Donnerstag, 26. April 2018

Neue Impulse für eine zukunftsorientierte Mittelstandspolitik


Die neue Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Mittelstand stärker in ihren Fokus zu rücken. Nach der Begrüßung durch Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär und neuer Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung, diskutierten auf dem gestrigen Round Table Mittelstand Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie mit Wissenschaftlern verschiedener Forschungsinstitute und Vertretern von Wirtschaftsverbänden und der KfW-Bankengruppe über "Neue Impulse für eine zukunftsorientierte Mittelstandspolitik".

"Es gilt, die Rahmenbedingungen und das vorhandene Potenzial zu stärken", so lautete ein Ergebnis des Round Table Mittelstands. Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen) legte in ihrem Eingangsstatement dar, dass trotz der politischen Rahmenbedingungen die Ansatzpunkte der Mittelstandspolitik noch mutiger gedacht werden könnten. Auch sei aus Sicht der Forschung eine Mittelstandspolitik des Nachteilsausgleichs nicht mehr zu rechtfertigen: "Stattdessen sollte eine moderne und zukunftsorientierte Mittelstandspolitik die Rolle des Mittelstands und das Potenzial, das in genau seiner Vielfalt liegt, für eine wettbewerbsfähige und zukunftsgewandte Wirtschaft und Gesellschaft betonen", hob die Präsidentin des IfM Bonn hervor. Allerdings erfordere dies ein mittelstandspolitisches Leitbild, von dem sich Start-ups ebenso angesprochen fühlen wie Soloselbstständige und traditionsreiche Familienunternehmen. "Mittelstandspolitik ist zudem heute eine Querschnittsaufgabe, bei der die Besonderheiten des Mittelstands nur gemeinsam mit anderen politischen Akteuren zur Geltung gebracht werden können", so die IfM-Präsidentin.

Wie eine unternehmerische Gesellschaft in Deutschland gefördert werden könnte, zeigten Prof. Dr. Mark Sanders (Universität Utrecht/Niederlande) und Prof. Dr. Michael Fritsch (Friedrich-Schiller-Universität Jena) auf. Ihre Vorschläge, "Die FIRES-Reform Strategie für Deutschland", zielen auf mehr innovatives Unternehmertum: "Deutschland braucht dazu mehr Gründer, die Neues wagen und daran auch scheitern dürfen", so die Wissenschaftler.

Warum das Silicon Valley aber dennoch kein Vorbild für das Gründertum in Deutschland sein kann, erläuterte Prof. Dr. Andrea Herrmann (Universität Utrecht/Niederlande) in ihrem Vortrag "Deutsche gründen anders": Nicht nur die Rahmenbedingungen hierzulande seien anders als in den USA, sondern auch die Bedingungen des Arbeits- und Finanzmarkts. Gleichwohl erfordern innovative Unternehmenskonzepte nach Ansicht von Marius Berger (ZEW) neuartige Finanzierungsmodelle. So habe sich beispielsweise die "Förderung von Business Angel Investitionen zur Stimulierung von Wagniskapitalinvestitionen in Gründungsprojekte und junge Unternehmen" als ein positiver Impuls für die Innovationsförderung erwiesen.

Neue Impulse für den Mittelstand setzen aber auch Kooperationen mit innovativen Start-ups. "Aus diesem Grund hat das RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft ein interaktives Veranstaltungskonzept entwickelt, das mittelständische Unternehmen mit der Arbeitsweise dieser jungen innovativen Unternehmen vertraut macht", berichtete Christof Starke, Fachbereichsleiter im RKW.

Gleichwohl müssen nach Erkenntnis von Dr. Klaus-Heiner Röhl (IW) auch neue Impulse für den Mittelstand von EU-Seite ausgehen: In seinem Vortrag empfahl er, nicht nur die KMU-Schwellenwerte anzupassen und wachstumshemmende Faktoren zu identifizieren, sondern auch größere Mittelständler zu stärken sowie Bürokratieabbau und Deregulierung voranzutreiben.


Dr. Jutta Gröschl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn
Mitteilung des idw - Informationsdienst Wissenschaft am 25.04.2018

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