Die Weinstein-Problematik hat in den
vergangenen zwei Wochen in den deutschen Medien eine Sexismus-Debatte
ausgelöst, die nun scheinbar mit der Anne-Will-Talkshow am Sonntag
ihren Höhepunkt überschritten hat. In der Abendschau des MDR am
Dienstag wurde u.a. kurz von einer Ausstellung im Panorama in Bad
Frankenhausen berichtet, deren (Kinder-)Bilder teilweise – nach
Meinung von befragten Besucherinnen – sogar an die Grenze der
Pornografie stoßen. Man beließ es allerdings bei solch kritischen
Stimmen. Ganz im Gegensatz zu einer Ausstellung neulich in der Mensa
der Uni Göttingen. Von der Ulf Poschardt (Chefredakteur von WELT)
am 07.d.M. berichtete (Auszug):“In der Mensa der Uni Göttingen ist
gerade eine Ausstellung mit dem schönen Titel "Geschmackssache"
vorzeitig abgehängt worden, weil manche Bilder "sexistisch"
seien. Vor allem die Werke der Künstlerin Marion Vina missfielen
einigen Studenten, da die Zeichnungen von Brüsten und Hintern -
"idealisierte und normschöne Frauenkörper" (so die
Kritiker) - zu einer "Objektifizierung" von Frauen führten.
Die Studenten bekamen sogleich Unterstützung der
Gleichstellungsbeauftragten, vorbei war es mit der Schau. Meine
68er-Eltern haben dafür gekämpft, Nackte ausstellen zu dürfen. Wir
müssen jetzt die hart erfochtenen Rechte nach links verteidigen. Das
ist Biedermeier, 50er-Jahre-Enge, McCarthyianismus - und alles aus
der linken Ecke.“ (Ende des Auszugs) Und Poschardt regt an: Wie
empfinden Sie das? Schreiben Sie mir.
Ich habe nicht geschrieben. Auch
deshalb nicht, weil mir bei meiner Überlegung ein „Spiegel“-Bericht
aus dem Jahr 2013 unter dem Titel „Das Dekolleté von Nordhausen“
einfiel. Damals warb die Online-Zeitung „nnz“ für sich mit einem
Bild,, von dem es in dem Spiegel-Bericht heißt (Auszug): „Zwei
Brüste, ein zweideutiger Spruch, eine schlüpfrige Botschaft -
fertig ist die erfolgreiche Werbeanzeige. Das denkt man sich offenbar
auch beim lokalen Nachrichtenportal "nnz-online" in
Nordhausen. Doch dann entdeckt die Gleichstellungsbeauftragte des
thüringischen Städtchens das Motiv.“ . . .
Und sie beschließt zu handeln,
schließlich ist sie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Seit
mehr als 20 Jahren macht sie den Job, einiges habe sich in dieser
Zeit schon verbessert, sagt sie - doch durch die Anzeige fühle sie
sich um zehn Jahre zurückgeworfen. Also schreibt sie einen Brief an
das Online-Portal "NNZ" und auch an das Anzeigenblatt.
Darin bittet sie, den "Abstieg im Niveau" durch derartige
Anzeigen nicht noch zu beschleunigen. Man versuche offenbar,
Nachrichten mit Hilfe frauenfeindlicher und sexistischer Worte und
Motive "an den Mann" zu bringen - worauf man doch bitte
künftig verzichten möge.
Die Antwort der
"nnz-online"-Redaktion, die im Wesentlichen aus dem
Chefredakteur Peter-Stefan Greiner besteht, ist eindeutig. "Sehr
geehrte Frau Müller", heißt es darin, "wer den Sinn der
Werbung nicht versteht und keinen Humor hat, der sollte in nächster
Zeit vielleicht alle Medien meiden."
(Ende der Auszüge. Ich stelle das Bild hier nicht ein, um keine
falschen Eindrücke aufkommen zu lassen.) Nun
jedenfalls könnte sich die Gleichstellungsbeauftragte durch einen
Streifzug durch die Medien in ihrer Auffassung vollauf bestätigt
sehen.
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