192 Mio. Euro lassen sich Urlauber aus
dem Kreis Nordhausen ihre Reiselust kosten
Kofferpacken
im Landkreis Nordhausen – Reiselust steht hoch im Kurs: Insgesamt geben
die Menschen aus dem Kreis Nordhausen nahezu 192 Millionen Euro pro
Jahr für den Tourismus aus – von der Landpartie bis zur Pauschalreise
und von der Radtour bis zum Städtetrip. Das geht aus einer regionalen
Tourismus-Datenanalyse hervor, die das Pestel-Institut jetzt erstmals
für die Initiative „Auf Zukunft gebucht“ der Tourismuswirtschaft gemacht
hat. Diese wollte wissen, wie viel das touristische Erleben den
Menschen in der Region wert ist.
Vom
Kind bis zum Senior im Kreis Nordhausen: Die Pro-Kopf-Ausgaben für den
Tourismus betragen 2.300 Euro im Jahr. „Egal, ob es der Flug zur
Ferieninsel oder das Essen am Urlaubsort ist: Rund 16 Prozent von dem
Geld, das die Einwohner vom Landkreis Nordhausen ausgeben, fließt in den
Tourismus. Zum Vergleich: 13 Prozent sind es für Nahrungsmittel.
Ähnlich wie im Kreis Nordhausen liegt die Ausgabe hier bundesweit bei
durchschnittlich 1.800 Euro pro Kopf und Jahr“, sagt Matthias Günther.
Für den Leiter des Pestel-Instituts ist der Tourismus damit „ein starker
Wirtschaftsfaktor – auch deshalb, weil drei Viertel der Ausgaben in
Deutschland bleiben“. Das zeige, dass das „Reiseziel Deutschland“ nach
wie vor hoch im Kurs stehe.
Dabei
wäre die Attraktivität des Tourismus sogar noch zu steigern. Er könnte
Urlaubern aus dem Kreis Nordhausen nämlich noch mehr fürs Geld bieten,
sagt der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) als
Koordinator der Initiative „Auf Zukunft gebucht“.
Dies
fange bereits bei der unterschiedlich hohen Besteuerung von Speisen an:
„Es ist nicht einzusehen, warum frisch zubereitetes Essen in
Restaurants nicht geringer besteuert wird – nämlich mit 7 statt der
bislang fälligen 19 Prozent Mehrwertsteuer. Dies ist schließlich bei
fertigen Produkten aus dem Supermarktregal oder von der Ladentheke in
Bäckereien und Metzgereien, die ‚auf die Hand‘ verkauft werden, völlig
normal. Hier wird mit zweierlei ‚Steuermaß‘ gemessen – das ist eine
Farce“, sagt BTW-Generalsekretär Michael Rabe.
Die
Tourismuswirtschaft kritisiert, dass der Staat kräftig an der
Preisspirale beim Reisen drehe. Allen voran durch die
Luftverkehrssteuer, die Deutschland im Alleingang erhebe. Sie werde
immer dann fällig, wenn ein Flugzeug von einem deutschen Flughafen
abhebe und mache das Reisen so jährlich um gut eine Milliarde Euro
teurer.
Auch
die Luftsicherheitsgebühren wälze der Staat – anders als beispielsweise
in Spanien, Italien oder in den USA – auf die Reisenden und Unternehmen ab.
„Hier geht es um Passagier- und Gepäckkontrollen – und um bundesweit
immerhin fast 700 Millionen Euro allein in diesem Jahr. Dabei ist
Terrorismusbekämpfung und Gefahrenabwehr eine staatliche Aufgabe“, sagt
Rabe.
Die
Branche appelliert daher jetzt in einem „Tourismus-Brief“ an die
heimischen Bundestagsabgeordneten, sich politisch für ein „günstigeres
Reiseklima“ einzusetzen. „Es wird Zeit, die Stellschraube staatlicher
Kostentreiber im Tourismus zurückzudrehen. Denn es trifft den Großteil
der Bevölkerung im Landkreis Nordhausen, wenn der Staat weiterhin einen
starken ‚Steuer- und Gebühren-Aderlass‘ beim Tourismus betreibt“, so
Rabe. Die Tourismusbranche spricht sich in dem Parlamentarierbrief zudem
für ein bezahlbares Bahnfahren aus. Hier dürfe der Staat das Augenmaß
nicht verlieren.
Mitteilung des Pestel-Instituts am 20.11.2017
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