Erfurt 23. April 2018
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Um 8.30 Uhr warten die ersten Klassen vor dem Steigerwaldstadion auf
ihre Gespräche mit den Ausstellern. Herr Oberbürgermeister Bausewein
schneidet das grüne Band durch und die 9.
Fachmesse für Ausbildung+Studium ist eröffnet. Am ersten Messetag haben
ca. 1.000 Schüler die vocatium besucht. In dem schönen Parksaal werden
konzentrierte Gespräche zwischen Ausstellern und Schülern geführt. In
der ersten Etage treffen parallel Vertreter
aus den Bereichen Wirtschaft und Bildung zusammen. Zur Diskussion
stehen die Fragestellungen: „Vor welchem Wandel steht die
Berufsausbildung in Zeiten der Digitalisierung? Auf welche Kompetenzen
der Auszubildenden kommt es an?“ Im Gespräch mit Maria Teresa
Hummel und Imke Rudlof vom IfT Institut für Talententwicklung waren
namhafte Vertreter aus der hiesigen Ausbildungspraxis zugegen.
Udo
Bauer, Abteilungsleiter für Personalmarketing und -entwicklung der
Stadtwerke Erfurt, wies auf die besondere Bedeutung einer an der
Digitalisierung orientierten Ausbildung
hin: Die Gestaltung zukünftiger digitaler Lebens- und Arbeitswelten
stelle völlig neue Ansprüche an die kommenden Tätigkeiten der
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Je mehr digitale Technik vorhanden
sei, desto wichtiger sei es, sie angemessen bedienen zu
können. Weil die Zeiträume für die Umsetzung technischer Veränderungen
immer kürzer würden, spiele die Flexibilität der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer zukünftig eine zentrale Rolle in ihrer Erwerbsbiografie.
Während heute niemand genau sagen könne, welche
Anforderungen die Berufsausbildung von morgen mit sich bringe, weil
ständig neue Berufsbilder entstünden, gelte als übergreifender Auftrag
der Berufsausbildung die Vermittlung von Werten.
Laut
Karsten Pohlemann, Schulleiter der Andreas-Gordon-Schule in Erfurt, sei
es für die zukünftige Schulbildung entscheidend, dem Thema der
Digitalisierung aufgeschlossen
gegenüberzutreten, da nicht zuletzt die Erwartungshaltung der
Unternehmen steige. Der Fokus liege dabei vor allem auf einer dualen
Ausbildung, die die Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft
ermögliche. Um zukünftige Auszubildende bereits im Kindesalter
für die digitale Technik zu begeistern, beteiligte sich die von ihm
geleitete berufsbildende Schule etwa an der Erfurter „Kinderkult“-Messe.
Mit dem „digitalen Klassenzimmer 4.0“ erhielten die Jüngsten hierbei
einen spielerischen Einblick in die zukünftige
Welt des Programmierens, des digitalen Sprachenlernens und des
3D-Drucks.
Dr.
Gerald Lengyel, Bereichsleiter für Jugendliche der Agentur für Arbeit
Erfurt, stellte heraus, dass die Kompetenz der Auszubildenden im Umgang
mit den digitalen Medien
allein nicht ausreichend sei, um die Arbeitswelt der Zukunft
erfolgreich zu gestalten. Auch im Zeitalter der digitalen Technik spiele
die Fähigkeit des individuellen Abwägens eine entscheidende Rolle. Die
soziale Kompetenz sei es auch, die neben dem technisch-physikalischen
Grundwissen auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft gefragt sei: So erweise
sich die vormalige Vorstellung klarer hierarchischer Strukturen als
zunehmend hinfällig. Zudem komme es zukünftig insbesondere auf
interkulturelle Kompetenzen an, weil eine global vernetzte
Wirtschaft das Wissen um die Besonderheiten diverser kultureller
Hintergründe erfordere. Da grundsätzlich alle Berufe von der
Digitalisierung betroffen seien, sei nicht etwa die Digitalisierung für
den vielfach beschworenen Verlust traditioneller Berufsbilder
verantwortlich, sondern vielmehr die mit ihr einhergehenden
Umstrukturierungs- und Rationalisierungsprozesse. Wer vom digitalen
Wandel profitieren wolle, müsse ein neues Verhältnis zum Thema
Weiterbildung entwickeln: Statt auf einmal erworbene Fähigkeiten
immer wieder zurückgreifen zu können, sei es erforderlich, sich
permanent weiterzuentwickeln. Hierfür könnten neue Kooperationen
zwischen Schulen, Universitäten und Unternehmen die Grundlage schaffen.
Auch
am 24. April 2018 stehen die Türen der vocatium Region Erfurt offen.
Schüler, Eltern, Lehrer sowie interessiertes Fachpublikum sind herzlich
willkommen.
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