
Identität und Haltung!
Das was 1945 geschehen ist, das soll nicht folgenlos bleiben!
In diesem Sinne gedenken wir mit einer Schweigeminute den
Opfern der Zerstörung.
[…………….]
Im Gedenken an sie – die Toten der Zerstörung vom 3. und 4.
April 1945 – legen wir heute diese 100 weißen Rosen nieder.
Vielen Dank!

Nordhausen am 04.04.2018

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