Dienstag, 24. April 2018

Oberbürgermeister Andreas Bausewein eröffnet vocatium Region Erfurt 2018

 Erfurt 23. April 2018 – Um 8.30 Uhr warten die ersten Klassen vor dem Steigerwaldstadion auf ihre Gespräche mit den Ausstellern. Herr Oberbürgermeister Bausewein schneidet das grüne Band durch und die 9. Fachmesse für Ausbildung+Studium ist eröffnet. Am ersten Messetag haben ca. 1.000 Schüler die vocatium besucht. In dem schönen Parksaal werden konzentrierte Gespräche zwischen Ausstellern und Schülern geführt. In der ersten Etage treffen parallel Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft und Bildung zusammen. Zur Diskussion stehen die Fragestellungen: „Vor welchem Wandel steht die Berufsausbildung in Zeiten der Digitalisierung? Auf welche Kompetenzen der Auszubildenden kommt es an?“ Im Gespräch mit Maria Teresa Hummel und Imke Rudlof vom IfT Institut für Talententwicklung waren namhafte Vertreter aus der hiesigen Ausbildungspraxis zugegen.

Udo Bauer, Abteilungsleiter für Personalmarketing und -entwicklung der Stadtwerke Erfurt, wies auf die besondere Bedeutung einer an der Digitalisierung orientierten Ausbildung hin: Die Gestaltung zukünftiger digitaler Lebens- und Arbeitswelten stelle völlig neue Ansprüche an die kommenden Tätigkeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Je mehr digitale Technik vorhanden sei, desto wichtiger sei es, sie angemessen bedienen zu können. Weil die Zeiträume für die Umsetzung technischer Veränderungen immer kürzer würden, spiele die Flexibilität der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zukünftig eine zentrale Rolle in ihrer Erwerbsbiografie. Während heute niemand genau sagen könne, welche Anforderungen die Berufsausbildung von morgen mit sich bringe, weil ständig neue Berufsbilder entstünden, gelte als übergreifender Auftrag der Berufsausbildung die Vermittlung von Werten.

Laut Karsten Pohlemann, Schulleiter der Andreas-Gordon-Schule in Erfurt, sei es für die zukünftige Schulbildung entscheidend, dem Thema der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüberzutreten, da nicht zuletzt die Erwartungshaltung der Unternehmen steige. Der Fokus liege dabei vor allem auf einer dualen Ausbildung, die die Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft ermögliche. Um zukünftige Auszubildende bereits im Kindesalter für die digitale Technik zu begeistern, beteiligte sich die von ihm geleitete berufsbildende Schule etwa an der Erfurter „Kinderkult“-Messe. Mit dem „digitalen Klassenzimmer 4.0“ erhielten die Jüngsten hierbei einen spielerischen Einblick in die zukünftige Welt des Programmierens, des digitalen Sprachenlernens und des 3D-Drucks. 

Dr. Gerald Lengyel, Bereichsleiter für Jugendliche der Agentur für Arbeit Erfurt, stellte heraus, dass die Kompetenz der Auszubildenden im Umgang mit den digitalen Medien allein nicht ausreichend sei, um die Arbeitswelt der Zukunft erfolgreich zu gestalten. Auch im Zeitalter der digitalen Technik spiele die Fähigkeit des individuellen Abwägens eine entscheidende Rolle. Die soziale Kompetenz sei es auch, die neben dem technisch-physikalischen Grundwissen auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft gefragt sei: So erweise sich die vormalige Vorstellung klarer hierarchischer Strukturen als zunehmend hinfällig. Zudem komme es zukünftig insbesondere auf interkulturelle Kompetenzen an, weil eine global vernetzte Wirtschaft das Wissen um die Besonderheiten diverser kultureller Hintergründe erfordere. Da grundsätzlich alle Berufe von der Digitalisierung betroffen seien, sei nicht etwa die Digitalisierung für den vielfach beschworenen Verlust traditioneller Berufsbilder verantwortlich, sondern vielmehr die mit ihr einhergehenden Umstrukturierungs- und Rationalisierungsprozesse. Wer vom digitalen Wandel profitieren wolle, müsse ein neues Verhältnis zum Thema Weiterbildung entwickeln: Statt auf einmal erworbene Fähigkeiten immer wieder zurückgreifen zu können, sei es erforderlich, sich permanent weiterzuentwickeln. Hierfür könnten neue Kooperationen zwischen Schulen, Universitäten und Unternehmen die Grundlage schaffen.


Auch am 24. April 2018 stehen die Türen der vocatium Region Erfurt offen. Schüler, Eltern, Lehrer sowie interessiertes Fachpublikum sind herzlich willkommen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen