Samstag, 25. November 2017

IfM-Hintergrundinformation zum Sozialen Unternehmertum

Die Weihnachtszeit naht - und damit steigt auch die Anzahl der Werbebriefe von sozialen Einrichtungen und Institutionen. Doch was zeichnet Soziales Unternehmertum eigentlich aus? Wie viele soziale Unternehmen gibt es in Deutschland? Mit diesen Fragen haben sich jüngst Wissenschaftler des IfM Bonn beschäftigt.

Sozialunternehmen weisen sowohl Eigenschaften der kommerziellen Wirtschaft als auch der Sozialwirtschaft auf: So zählen unternehmerisch handelnde Marktakteure, die ihre Produktions- oder Organisationsweise nach sozialen Gesichtspunkten ausrichten, ebenso dazu wie Unternehmen, die auf dem Feld der so genannten Sozialwirtschaft aktiv sind. Ihre Zielsetzung ist es beispielsweise, benachteiligte Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Allerdings gibt es bislang in Deutschland keine amtliche Statistik, die Sozialunternehmen vollumfänglich erfasst und als solche ausweist. Um ihre Zahl grob schätzen zu können, kann man auf die Zahl der gemeinnützigen Kapitalgesellschaften zurückgreifen. Diese Unternehmen verfolgen nachweislich soziale Zwecke, reinvestieren Einkünfte und betätigen sich zugleich wirtschaftlich. Im Handelsregister wurden 2016 rund 11.440 gemeinnützige GmbHs (gGmbHs) in Deutschland identifiziert. Hinzu kommen mehr als 500 gemeinnützige Unternehmergesellschaften (gUGs – Stand 2013). Zur Anzahl der gemeinnützigen AGs liegen ebenso wenig Zahlen vor wie zu den Personengesellschaften und Einzelunternehmen, die zwar nicht steuerbegünstigt sind, dennoch aber eine soziale Mission verfolgen. Insgesamt kann man also davon ausgehen, dass die Anzahl gemeinnütziger Kapitalgesellschaften eine zahlenmäßige Untergrenze für die Sozialunternehmen in Deutschland darstellt.

Mit Hilfe der folgenden Eckpunkte lassen sich Sozialunternehmen besser von anderen Unternehmensformen abgrenzen:

Marktaktivität
Sozialunternehmen nehmen am Marktgeschehen teil. Die unternehmerische Aktivität stellt allerdings kein Alleinstellungsmerkmal von Sozialunternehmen dar, denn dies gilt auch für andere gewinnorientierte Unternehmen. Aus diesem Grund lässt sich das Sozialunternehmen in seiner Eigenschaft als Marktteilnehmer nicht trennscharf abgrenzen. Dem stehen primär gemeinwohlorientierte Organisationen gegenüber, die sich überwiegend aus Beiträgen ihrer Mitglieder finanzieren und bei denen Einkünfte aus der Markttätigkeit nur eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielen. Allerdings können diese auch wirtschaftliche Zweckbetriebe unterhalten, die aufgrund ihrer Marktaktivität wiederum Sozialunternehmen bzw. Sozialbetriebe darstellen.

Soziale Mission
Sozialunternehmen handeln primär gemeinwohlorientiert und verfolgen insofern eine soziale Mission. Rückschlüsse auf eine Gemeinwohlorientierung erlaubt der Status der Gemeinnützigkeit. Im Umkehrschluss kann allerdings nicht geschlussfolgert werden, dass nicht auch Unternehmen bzw. Organisationen ohne einen solchen Status soziale Ziele verfolgen. Im Gegenteil: Auch gewinnmaximierende Unternehmen sehen sich vielfach als Teil einer sozialen Gemeinschaft und übernehmen beispielsweise mittels Corporate Citizenship, Corporate Sponsoring und CSR Verantwortung für ihr soziales Umfeld. Aus diesem Grund empfiehlt sich bei Unternehmen ohne Gemeinnützigkeitsstatus eine nähere Betrachtung ihrer Handlungsmuster bzw. ihrer strategischen Zielsetzung.

Gewinnverwendung
Sowohl die Marktaktivität als auch die Existenz einer sozialen Mission sind Voraussetzungen für das dritte charakteristische Merkmal, nämlich die zweckbestimmte Gewinnverwendung. Gewinnorientierte Unternehmen, die freiwillig einen Teil ihres Gewinns zur Erfüllung ihrer sozialen Mission aufwenden, qualifizieren sich somit als Sozialunternehmen. Werden die Gewinne hingegen vollständig verwendet, ist dies ein Zeichen für Gemeinwohlmaximierung. Marktaktive Gemeinwohlmaximierer erfüllen somit stets das Kriterium des Sozialunternehmens.

Nicht marktaktive gemeinwohlorientierte Organisationen erfüllen hingegen nicht das Kriterium des Sozialunternehmens, da keine Gewinnerzielungsabsicht besteht. Dies gilt auch dann, wenn sie wirtschaftliche Zweckbetriebe unterhalten.

Soziale Innovation
Unternehmerisches Handeln steht immer auch in einem gesellschaftlichen Zusammenhang. Von Unternehmen können daher gesellschaftsbezogene Wirkungen ausgehen, selbst wenn diese eigentlich nicht explizit angestrebt werden. Folglich stellt das Kriterium "soziale Innovationen" kein Abgrenzungsmerkmal von Sozialunternehmen dar.

Weitere Informationen:
https://www.ifm-bonn.org/fileadmin/data/redaktion/ueber_uns/ifm-hintergrundinfor...
Dr. Jutta Gröschl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn

Mitteilung des idw – Informationsdienst Wissenschaft am 24. Nov. 2017

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